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12 R e i s e von Caravellas nach dem Rio Gr. de Belmonte
man durch eine besondere Voi^richtung^ Stricke, die sehr haltbar und
im Wasser ausdauernd, für die Manipulation aber etwas rauh und unangenehm
sind; man versendet sie stark nach Bahia^ wo sie auf den
SchilTen gebraucht werden. Die Frucht dieses Baumes ist eine länglich
zugespitzte, schwarzbraune und sehr harte Nufs von etwa 3 bis 4 Zoll
Länge; ich glaube sie in den Cabinetten gesehen zu haben, wo sie mit
dem Nahmen der Cocos lapidea bezeichnet war; weiter südlich als
Craz kommt dieser Baum nicht vor. Diese Genend am Mogiqaigaha
hat übrigens nicht vielMerkwürdiges; dicke Wälder überziehen sie weit
und breit, und nur wenige Menschen haben sich, etwas oberhalb der
Fazenda des Oavidors^ angebaut. Der Flufs ist fischreich und liefert
den Bewohnern einen bedeutenden Theil ihres Unterhalts. Stromaufwärts
giebt es in den den Flufs einschliefsenden Wäldern Tapuyas ^ doch zeigen
sie sich an seiner Mündung nicht; sie sollen sämmtlich Botocudos
seyn. An dieser Stelle ist der Eingang zu der Strafse, welche man am
Belmonte hinauf nach Minas geführt hat ; sie ist aber noch sehr unvollkommen,
und zum Theil noch gar nicht zu gebrauchen.
Wir fanden zu Mogicfuigaha eine angenehme vaterländische Nahrung
— nehmlich Milch — die wir seit langer Zeit entbehrt hatten.
Die hier gezogenen Kühe sind schön und fett, dennoch geben sie nicht
so gute und viele Milch, als unser europäisches Pvindvieh, welches wohl
von dem trocknen Sandboden herrührt. Jeden Abend treibt man die
Heerde in viereckige eingezäimte Plätze, welche man Coral nennt; hier
trennt man sogleich das Kalb von der Kuh, wenn man den folgenden
Tag melken will. In der Hütte, wo wir unsere Wohnung für die Nacht
aufschlugen, fanden wir eine sehr alte abgelebte Negersclavin des Oacidorsj
solche alte Weiber hält der gemeine Mann in BrasiUen häufig für
Feitigeiras oder Hexen. Sie hatte ihren Schlafraum fest verschlossen
und schien sehr unzufrieden, als man ihr Heiligthum zu öifnen suchte,
P i e i s e von Caravellas nach dem Rio Gr. de Be lmont e 3l3
um etwas Feuer zu erhalten; dennoch war es uns bey dem alles durchdringenden
kalten Seewinde in der Nacht unmögUch, ohne Feuer zu schlafen;
die verschlossene Thür der Alten wurde daher gewaltsam geöifnet.
Von Mogicjuigaha bis zum Flusse Belmonte dehnt sich eine 5 Legoas
weite Fläche aus. Ohngefähr auf der Hälfte des Weges kommt man an
eine Stelle, wo ein jetzt versiegter Arm des Flusses ehemals in die See
t r a t ; diese Stelle heifst jetzt noch Barra J^elha ^ oder die alte Mündung.
Der W e g auf der Küste geht über ebenen festen Sand, allein ein näherer
Pfad führt durch eine einförmige, mit kurzem Grase bewachsene
Viehtrifft, in der hie und da einzelne Gruppen A^v Arieuri - und Guriri-
Palme stehen. Hier verirrte sich meine Tropa^ und wir geriethen in eine
Menge von sumpfigen Gräben, Pfützen und Lachen, wo unser Gepäck in
Gefahr kam zu versinken. Wir kamen indessen glücklicher hindurch, als
wir es erwartet hatten, und erreichten nun die Seeküste wieder, wo
heute die Brandung mit ungewöhnlicher Heftigkeit tobte. Sie hatte an
diesem Tage eine von Belmonte ausgelaufene Lancha umgeworfen und
zertrümmert, deren Mannschaft jedoch gerettet worden war. Nach einer
ermüdenden beschwerUchen Tagereise in grofser Hitze auf trocknem brennenden
Boden, erblickten wir am Abend, mit nicht geringer Freude, die
wogenden Gipfel des Palmenhains, unter welchem die J^illa de Belmonte
erbaut ist. Belmonte ist eine kleine unansehnliche und jetzt zum Theil
verfallene f^illa^ die etwa vor 5o oder 6o Jahren aus Indiern angelegt
wurde, deren indessen jetzt nur noch wenige hier sind. Das Rathhaus,
von Lehm und Holz erbaut, war dem völligen Einsturz nahe: schon
fehlte eine ganze Wand, so dafs man von aufsen in das Innere des Hauses
hinein sehen konnte. Die f^illa bildet ein Quadrat von etwa 6o Häusern
mit ungefähr 6oo Einwohnern, an dessen einem Ende die Kirche liegt.
Die Wohnhäuser sind niedrige Lehmhütten, das einzige etwas ansehnHche
gehört dem Capitam Mor ^ das des Ouvidors, worin mir meine Wohnung
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