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Trinken sehr lustig^. Der Geistliche hatte sich ebenfalls hier eingefunden ;
es schien aber, als ob man aufser der Messe nicht viel aus ihm mache.
Durch den Besuch, welchen Herr S E L L O W in der Behausung^ des
Herrn GAR VALHO abgestattet, lernten wir die verschiedenen interessanten
Produkte der gi^ofsen Wa l d u n g e n bey S. Pedro einigermafsen kennen.
Diese Wälder sind mit den schönsten Nutzhölzern und olBcinellen Gewächsen
angefüllt. Herr GARVALHO war früherhin der Ausführung solcher
nutzbarer Holzarten, welche der Krone gehören, beschuldigt und
von der Regierung zur Strafe festgesetzt, nachher aber für unschuldig
erklärt und wieder frey gegeben worden. Hier ist das Brasilienholz, Pao
Brazil {^CcBsalpinia hrasiliensis ^ LINN. ) in Menge vorhanden, und Ipe-
Holz {^Bignonia) von verschiedener Art, mit grofsen gelben und weifsen
Blumen, wovon die eine Art Ipe-amarello genannt wird, eine andere aber,
welche wohl eins der stärksten Schilfbauhölzer liefert, hat den Nahmen
Ipe- Tabacco^ weil ihr gespaltener Kern ein hellgrünes staubartiges Pulver
giebt, ferner Pekeä^ dessen Frucht geniefsbar für Menschen, und eine
gewöhnliche Nahrung der Affen ist; ferner Pitoma^ Oleo Pardo {Laurus)^
Ipeuna {Bignoaio) von allen das härteste Holz. Da es elastisch und dabey
sehr leicht ist, so verfertigen die Indier zuweilen ihre Bogen daraus. Hier
ist ferner Imbiü^ Jaqaä^ Grubu^ Grambari unä Mazaranduba^ welches
Milchsaft zwischen Splint und Rinde hat, woraus die Indier Vogelleim
machen; Graiina und Sergeira (eine Cassia oder Mimosa , die das Laub
abwirft) einer der schönsten und dicksten Bäume. Es ist leicht, ersetzt
Linden- und Pappelholz, und man macht Canoes daraus. Hier sind
Jarraticapitaya^ mit gewürzhafter Rinde, die ein Heihnittel der Indier ist,
Jacarandd oder ¿ois de rose {^Mimosa') ^ schön schwarzbraun, fest und
s c h w e r , nutzbar für Tischler und von einem schwachen aber angenehmen
Rosengeruche ; der weifse Splint wird nicht gebraucht, sondern nur der innere
schwarzbraune Kern; Cairanna {Cerhera oder Gardenia) ^ ein sehr
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leichtes Holz, aus dem man Löffel und Teller macht und dessen Rinde einen
Milchsaft giebt; Peroba, ein hartes, festes Schiffbauholz, das von der Regierung
benutzt wird, und deshalb für ihr Eigenthum erklärt ist; Cartella
{Laarus)^ sehr aromatisch, wie Zimmet riechend; Caübi {Mimosa)^
Mojole, Sepepira^ Putwnajú^ hier und in Rio de Janeiro Araribá ^endjixil,
und andere Arten mehr. Auch ofíicinelle Gewächse findet man hier in Ueberflufs;
unter ihnen nenne ich nur einige, als die Herva moeira do Sertam
mit dem Gewürznelken ähnUchen Geschmack, den Castus arabicus ^ der
gegen eine gewisse venerische Krankhei t gebraucht wird; die Ipecacuanha
prêta {Ipecacuanha officinalis^ ARRUDA; ohne ZWQÎÏQ\ àie JRaiz prêta, in
von ESCHWEGE'S Journal von Brasilien, Heft 1. abgebildet) ; Ipecacuanha
branca {Paiola Ipecacuanha, LINN., oàer Pombalia Ipecacuanha, VANDELLI),
die we l c h e die Wi rkung der China ersetzen soll, u. s. w.
Nachdem wir in der Gegend von S. Pedro mit den Indiern öfters gejagt
hat ten, verhefsen wi r sie Nachmittags und begaben uns nach dem nur
ein Paar Stunden Wege s entfernten Cabo Frio, Ein Aufenthalt, den uns
unterwegs ein Maulthier verursachte, gab uns Gelegenheit, eine hübsche
Art von Maracaná, den unter dem Nahmen des Psittacus Macaouanna
beschriebenen Vogel , zu erlegen; er häk sich schaarenweise hier in den
W ä l d e r n auf und fällt in die Gebüsche und Mayspflanzungen nahe um die
Wohnungen der Indier ein, wo er oft vielen Schaden verursacht.
Noch spät in der Dunkelheit überschiiften wir die Lagoa bey der
P^üla zu Cabo Frio, und wurden daselbst von dem Herrn Capitam
G A R V A L H O in seinem Hause aufgenommen. Cabo Fr io ist das bekannte
Vorgebürge, welches schon früher erwähnt worden ; hohe, Felsenberge,
vor denen einige felsige Inseln liegen, bilden dasselbe. Auf einer dieser
kleinen Inseln ist, in einem Busen nahe an der Küste, ein kleines Fort
(*) Wi r haben diese wirlisame Pilaiize weder in der Blütlie nodi mit der Frucht gefunden,
inn })cstimmen zu können, in welche Familie-sie gehöre. Sie ist Tielleicht ein Convolvulus.