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 Ó20  A u f e n t h a l t  am  Rio  Grande  de  Belmonte  
 Caräo  {Namenlas  Carauna^  LATH.)  ein  schöner  Sumpfvogel  schritt,  sehen  
 um  sich  blickend,  dort  umher;  mit  Mühe  gelang  es  uns,  einen  dieser  
 vorsichtigen  Vögel  zu  erlegen.  Auf  der  Fazenda  von  Ipibura,  welche  
 den  Erben  des  verstorbenen  Capitam  Mor  von  ße/monie  gehört,  hielt  
 ich  etwas  an,  um  einige  zur  Reise  nöthige  Provisionen  einzunehmen,  
 besonders  um  mich  mit  dem  gegen  das  Fieber  so  nöthigen  Branntwein  
 zu  versehen.  Diese  Fazenda  hat  das  einzige  Zuckerwerk  am  Flusse  Belmonte^ 
   das  zwar  seit  langer  Zeit  still  gestanden  hat,  aber  doch,  wie  es  
 scheint,  jetzt  wieder  in  Thätigkeit  gesetzt  werden  soll;  auch  wurde  hier  
 Agoa  ardente  de  canna  (gemeiner  Zuckerbranntwein)  gemacht.  Die  
 Umgebung  auf  beyden  Seiten  des  Flusses  ist  schön;  hohes  mä-Rohr  
 weht  hier  in  geschlossenen  Parthien  mit  seiner  fahnen-artigen  Blüthe  und  
 den  fächer-förmig  gestellten  Blättern;  darüber  erhebt  sich,  als  zweyte  
 Gradation,  ein  einfassender  Streif  von  schlanken  Cecropia-Bkumen,  mit  
 silberweifsen  geringelten  Stämmen;  den  Hintergrund  bildet  sehr  mahlerisch  
 der  dicht  verflochtene  finstere  Urwald,  dessen  mannigfaltig  dunkelgrüne  
 Laubmasse  hoch  geschlossen  empor  steigt.  Das  Ufer  selbst  ist  ein  
 dichtes  Gewebe  von  mancherley  Pflanzen,  wo  Alles  verflechtend,  weifsblau  
 und  hellviolet-blühende  Winden  ranken,  und  schöne  Gräser,  besonders  
 Cjrperas-Arten  den  übrigen  Raum  anfüllen.  
 Als  die  Sonne  sich  neigte,  landeten  wir  auf  einer  Corroa  in  der  
 Nähe  von  wo  einige  Menschen,  meistens  i^Teme/i-Indier  zerstreut  
 wohnen.  Hier  fand  ich  Gelegenheit,  eine  vorzüglich  schöne  Haut  von  
 einer  erst  kürzlich  erlegten  Unze  zu  kaufen.  Gern  hätte  ich  auch  das  
 Skelet  des  Thiers  besessen,  oder  wenigstens  gesehen,  allein  der  Mann,  
 der  es  selbst  auf  der  Jagd  geschossen  hatte,  sagte  mir,  dafs  er  es  fern  
 im  Walde  habe  liegen  lassen,  versicherte  mich  jedoch,  dafs  ich  den  
 Schädel  auf  der  Corroa  de  Timicui  finden  würde,  an  welcher  man  etwas  
 weiter  hin  ebenfalls  anzulegen  pflegt.  Einige  Fischer,  welche  zu  Ipihara  
 A u f e n t h a l t  am  Rio  Grande  de  Belmonte  
 ihre  Hütten  errichtet  hatten,  beschenkten  uns  mit  FIufsschildkröten-Eyern,  
 welche  ganz  rund,  von  der  Dicke  grofser  Kirschen  und  mit  einer  harten  
 glänzend  weifsen  Schaale  überzogen  waren;  sie  haben  nicht  den  unangenehmen  
 Fischgeschmack,  welchen  man  an  den  Meerschildkröten-Eyern  
 findet,  und  sind  daher  eine  sehr  angenehme  Speise.  Die  Zeit,  wo  man  
 diese  Eyer  frisch  findet,  fieng  jetzt  an.  Sie  liegen  auf  allen  Sandbänken  
 in  Menge  verscharrt,  und  werden  von  den  Fischern  emsig  aufgesucht  f  
 Mit  dem  Eintritte  der  Nacht  fieng  es  an  heftig  zu  regnen,  wir  flüchteten  
 daher  in  einige  alte  verlassene  Fischerhütten  von  Palmblättern,  i n  welchen  
 aber  eine  Menge  von  Flöhen  und  Sandflöhen  (Ä'c/105)  unsere  Ruhe  störten.  
 Auch  Moskiten  quälten  uns  hier,  und  nur  der  erstickende  Rauch  unserer  
 Feuer  verschaffte  uns  einige  Ruhe  vor  ihnen.  Am  unerträglichsten  waren  
 diese  Thiere  am  Rande  des  Waldes,  wo  wir  auch  den  Vampyr  {Phyllostomus  
 Spectrum)  umher  flattern  sahen.  Wir  hatten  während  der  Nacht  
 immer  unsere  Canoe's  mit  dem  Gepäck  im  Auge  behalten,  daher  waren  
 wir  sämmtlich  völlig  durchnäfst,  und  mufsten  die  ganze  Nacht  in  den  
 nassen  Kleidern  zubringen.  
 Am  folgenden  Morgen  fanden  wir  unser  grofses  Ganoe  halb  voll  
 Wasser,  und  unser  ganzes  Gepäck  nafs,  kaum  hatten  wir  unsere  Gewehre  
 und  unser  Pulver  in  den  Hütten  trocken  erhalten  können.  Man  schöpfte  
 nun  eilig  das  Wasser  aus,  und  zu  allgemeiner  Freude  brach  die  Sonne  
 heiter  durch  die  dichten Wo l k e n,  und  erwärmte  und  trocknete  unsere  halb  
 erstarrten  Glieder.  Mit  frohem  Muthe  setzten  wir  nun  unsere  Reise  fort.  
 So  wie  man  am  Rio  Doge  das  Geschrey  der  Affen  ,  besonders  der  
 Guarihas  und  Saäassüs  vernahm,  so  ertönten  hier  die  Urwälder  von  dem  
 lauten  durchdringenden  Geschrey  der  schönen  Araras  ^  der  Anaeans  
 ( * )  Diese  Eyer  sind  von  derselben  Schildkröte,  welche  wir  im  Mncuri  mit  der  Angel  
 gefischt  hatten.  Sie  scheint  eine  noch  mihelmnnte  Species  zu  seyn,  welche  sich  dui-ch  zwey  
 Iturze  Bartfiiden  unter  dem  Kinn  und  einen  selir  plattgedrückten  Rückcnpanzer  auszeichnet.  
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