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A u f e n t h a l t am Rio Grande de Belmonti
pflanzt; die Früchte derselben dienen aber häu% nur den Botocuden zur
Nahrung-, denen man sie wiüig Preis giebt, um das freundschaftliche
Verhältnifs mit ihnen nicht zu stören. Zwischen der Insel und dem nördlichen
Ufer ist der Flufs nur schmal und war jetzt zum Durchwaten seicht;
am südlichen ist er breiter; dort hat der Insel gegenüber ein Geistlicher
aus Minas, Herr Padre FARYA noch kürzlich ziemlich bedeutende Pflanzungen
von Mays, Mandiocca, Reis, Baumwolle u. s. w. angelegt; er
wohnt völlig isolirt; bey seinem Hause streicht die Minas-Strafse vorbey.
Bas Bestacamento dos y^rcos wurde mit einem Fähndrich {Alferes)
und 20 Soldaten besetzt, wovon aber so viele desertirt sind, dafs jetzt
nur etwa noch zehn, grofsentheils farbige Leute, Indier oder Mulatten,
übrig geblieben waren. Die Lebensart der Soldaten ist sehr schlecht,
ihr Sold gering, und ihre Nahrung, die in Mandioccamehl, Bohnen und
Salzfleisch besteht, müssen sie sich selbst erarbeiten. Der hiesige Vorrath
an Pulver und Bley beträgt selten ein Paar Pfund, und von den
alten Gewehren sind nur sehr wenige brauchbar, weshalb man sich im
Fall eines Angriffs in grofser Verlegenheit sehen würde. Die Bestimmung
dieser Soldaten ist zugleich, die Reisenden und ihre Waaren oder
Gepäck den Flufs auf- und abwärts zu schiffen, daher sind sie meistens
in diesem Geschäfte sehr erfahren, und einige können als vortreifliche
Canoeiros gelten. Ihr Commandant war vor kurzem verreist gewesen,
und hatte während seiner Abwesenheit einem UnterofEcier das Commando
übertragen; dieser hatte einem Botocuden, der sich eine Ungezogenheit
erlaubt hatte, eine Strafe auferlegt, worauf sich alle Stammsverwandten
des Bestraften, deren sich gewöhnlich eine bedeutende Anzahl hier aufhalten,
sehr beleidigt fanden, und vereint in die Wälder zurück zogen.
Als A^v Alf eres bey seiner Zuräckkunft das Quartal von den Botocuden
völlig verlassen fand, und die Ursache ihres Aufbruches erfuhr, sandte
er einen jungen Mann ihres Stammes, mit Nahmen FRANCISCO, der sich
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in seiner Gesellschaft befand, ihnen nach, um sie zur Ptückkehr zu
bewegen. Die gewöhnlich in der Nähe des Qaartels sich aufhaltenden
Botofiudos bestehen aus vier Haufen, von denen jeder seinen besondern
Anführer hat, welche die Portugiesen Capitäes yx^nr^^n-, sie hatten sich
sämmtlich in die Wälder tiefer hinein begeben, aber nur von einem
derselben, dem Capitam JUNE, unter den Wilden KERENGI N ATINU CK
genannt, wufste man, dafs er-sich mit seinen Leuten drey Tagereisen
höher aufwärts am Salto aufhielt; wohin sich die drey andern zurückgezogen
hatten, war noch nicht bekannt. Die Sendung des FRANCISCO
brachte nicht sogleich . die gewünschte Wirkung hervor, ich beredete
daher den Commandanten, noch mehrere junge Botocudos, die eben hierher
von Rio de Janeiro — wohin sie der Oavidor gesandt hatte —
zurückgekehrt waren , in derselben Absicht abzuschicken.
Da ich mit Empfehlungen an den Commandanten versehen war, so
befand ich mich auf diesem recht wohl. Zwar fehlt es in dieser
einsamen Wildnifs an den nöthigsten Bedürfnissen, und man ist in Ansehung
der Nahrung auf gesalzene Fische, von einer Gattung, die im
Flusse häufig gefangen wird, auf Mandioccamehl und Bohnen beschränkt;
dagegen aber findet der an Entbehrungen gewöhnte reisende Naturforscher
reichliche Beschäftigung und die angenehmste Unterhaltung in dieser
Gegend. Täglich unternahmen wir Jagdzüge in die Urwälder, die unmittelbar
am Ufer sich geschlossen erheben, und kehrten aus denselben
am Abend so ermüdet zurück, dafs uns kaum Zeit und Kraft genug blieb,
um die gemachten Bemerkungen niederzuschreiben.
Ich benutzte besonders die Abwesenheit der Botocados, um ihre
vor kurzer Zeit verlassenen Hütten, die ziemlich weit vom Flusse entfernt
in einer dicht geschlossenen Wildnifs lagen, zu besuchen, und
durch eigne Ansicht kennen zu lernen. Sie bestanden blos aus Blättern
von Cocospalmen, welche in länglicht runder Gestalt so in die Erde
?
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