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74 R e i s e von Rio de Janeiro nach Cabo Frio
sehr g^emein ist, nehmlich dick geschwollene Füfse. Sie überziehen sich
mit einer harten Haut wie bey der Elephantiasis. Wir baten den Hausherrn,
die Nacht hier zubringen zu dürfen, allein gegen die Art der
brasilianischen Pflanzer, die wir bisher nur von einer vortheilhaflen
Seite hatten kennen gelernt, wies man uns eine sehr schlechte/^araniZa
an einem Stalle oder Schoppen an, wo wir von oben gegen den Reg^en
gedeckt, von den Seiten aber der Witterung- blosgestellt waren. Der
Wirth entfernte sich bey unserer Ankunft und zeigte uns sogleich, dafs
man ihm in Tiririca mit dem Nahmen eines gastfreundlichen Mannes, zu
viel Ehre angethan hatte. Als wir ihn ersuchen liefsen, uns etwas Reis
für unsern Tisch und Mays für unsere Thiere zu verkaufen, schlug er
es rund ab unter dem Vorwande, er habe nichts 5 und erklärte: ob man
uns Wasser geben wolle, das werde sich noch zeigen. Wir sandten nun
Lexite zu Pferd in die Nachbarschaft und kauften die nöthigen Bedürfnisse
auf andern Fazendas, Am folgenden Morgen liefsen wir früh
unsere Tropa laden und aufbrechen; wir selbst aber ritten an das Haus
des Herrn Capitam und liefsen ihm sagen, dafs wir Abschied zu nehmen
wünschten. Als er erschien, dankten wir ihm mit der gröfsten Höflichkeit
für seine zuvorkommende Güte, setzten aber hinzu: wir würden an den
Prinzen-Regenten in de Janeiro berichten, wie gut er den in unsern
Papieren ausgedrückten gütigen Willen der Regierung erfüllt habe,
worauf er zwar betroffen ward, aber vor Wuth schäumend ausrief:
Was geht mich der Prinz-Fiegent an!
Unsere Reise fortsetzend, erreichten wir bald mit hohen Gebüschen
umgebene Sümpfe, an deren Ufern der Quer-Quer oder brasilianische
Kibitz {Kanellus cayennensis) sehr gemein ist dieser schöne Vogel
hat den Nahmen Ouer-Quer, weil er beym Anblick der Menschen oder
{*) MAWB erwähnt dieses Vogels S. 80, indem er sagt, er habe schöne Lapwings
geschossen, mit einem roilien Sporn an jedem Flügel, die einen groi'scn Lärm verursachten.
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anderer fremdartiger Gegenstände mit einer durchdring^enden, widei^lichen
Stimme das Geschrey Quer! Quer! Quer! erhebt, und dadurch
alle andere Vögel aufscheucht. Man trifft ihn auf allen brasilischen Wiesen,
Triften und Sümpfen an. Eben so gemein ist hier die grofse Schwalbe
mit dem weifslichen Halsringe
Die Hitze war jetzt so drückend, wie sie noch nie gewesen war;
es regte sich kein Lüftchen und der trockene tiefe Sandboden, in dem
sich die Strahlen der Sonne brachen, vermehrte die Gluth der Atmosphäre.
In einem schönen Walde, durch den unser W e g jetzt führte, schössen
unsere Jäger eine hübsche Art von Mai^acanä [Psitlacas cfuianensis^
L I N N . ) , welche sich hier in zahllosen Schaaren aufhielt. Jenseits des
Waldes kamen wir an eine Stelle, wo eine Menge Indier von S, Pedro
mit der Ausbesserung des Weges beschäftigt waren. Diese Masse von
braunen Menschen war uns neu und interessant. Nachdem wir einige
Hügel zurückgelegt hatten, erblickten wir plötzlich vor uns die grofse
Lagoa de Araruama^ welche 6 Legoas lang und dabey sehr breit ist,
mit dem Meere 3 Legoa nördlich von Caho Frio zusammenhängt, und
aus deren fischreichen Gewässern man an einigen Stellen des Ufers Salz
gewinnen soll , Wald und einige Wohnungen bekränzten das jenseitige
Ufer, und auf einer kleinen Anhöhe in der Ferne lag die Kirche des
Dorfes S. Pedro. Nachdem wir einen Theil des See's umritten hatten,
erreichten wir die P^enda des Dorfes, wo ich abladen liefs, und meine
(*) Die hier gefundene Schwalbe {liirundo collaris^ ist eine schöne neue Art, TOn der
Grofse unseres deutschen Cypselus. Ihr Gefieder ist bräunlich schwarz, überall mit grünem
Schiller; rund um den Haïs liegt ein weifslicher Ring. Die Schwanzfedern haben Stachel-
Schäfte, deren Spitzen eine Linie lang herTOrtreten. Die Ferse ist unbefiedert, die Zehen
sehr stark, zusammengedrückt, und mit scharfen bogenförmigen Nägeln versehen, welche zum
Anhalten an den Felsen recht geeignet sind. Diese Art habe ich auch zuerst in den Felsen
bey Rio de Janeiro gefunden.
(**) Dieser Landsee wird auch Lagoa de Iraruama oder Aruama genannt.