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i o 8 R e i s e von Cabo Frio bis Villa de S. Salvador
leicht, der schönen Pflanze in dem tiefen Sumpfe habhaft zu werden; Herr
S e l l o w fiel tief in das schwarze Moorwasser ein; auch mir ergieng"
es, als ich beschäftigt war die Sumpfvögel zu beschleichen, nicht besser.
Diese grofse, weite, ebene Wildnifs ist mit frey umherlaufenden Rindvieh
bevöljkert, selbst in einer Entfernung von 5 bis 6 Meilen weit von allen
menschlichen Wohnungen. Sie werden jährlich hier ein oder zweymal von
denEigenthümern, den Besitzern der benachbarten in einen Cor
a / o d e r mit Pfählen eingeschlossenen Platz zusammen getrieben, gezählt
und gezeichnet. Wir nahmen heute unser Nachtquartier 5 Legoas von
Paiilista^ in áem sogQUdinnt&n Coral de Battuba^ der in seiner Umzäunung
eine geräumige Lehmhütte enthält. Die Gegend umher ist eine weite Ebene
[Campó) und derenEnde dem Auge unerreichbar. In ihren seichten Vertiefungen
steht häufig Wasser, wodurch Lagoas entstehen, und das Ganze ist
mit kurzem Grase bedeckt, welches umherziehendes Rindvieh ernährt.
Nahet man sich diesen Thieren, so heben sie den Kopf in die Höhe,
schnauben und entfliehen im Galopp mit hochaufgehobeneni Schweife.
Merkwürdig ist es unstreitig, wie durch die ausgezeichnete Thätigkeit
und Sorge der Europäer diese nützliche Thierart bereits über den
gröfsten Theil unserer Erde verbreitet worden ist. im Norden weidet
der Stier in den vor Frost erstarrten Birkenwäldern, in der gemäfsigten
Zone in imsern anziehenden grasreichen Thälern zwischen schattigen
Buchenwäldern, in den Tropen unter Palmen und Bananengewächsen
und auf den Inseln im Südmeer unter Melaleaca-^ Metrosideros - und^
Ca^warma-Stämmen. Ueberall gedeiht dieses dem cultivirten Menschen
unentbehrliche Geschöpf, und gewährt ihm höhern Wohlstand.
Bey der Annäherung des Abends sammelten sich alle unsere zerstreut
gewesenen^ Jäger um das freundliche Küchenfeuer und ein Jeder
von uns schien die Belohnung seiner Anstrengungen in der Befriedigung
seines Nahrung heischenden Magens zu fordern; aber leider litten
R e i s e von Cabo Fr í o bis Villa de S. Salvado 0 9
unsere Vorräthe von Lebensmitteln nie mehr Mangel als eben jetzt;
dennoch konnte eine Jägergesellschaft hier mitten unter Heerden verwilderten
Viehes doch unmöglich Hunger leiden: wir giengen also hinaus
in die Ebene 5 vertheilten uns in eine lange Linie und hofften ein junges
Rind zu erlegen, aber die Nacht trat zu schnell ein, das Vieh war zu
scheu, und einzelne Cactuspflanzen, auf der Heide verbreitet, verwimdeten
unsere Füfse ; wir mufsten also für heute tmser Vorhaben aufgeben,
und die vom Hunger gebotene Jagd auf den kommenden Morgen verschieben.
In dem öden baufälligen Hause, wo es durch das Dach hinein
regnete, fanden wir in unsern aufgehängten Schlafnetzen nur wenig
Piuhe, denn unaufhörlich wurden wir von einer ungeheuern Menge
Flöhe und einem Heer von Bichos do pe (Sandflöhen, Paleoc penetrans)
gequält, deren wir in den folgenden Tagen unzählige aus unsern
Füfsen zogen. Dieses besonders in allen im Sande leerstehenden Gebäuden
häufige Insekt dringt zwischen Haut und Fleisch an den Füfsen in
der Nähe der Sohle und an den Zehen, auch wohl an den Nägeln der
Hände ein. Uebei-trieben ist es, wenn man behauptet, dafs es sich selbst
bis in das Muskelfleisch hinein arbeite, es hält sich immer nur zwischen
Haut und Fleisch. Man spürt bald seine Gegenwart an einem heftigen
Jucken, das endlich in einen geringen Schmerz übergeht; daher ist es
gut, es mit einer Nadel sogleich heraus zu graben, ohne seinen blasenartigen
mit Eiern angefüllten Leib zu verletzen Um aller Entzündung
vorzubeugen thut man wohl, wenn man, nachdem es heraus genommen
ist, in die kleine Wunde etwas Schnupftabak einreibt, oder Unguentum
basilicwn^ welche Salbe man in den brasilianischen Apotheken erhält.
Ein trüber regnerischer Tag folgte auf diese unangenehme Nacht:
allein unsere Mägen ei^innerten schnell an die gestern begonnene aber
(*) S. Ol . S ^ w a r t z in den Sw. f^etensk. acad. nya Handlingar T. IX. för 1788.
p. 40 sqq. mit Abbild.