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 64  R e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  E  spi  r i t o - S  a n  t o  
 belustigte  die  Herrn  F R E Y R E I S S  und  S E L L O W  der Anblick  einer  grofsen  
 Gesellschaft  von  Fischottern  hras'diensis)  Lontras  ^  welche  ohne  
 Zeichen  von  Scheu  vor  ihnen  schnarchend  und  pfeifend  im  Wasser  
 scherzten.  Die  brasilische  Otter  unterscheidet  sich  von  unserer  europäischen  
 Flufsotfcer  hauptsächlich  durch  einen  etwas  platt  gedrückten  
 Schwanz,  den  auch  A ZAR A  anmerkt,  ein  Charakter,  der  an  den  ausgestopften  
 Exemplaren  gewöhnlich  nicht  mehr  zu  erkennen,  daher  in  
 den  naturhistorischen  Werken  übersehen  worden  ist.  Ihr  Fell  ist  sehr  
 zart  und  schön.  In  den  Hauptflüssen  des  innern  Brasiliens,  z.  B.  im  
 Rio  5.  Francisco  erreichen  sie  eine  colossale  Gröfse,  man  nennt  sie  
 dort  moM  Lontra,  sondern  Ariranha  (Arirannia).  Auch  wir  erhielten  
 hier  eine  dieser  grofsen Ottern,  indem  man  uns  anzeigte,  es  liege  ein  grofses  
 todtes  Thier  mit  Menschenhänden  im  Wasser.  Wir  giengen  selbst  dahin,  
 um  zu  untersuchen,  was  dies  für  ein  sonderbares  Geschöpf  seyn  möchte  
 und  fanden  eine  ungeheuer  grofse,  5  bis  6  Fafs  lange  Fischotter,  welche  
 zwar  todt,  aber  noch  frisch  genug  war  um  unsern  Sammlungen  zugesellt  
 zu  werden.  Welches  die  Ursache  des  Todes  dieser  Otter  gewesen  
 war,  konnten  wir  nicht  ergründen,  sie  schien  keine  äufsere  Verletzung  
 zu  haben.  Höher  aufwärts  halten  sich  in  dem  Itabapuana  auch  Jacare's  
 auf.  Die Wälder  erschallten  vom  lauten  trommelnden  Rufe  des Brüllaffen  
 {Mycetes  arsinas)  und  von  der  laut  röchelnden  Stimme  der  SaäassiXs  
 {Callithrioc  personatas,  GEOFFROY)  die  hier  besonders  häufig  waren.  
 Unsere  Jäger  erlegten  zuweilen  vier  bis  fünf  dieser  niedlichen  Affen  m  
 kurzer  Zelt;  denn  wenn  sie  eine  Bande  derselben  fanden,  so  schössen  
 sie  schnell  und  luden  wieder,  während  einer  oder  mehrere  die  Thlere  
 auf  ihrer  Flucht  über  die  Aeste  hinweg,  immer  im  Auge  zu  behalten  
 suchten.  Der  SaiXassü  ist  bis  jetzt  noch  in  keinem  naturhistorischen  
 Werke  abgebildet.  Er  ist  hübsch  gezeichnet;  der  Kopf  und  die  vier  
 Hände  sind  schwarz  ,  der  Leib  fahl  weifs-graul^räunlich,  der  lange  schlaffe  
 P i e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  Espirito-Santo  i65  
 Schwanz  gelbröthllch.  Mehrere  dieser  Affen  trugen  ihre  Jungen  auf  
 dem  Rücken,  und  wir  fanden  bald,  dafs  diese  sich  leicht  aufziehen  lassen  
 und  sehr  zahm  werden.  Unter  den  Vögeln,  welche  wir  erlegten,  
 befand  sich  eine  vorzüglich  schöne  neue  Art  der  Spechte  ,  welche  ich  
 Picus  melanopteras  nenne.  Das  ganze  Gefieder  ist  welfs,  nur  Flügel,  
 Rücken  und  ein  Theil  des  Schwanzes  sind  schwarz,  und  das  Auge  ist  
 von  einer  nackten  orangegelben  Haut  umgeben.  
 Wir  hatten  zu  Campos  zwey  Jäger  angenommen,  welche  an  die  
 Barra  des  Itabapuana  voran  geeilt  waren,  um  dort  für  uns  zu  jagen  
 und  in  Murihecca  wieder  zu  uns  stofsen  sollten.  Da  die  Zeit,  welche  
 wir  ihnen  anberaumt  hatten,  längst  verstrichen  war,  und  unsere  besten  
 Gewehre  sich  noch  In  ihren  Händen  befanden,  so  war  unsere  Besorgnifs  
 nicht  gering,  dafs  sie  uns  entweichen  möchten.  Wir  bemannten  daher  
 in  aller  Stille  ein  Canoe  mit  unsern  Leuten;  diese  schifften  den  Flufs  bis  
 zu  seiner  ^ a r / ' a  (Mündung  in  die  See)  hinab,  überfielen  die  sorglosen  
 Jäger,  nahmen  ihnen  die  Gewehre,  und  liefsen  sie  ihres  Weges  ziehen.  
 Die  R.eise  vova  Ilabapuana  nordwärts  erfordert  einige  Vorsicht,  da  man  
 bis  zum  Flusse  Jtapemirim.  eine  Strecke  von  6  bis  8  Legoas  durchschneiden  
 mufs,  wo  die  Paris  sich  beständig  feindselig  gezeigt  haben.  Weil  sie  in  
 dieser  Gegend  mehrmals  schreckliche  Mordthaten  verübt  hatten,  so  sah  
 man  sich  genöthlgt,  hier  einen  Militärposten,  das  Quartel  o^^v  Deslacamento  
 das  Barreiras  anzulegen.  Der  Feitor  von  Muribecca  entschlofs  
 sich  selber  uns  nach  jenem  Posten  zu  bringen.  Wir  zogen  durch  hohen  
 Urwald  ,  durch  abwechselnd  offene  sandige  und  von  zahlreichen  Spuren  
 der  Antas  {Tapirus  americaniis)  und  der  Rehe  durchkreuzte  Gegenden,  
 und  erreichten  endlich,  bey  einem  hohen  hölzernen  Kreuze,  den  festen  
 ebenen  Seestrand,  wo  wir  eine  sich  weit  ausdehnende  sanfte  Bucht  in  
 grofser  Ferne  in  eine  Landspitze  endigen  sahen,  und  dort  war  es,  wo  
 sich  uns  auf  der  erhöhten  Küste  das  Quaj^tel  zeigte.  Da  diese  Strecke  
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