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9- R e i s e von Cabo Frio bis Villa de S. Salvador
Macax)uanna^ LINN.) nieder. Da ein uns begegnender Reiter die willkommene
Nachricht brachte, dafs unsere vorangezogenen Jäger schon
eine Menge schöner Vögel geschossen hätten, so ritten wir vorwärts
tiefer in den Wald hinein, und labten uns an den wild wachsenden Orangen
{^Laranja da terra) mit fadem süfslichem Geschmacke. Ihre Blüthen
dufteten köstlich und lockten eine grofse Menge Colibris herbey
Beym Austritte aus dem Walde überblickten wir eine freye Wiese, wo
auf einer sanften Höhe die g-rofse Fazenda von Campos Novos ^ eigent-
Hch Fazenda do Re genannt, erbaut ist. Neben dem Wohnhause des
Besitzers, eines Capitam, breiten sich die Hütten der Neger in einem
Quadrate aus , wodurch ein kleines Dorf entstanden ist. Diese Fazenda^
wenigstens die dabey befindliche Kirche , ward von den Jesuiten erbaut.
Da wir hier ein zurückgebliebenes Maulthier abzuwarten hatten,
so entstand ein Aufenthalt von mehreren Tagen, der zum Durchstreifen
der umliegenden Gegend benutzt wurde. Ein Jäger, aus Neapel in Italien
gebürtig, kam zu uns in die V^enda und zeigte uns das Fell eines
AiFen, der hier in einer gewissen Gegend der grofsen Wälder lebt,
und von den Einwohnern Mono genannt wird. Wir jagten lange vergebens
nach diesen Thieren, erhielten sie aber in der Folge, und ich
erkannte sie bey näherer Untersuchung für eine Art des Genus Ateles ;
dies ist der gröfste Affe in der von uns bereiseten Strecke, dessen Fell
die Jäger zu Regenkappen über ihre Flintenschlösser benutzen. Die
(*) Die guten Orangen müssen auch in Brasilien gepfropft werden; läfst man sie wild
aufwachsen, so wird die Frucht fade und bitterlich.
(**) Ateles hypoxantkus, mit langen Gliedern und starkem langen Schwänze. Haar fahl
graugelblich, an der Wurzel des Schwanzes oft gelbroth gefärbt. Gesicht, ileischfarben mit
schwärzlichen Punliten und Flecken bestreut. Ganze Länge TOn der Nasenspitze bis zum Ende
des Schwanzes 46 Zoll 8 Linieir. Der Daum der Yorderhände ist nur ein kurzes Rudiment.
Hierdurch unterscheidet sich diese Art von dem arachnoicJes des Herrn GEOFFROI, welchem
der Daumen gänzlich fehlt.
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Wälder um Campos Novos sind, wiewohl erst in einiger Entfernung von
dev Fazenda^ mit Geschöpfen Jener Art angefüllt. Unsere Jäger hatten
mehrere Guaribas oder Barbados erlegt; ein alter, männlicher Affe
wurde noch lebend in unsere Behausung gebi'acht. Von diesem merkwürdigen
Thiere sagt der weiter unten angeführte englische Reisende,
welcher kein grofser Zoolog zu seyn scheint, komisch genug: „Man
spricht von ihm als einem langbärtigen Affen, der, wenn er im Schlafe
sey, so laut schnarche, dafs der Reisende dadurch in Verwunderung
gerathe In den benachbarten Sümpfen fanden wir an den Binsenund
Grashalmen die schön rosenrothen Eier der Sumpfschnecke, welche
M A W E in seiner Reise unter dem Nahmen der Heiioc ampullacea abgebildet
hat, in Bündeln vereinigt. Diese Schnecke ist sehr gemein in
allen ausgetrockneten Sümpfen von Brasilien, ihr Gehäuse ist dunkelolivenbraun;
auch fanden wir in allen bisher durchreisten Wäldern die
grofse Landschnecke ziemlich häufig, welche M A W E als eine Varietät der
Helioc ovalis abgebildet hat. Die Farbe dieses Thiez^es selbst ist blafs
orangegelb, das Gehäuse aber gewöhnlich blafs gelbbräunlich. Hier
sahen wir an den Zweigen der Gesträuche das Nest einer Art Wespe
{Pelopceas lunatus. FABR. S. PIEZ. P . 2o5.) das von Erde gebaut und von
der Gröfse und Gestalt einer Birne ist. Zerbricht man es, so findet
man in der Masse zerstreut, etwa 5 , 6 bis 7 Larven oder schon ausgebildete
Thiere ; diese Art ist einerley oder doch sehr nahe verwandt mit
jener Wespe, welche AZARA(='-) beschreibt. Sie heilet kleine Gehäuse
oder Zellen von Thon an die Wände der Gebäude und Zimmer, wie
man dies in den meisten Wohnungen an der Ostküste von Brasilien finden
kann; ich halte diese für identisch mit jener, welche ihr Nest an
den Zweig befestigt hatte.
(*) J. MAWE'S travels etc. P. I33.
(**) ÄZARA yoyages etc. Vol. I. p. 173 1
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