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 i 4 :  A u f e n t h a l t  zu  Vil l a  de  S.  Salvador  
 ein.  Diese  letztern  sind  von  grünen  Palmblättern  geflochten,  haben  
 unten,  wo  sie  auf  dem  Rücken  aufliegen,  einen  Boden  von  Flechtwerk,  
 und  aii  den  Seiten  einen  hohen,  ebenfalls  geflochtenen  Rand,  oben  über  
 aber  sind  sie  gröfstentheils  offen  und  nur  mit  Bindfaden  oder  Bast  weitläuftig  
 überspannt.  Sie  tragen  sie,  wie  oben  schon  erwähnt  worden,  
 eben  so  wie  ihre  Kinder,  auf  dem  Rücken  befestigt  durch  eine  über  die  
 Stirn  gehende  Binde,  zuweilen  aber  auch  an  einem  über  die  Schulter  
 laufenden  Bande;  die  yte  Figur  auf  der  i2ten  Tafel  stellt  einen  solchen  
 Tragkorb  vor.  Zum  Verkauf  bringen  alle  Wilde  häufig  grofse  Kugeln  
 von  Wa chs ,  welches  sie  bey  dem  Herausnehmen  der  wilden  Bienenstöcke  
 aus  den Waldbäumen  sammeln.  Sie  gebrauchen  dies  schwarzbraune  
 Wachs  bey  der  Verfertigung  ihrer  Pfeile  und  Bogen,  auch  machen  sie  
 Lichter  davon,  und  verkaufen  diese  den  Portugiesen.  Diese  Lichter,  die  
 recht  gut  brennen,  bereiten  die  Tapayas,  indem  sie  um  einen  dünnen  
 Kern  von  Wachs  einen  Docht  von  Baumwolle  wickeln  und  nun  das  
 Ganze  fest  zusammenrollen.  Auf  ihr  Messer,  das  sie  an  einer  um  den  
 Hals  herum  gehenden  Schnur  befestigen,  und  auf  dem  Rücken  herabhängen  
 lassen,  legen  sie  einen  hohen  Werth;  oft  besteht  es  nur  aus  
 einem  Stückchen  Eisen,  das  sie  aber  beständig  auf  Steinen  schleifen  und  
 dadurch  äufserst  scharf  erhalten.  Giebt  man  ihnen  ein  Messer,  so  zerbrechen  
 sie  gewöhnlich  den  Stiel  und  machen  sich  einen  neuen  nach  
 ihrem  eigenen  Geschmack,  indem  sie  die  Klinge  zwischen  zwey  Stücke  
 Holz  legen,  und  diese  mit  einer  Schnur  dicht  umwickeln.  Nachdem  wir  
 imsern  Tauschhandel  beendigt  hatten,  setzten  wir  uns  wieder  zu  Pferde  
 und  ritten  zu  andern,  weiter  im  Walde  hinauf  gelegenen  Hütten.  Der  
 Pfad  war  beschwerlich,  eng,  voll  hoher  Baumwurzeln,  und  über  Hügel  
 auf  -  und  absteigend;  einige  Wilde  schwangen  sich  hinter  uns  auf  die  
 Krupe  und  ritten  mit  uns;  ein  ganzer  Trupp  von  Coroado-Indiern  aus  
 S.  Fidelis  begleitete  xzns  zu  Fufs.  Wir  fanden  im  dichten Walde  in  einem  
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 kleinen  einsamen  Thale,  das  Haus  eines  mitten  unter  den  Paris  wohnenden  
 Portugiesen;  hierauf  gieng  es  sanft  bergan  und  wi r  befanden  uns  bald  
 bey  den  Hütten  vieler  Wilden,  wo  uns  wieder  eine  Menge  magere  Hunde  
 anfielen.  Die  Paris  sollen  dieses  Hausthier,  welches  sie  Joare  nennen,  
 von  den  Europäern  erhalten  haben,  und  ich  habe  es  bey  allen  Stämmen  
 der  Urbewohner  an  der  OstJ^üste  gefunden  In  den  Hütten  befanden  
 sich  besonders  viele We ibe r  und  Kinder,  auch  in  einigen  mehrere  Schlafnetze, 
   obgleich  in  den  meisten  nur  immer  eins  zu  sehen  war.  Gegen  ein  
 Messer  band  ein  Pari  sogleich  sein  Schlafnetz  ab  und  übergab  es  mir;  
 ich  habe  dasselbe  Figur  7,  Tafel  i5  abbilden  lassen;  andere  vertauschten  
 ihre  Stirnbinde  von  Affenfell,  ihre  Halsschnüre  und  dergleichen.  Herr  
 F R E Y R E I S S  handelte  jetzt  mit  einem  Pari  um  seinen  Sohn,  und  bot  
 ihm  m^ncherley  Dinge  dafür  an.  Die  Weiber  berathschlagten  laut,  in  
 ihrem  eigenthümlichen  singenden  Tone,  zum  Theil  mit  betrübten  Gebehrden; 
   ihre  meisten Wor t e  endigten  sich  auf «  und  wurden  gezogen,  wodurch  
 ein  sehr  lautes  sonderbaz^es  Concert  entstand.  Es  war  deutlich  zu  
 sehen,  dafs  sie  den  Knaben  nicht  gern  herausgaben;  allein  das  Haupt  der  
 Familie,  ein  ältlicher  ernster  Mann  von  guter  Gesichtsbildung,  sprach  
 einige  bedächtliche  Worte,  und  stand  dann  völlig  in  Gedanken  vertieft  
 mit  gesenktem  Kopfe  da.  Man  gab  ihm  nach  und  nach  ein  Hemde,  zwey  
 Messer,  ein  Tuch,  einige  Corallenschnüren  von  bunten  Glasperlen  und  
 einige  kleine  Spiegel.  Diesem  Preise  konnte  er  nicht  widerstehen;  er  
 begab  sich  in  den  Wal d  und  kehrte  bald,  mit  einem  Jungen  an  der  Hand,  
 zurück,  der  aber  häfslich  war,  einen  sehr  dicken  Bauch  hatte,  und  deswegen  
 verworfen  wurde:  hierauf  brachte  er  einen  zweyten  annehmlichem  
 zum  Vorschein.  Unglaublich  war  der  Gleichmuth,  womit  dieser  
 Junge  sein  Urtheil  anhörte  :  er  veränderte  keine  Miene,  nahm  keinen  
 (*)  Vorr  HUMBOLDT  fand  im  spanischen  Amerika  viele  nackte  Hunde;  wir  haben  an  
 dieser  Küste  nichts  ähnliches  bemerkt.  Ansichten  der  Natur  S.  90.  
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