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R e i s e vom Piio Do^e bis zum Flusse Alcoba^a
Nachdem wir uns zehn Tage hier verweilet, setzten wir unsere
Reise fort. In angenehmer Nachtkühle verHefsen wir bey dem schönsten
heitersten Mondlichte den Maciiri^ der Vollmond spiegelte sich mild und
freundlich auf der breiten Fläche des ruhig glänzenden Meeres, und entschädigte
uns für die Einförmigkeit des Weges auf der ebenen Sandküste;
sanft von ihm beleuchtet schwebte über uns die grofse Nachtschwalbe,
aber leider für unsere Jagdgewehre in unerreichbarer Höhe (=••).
Von dem Macuri bis zum Peruipe^ einem andern Flusse, hat man
fünf Legoas'. Ehe man die Landspitze der Seeküste erreicht, führt der
Weg nach der Prilla t^igoza. Hier verirrten wir uns und kamen an die
Mündung des Peraipe^ wo einige Fischerhütten herum lagen. Wir sahen
uns genöthigt, wieder zurück zu gehen. Es war heller Tag, als wir
durch die Gesträuche zu einem Wiesenplatze am Flusse gelangten, wo
wir unter einem reizenden Cocospalmen-Haine, die aus etwa loo Häusern
bestehende Prilla T^igoza erblickten. Ein durch seine Gröfse unter den
herumstehenden niedern Wohnungen sich auszeichnendes, weifs beworfenes
Gebäude erkannten wir sogleich für das Haus der Camara^ oder das
königliche Gebäude, ritten hier an, und fanden den Oumdor in Gesellschaft
von zwey See-Capitainen, den Herren JOS É DATRIINDADE und
S I L V E I R A JOSÉ MANOE L DE ARAUJO, die von der Regierung beauftragt
waren, die Küste in dieser Gegend astronomisch genau zu bestimmen
und eine Karte von derselben zu verfertigen. Uebrigens war das
Gefolge des Ouvidors von der seltsamsten Zusammensetzung, denn aufser
einigen Portugiesen und Negersclaven, hatte er zehn bis zwölf junge
(*) Dieser Vogel ist eine bis, jetzt noch unbeschriebene Art dieses Geschlechts, welche
ich Caprimulgus cetkereus nannte, da er bis zu einer bedeutenden Höhe in die Lufl steigt, und
dort gleich einem Faliien schwebend steht Er wird 22 Zoll lang, und hat ein rosLröthlich,
dunkelbraun und schwärzlich geflecktes Gefieder. Die obern kleinen Flügeldeck-Federn bilden
einen schwärzlich braunen Fleck. Eine schwarzbraune gefleckte Querbinde bezeichnet das Ende
der Brust.
R e i s e vom Rio Doge bis zum Flusse Älcobaga ^ 5 7
Botocudos von Belmonte und einen jungen Machacali bey sich. Der
Anblick der Botocudos befremdete uns über allen Ausdruck, wir hatten
nie dergleichen sonderbare und auffallend häfsliche Wesen gesehen. Ihre
originellen Gesichter waren durch grofseBlöcke von Holz, die sie in der
Unterlippe und den Ohrläppchen trugen, verzerrt; die Lippe tritt dadurch
weit hervor, und die Ohren hängen bey einigen wie grofse Flügel
bis gegen die Schultern herab; ihr brauner Körper war mit Schmutz
bedeckt. Sie waren schon sehr vertraut mit dem Ouvidor, der sie im
Zimmer beständig um sich hatte, um ihr Zutrauen immer mehr zu
gewinnen. Er hatte einige Leute, die botocudisch sprachen, und liefs
uns Proben ihres Gesanges geben, der einem unartikulirten Geheul gleicht.
Die meisten dieser jungen Indier hatten kürzlich die Pocken gehabt, sie
waren noch über und über mit Narben und Flecken bezeichnet, welches
bey ihrem durch die Krankheit abgemagerten Körper ihre natürliche
Häfslichkeit noch bedeutend vermehrte.
Die Pocken, zuerst durch die Europäer in diese Gegenden gebracht,
sind den Indiern im höchsten Grade gefährlich; viele ihrer Stämme sind
von dieser Krankheit völlig aufgerieben worden. Auch von der Begleitung
des Oavidors waren mehrere in Caravellas gestorben; die meisten
aber hatte man hergestellt und zwar, wie man mir versicherte, durch
Branntwein, den man ihnen in Menge gegeben hatte. Die "Wilden haben
vor dieser Krankheit eine schreckliche Furcht. Grausam und schauderhaft
ist, was man mir von einem gewissen Pflanzer erzählte. Derselbe
soll, um sich an den Tapiiyas^ seinen Nachbaren und Feinden, zu rächen,
Kleidungsstücke, welche an den Pocken Gestorbene getragen hatten, in
den Wal d haben legen lassen, und viele dieser Wi lden sollen durch diese
unmenschliche Mafsregel elend ums Leben gekommen seyn.
Als der Oiividor die Reise nach demMucuri antrat, schifften wi r uns
ein, um vorerst Caravellas und den ^Icobaga zu besuchen. Das Canoe