U
^ «5
r.V
f
%
'• jiÍ-i!}
1
M
m
2 o 4 A u f e n t h a l t zu Capitanía und Reise zum Piio Doge
Menge verschiedener Thierarten ernährt. Hier findet man häufig- den
Anta {Tapirus americanas)^ zwey Arten von wilden Schweinen {JDicotyles
, CUVIER) , den Pécari oder Caytetu und das Porco a quechada
branca {Taytetu und Tagnicati von AZARA) , zwey Arten von Rehen (den
Guazupita und Gaazuhira des AZARA) , und über sieben verschiedene Katzenarten,
wovon die gefleckte Unze {^Kagiiarété^ AÍARA) und der schwarze
Tiger {^yaguareté noir^ AZARA) die gröfsten und gefährlichsten sind. Allein
weit furchtbarer als diese Raubthiere, und der Schrecken jener undurchdringlichen
Wälder ist der hier lebende (Jrbewohner, der rohe wilde
Botocude. Aus Mangel an Menschen ist diese Gegend noch sehr wenig
bevölkert, so dafs bis jetzt noch blos auf dem Flusse eine Communicatíon
untei'halten wird. Vor wenig Wochen hatte man zwar längs des südlichen
Ufers herab eine Picade (Waldpfad) eröffnet, allein sie ist jetzt noch
lange nicht vollendet, und der Wilden wegen nur mit Bewaffneten zu
p^ssiren. Der Staatsminister ConcZe DE L I N H A R E S hatte sein Auge besonders
auf diese fruchtbare schöne Gegend gerichtet; er legte neue Militärposten
an, und erbauete acht oder zehn Legoas am Flusse aufwärts, die
Povoagäo^ die jetzt nach ihm Z.¿h/i«res benannt ist, an der Stelle, wo ehemals
das erste Qaartel gewesen war. Er sandte desertirte Soldaten und
andere Sträflinge hierher, um die neue Colonie zu bevölkern, und ohne
Zweifel würden diese Ansiedelungen in kurzer Zeit sich gehoben haben,
wenn nicht der Tod jenen thätigen Minister zu früh cdagerufen hätte.
Seitdem ist diese Gegend völlig in Vergessenheit gerathen, und werden
nicht kräftigere Mafsregeln ergriffen, so kann sie bald völlig verödet seyn.
Wir sehnten uns nun mit Ungeduld, den schönen Rio Doge hinauf
zu schiffen , um uns wo möglich von dem interessanten Schauplatz des
Waldkrieges mit den Botocudos durch die eigene Ansicht zu unterrichten.
Dennoch mufsten wi r wegen eines ungestümen W^indes, der am 25ten December
die Wassermasse des Flusses zu sehr bewegte, auf den Rath der
Aufenthalt zu Capitania und Reise zum Pilo Doge 2o5
Soldaten, die Abreise noch um einen Tag verschieben. Der folgende
Morgen war warm und still, und wir schifften uns daher mit Anbruch
des Tages in einem langen Canoe ein, welches von sechs Soldaten regiert
wurde. Wir waren zusammen neun Personen, alle wohl bewaffnet. Um
den Rio Boge bey seinem hohen Stande, hinauf zu schiffen, werden
wenigstens vier Mann erfordert, welche das Canoe mit langen Stangen
( f ^ a r a s ) aufwärts schieben. Da sich überall seichte Stellen finden, die
in der trocknen Zeit Sandbänke bilden, so ist auf diesen auch selbst bey
hohem Wasser immer Grund zu fassen und man kommt, wenn alle Umstände
möglichst glücklich zusammentreffen, in einem Tage, jedoch erst
Abends spät, nach Linhares, Das We t t e r war sehr günstig, und als wir
uns einmal an das Schwanken des schmalen Canoes, welches die dasselbe
fortschiebenden Soldaten durch ihr Umhergehen verursachten, gewöhnt
hatten, fanden wir die Fahrt sehr angenehm. Als es völlig Tag wurde,
sahen wir den weiten Spiegel des reifsenden Stromes in der Morgensonne
glänzen, die fernen Ufer waren mit finstern Urwäldern so dicht bedeckt,
dafs auf der ganzen weiten Strecke, die wir beschifften, auch nicht ein
freyes Plätzchen erschien, wo ein Haus hätte stehen können. Zahlreiche
Inseln verschiedener Gröfse und Bildung treten aus der Wasserfläche herv
o r ; sie sind üppig grün mit Urwald bedeckt. Eine jede von ihnen hat
ihren besondern Nahmen, ihre Anzahl soll weiter aufwärts immer zunehmen.
In seinem hohen Stande hat der Bio Doge ein trübes, gelbes
Wasser, welches nach der allgemeinen Sage der Einwohner sehr leicht
Fieber erzeugen soll. Fische leben in Menge darin, selbst der Sägefisch
(Pristis Serra) steigt bis weit über Linhares hinauf und bis in die Lagoa
von Japaranän , wo er häufig gefangen wird. Aus den Wäldern schallt
das Geschrey einer Menge von Affen hervor, besonders der Barbados
{Mycetes ursinas)^ der Saüassü's (Callilhrix personalus.GEOFFKoy) u. a.
Eine der gröfsten Zierden der brasilianischen Wälder, der prachtvolle
4
vT«
/¿I
d
já
• ;
i
I R R '
• - 4
' I
f •• I •..