
 
        
         
		f  
 Uli ü  jiii  
 JIII! Hl  i  
 280  R e i s e  von  Caravellas  nach  dem  R.io  Gr.  de  Belmonte  
 schwollen  und  wild,  daher  blieb  mir  nichts  übrig:,  ^Is  meine  Thiere  
 abladen  zu  lassen  und  hier  zu  lagern.  Weiter  zurück  im  Gebüsche  wohnten  
 einige  Menschen,  wovon  wir  indessen  erst  später  Nachricht  erhielten.  
 Hinter  einem  alten  umgefallenen  Baumstamme  ,  und  durch  ihn  einigermafsen  
 geschützt  vor  dem  durchdringenden  Seewinde,  der  den  feinen  
 Sand  von  der  Küste  nach  uns  zu  trieb,  loderte  bald  unser  Feuer  auf;  alle  
 legten  sich  auf  die  Decken  und Mäntel  im  Kreise  umher.  Wir  sahen  hier  
 einen  der  schönen Fregattvögel  {Pelecanus  aquilas^  Linn.,  Halieus^  Ilhg.),  
 welche  an  den  brasilianischen  Küsten  in  ansehnlicher  Höhe  zu  vieren,  
 fünfen  und  mehreren  umher  fliegen.  Die  Nacht  brachten  wir  nach  einer  
 sehr  dm^iligen  Abendmahlzeit,  gegen  den  alles  durchdringenden  Wind  
 durch  unsere Mäntel  nur  unvollkommen  geschützt,  in  der  öden Gegend  hin.  
 Sehnlich  erwartet  brach  uns  daher  das  Licht  des  jungen  Tages  an,  das  
 uns  zur  Fortsetzung  der  Reise  aufforderte;  allein  erst  um  10  Uhr  war  die  
 Ebbe  so  weit  vorgerückt,  dafs  wir  unsere Thiere  über  das Wasser  schwimmen  
 lassen  konnten;  das  Gepäck  trug  man  auf  dem  Kopfe  hinüber.  
 Von  hier  aus  erreichten  wir  in  kurzer  Zeit  die Mündung  des  Flusses  
 Alcohaga^  der  mäfsig  stark  sich  in  die  See  ergiefst.  Seine  Ufer  sind  in  
 der  Nähe  des  Meeres  mit  dichten  Mangue-Gebüschen  bedeckt,  die  aber  
 bald  dem  hohen  finstern  Walde  Platz  machen.  Unweit  der  Mündung  des  
 Flusses  hat  man  an  dem  nördlichen  Ufer  desselben  die  T^illa de  Alcobaga  
 auf  einer  weifsen  Sandfläche  erbaut,  die  mit  kurzem  Grase,  mit  niedrigen  
 kriechenden  Mimosen,  mit  weifsblühendem  Plamhago  und  mit  den  schönen  
 rosenrothen  Blumen  der  T^inca  rosea  bedeckt  ist.  —  Alcobaga  hat  
 etwa  200 Häuser  und  900  Einwohner;  die  meisten  der  Gebäude  sind  mit  
 Ziegeln  gedeckt,  und  die  Kirche  ist  von  Steinen  erbaut.  Man  treibt  hier,  
 wie  an  der  ganzen  Küste,  etwas  Handel  mit  Farinha,  von  welcher  man  
 etwa  ¿^o,ooo  Alkeren  jährlich  ausführen  soll.  Sie  wird  nach  den  gröfseren  
 Städten  der  Küste  und  an  alle  die  Orte  verschifft,  wo  dieses  Produkt  
 M  
 R e i s e  von  Caravel las  nach  dem  Rio  Gr.  de  Belmonte  281  
 t  
 weniger  gedeiht.  Einige  Lauchas  besorgen  diese  Ausfuhr  und  bringen  
 dagegen  aus  Bahia  andere  nöthige  Bedürfnisse  zurück.  Diese  kleinen  
 Seeschiffe  gehen  den  Flufs  ziemlich  weit  aufwärts  bis  zur  Pflanzung  des  
 Herrn  Muni s  CoRDEiRo,  eines  der  angesehensten  Bewohner  von  Alcobaga, 
   der  durch  seinen  biedern  Charakter  den  Ruf  verdient,  welchen  er  
 unter  seinen  Landsleuten  geniefst.  
 Der  FMs  Alcobaga,  der  ursprünglich  in  der  brasilianischen  Ursprache  
 Taniän  oder  Itaniän  {Uanhem)  genannt  ward,  ist  fischreich;  man  soll  
 darin  selbst  sc\ion  Manatis  gefangen  haben;  s^ine Barra  hat  Sandgrund  
 mit  12  bis  14  Palmen  Wassertiefe,  welche  grofse  beladene  Sumaca^s  
 passiren  können.  Seine  Sertöes  oder  die  Urwälder  an  seinen  Ufern,  
 werden  von  den  Patachos  Mnd Machacaris,  zwey  wilden  schon  öfters  
 erwähnten  Stämmen,  bewohnt,  die  von  hier  an,  auch  noch  weiter  nördlich, 
   die  Wohnplätze  der  Weifsen  friedUch  besuchen,  und  sich  zuweilen  
 wohl  gegen  Wachs  oder  efsbare  Thiere  andere  Bedürfnisse  zu  erbitten  
 pflegen.  Da  sich  diese  Wilden  gegenwärtig  tiefer  in  die  grofsen  Wälder  
 begeben  hatten,  so  bekamen  wir  keinen  von  ihnen  zu  sehen.  Die  Wälder  
 ^m. Alcobaga  enthalten  eine  Menge  von  nützlichen  Holzarten  und  Gewächsen, 
   auch  findet  man  hier  Pao  Brazil,  besonders  aber  viel  Jacarandä  
 und  r^inhatico,  welches  die  civilisirten  Indier  gewinnen,  aus  denen  
 dief^üla  ursprünglich  gebildet  worden  ist,  die  aber  jetzt  grofsentheils  
 von  Weifsen  und  Negern  ersetzt  worden  sind.  Die  Lage  von  Alcobaga  
 ist  gesund,  da  die  Seewinde  beständig  die  Luft  reinigen,  doch  sind  
 diese  Winde  und  Stürme  in  einem  grofsen  Theile  des  Jahres  sehr  unangenehm. 
   Fünf  Legoas  weiter  nördlich  vom  Flusse  Alcobaga  fällt  der  
 Rio  do  Prado  in  das  Meer,  der  ehemals  bey  den  Urbewohnern  dieser  
 Gegend  den  Nahmen  Sucarucii{;'')  trug.  Der  We g  längs  der  Küste  bis  
 (*)  Die  Corograßa  brasilica  schreibt  Jucuracd,  während  die  Bewolmer  jener  Gegend  
 allgemein  diesen  NaJnncn  SUCLU-UCÜ  aussprechen.  
 36