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 I-  v  178  P i e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  E  s p i r i  10  -  S a n t o  
 wechseln  damit  ab  und  herrlicher  Urwald  erfreut  zuweilen  den Wanderer.  
 Hier  hörte  man  die  See,  deren  Uferhügel  mit Wald  bedeckt  sind,  beständig  
 brausen.  Der  Pfad  war  wie  eine  dunkele  Laube  überwachsen,  zur  
 Seite  standen  majestätische,  alte  Waldstämme,  an  ihrer  Rinde  eine  Wel t  
 von  Pflanzen  ,  in  ihren  Zweigen  Fleischgewächse  5  jung-e  Cocospalmen  
 zierten  am  Boden  das  durch  Schling^gewächse  verworrene  Dickicht,  dessen  
 junges  Laub  mit  der  schönsten  rothen  oder  gelbgrünen  Farbe  hervorbrach, 
   und  hoch  oben  wiegten  sich  im  Winde  die  Federkronen-  der  
 älteren  Palmen,  deren  Stämme  sich  knarrend  hin  und  her  neigten.  An  
 einer  Stelle  erreichten  wir  ein  blos  aus  ^¿W-Palmen  bestehendes  vorzüglich  
 schönes Wäldchen.  Junge  kräftige  Bäume  dieser  Gattung,  von  20  und  
 3o  Fufs  Höhe,  stiegen  mit  ihrem  schwarzbraunen  mit  Stachelringen  umgebenen, 
   geraden  Stamme  empor:  ihre  schön  gefiederten  Blätter  schirmten  
 den  feuchten  Boden  gegen  die  brennende  Mittagssonne,  andere  jüngere,  
 die  noch  ohne  Stamm  waren,  bildeten  das  Unterholz,  über  welche  alte  
 abgestorbene  Palmen,  vertrocknet  und  verfault,  gleich  abgebrochenen  
 Säulen  hervorragten.  An  diesen,  der Verwesung  preisgegebenen  Bäumen  
 klopfte  einsam  der  gelbhaubigte  Specht  (^Picusßavescens^  LINN.)  oder  die  
 schöne  Art  mit  rothem  Kopf  und  Halse  (^Picas  robastus  Die  Blumen  
 der  feuerfarbenen  Heliconia  überdeckten  die  niedern  Gebüsche  in  der  
 Nähe,  welche  eine  schöne  Winde  {^Convolvulas)  umschlang,  die  die  
 herrlichsten  himmelblauen  Glocken  trug.  Hier  in  diesem  prachtvollen  
 Walde  zeigten  sich  die  holzigen  Schlingpflanzen  wieder  in  ihrer  ganzen  
 Originalität  mit  ihren  sonderbaren  W^indungen  und  Gestalten.  
 Bewundernd  betrachteten  wir  die  Ei-habenheit  dieser  Wildnifs,  die  nur  
 Tucane,  Pavois  (Pie  ci  gorge  ensanglantée^  AZARA),  Papageyen  und  
 ( * )  Dieser  Nähme  ward  von  den  Naturforschern  zu  Berlin  gegeben,  iiachdcm  AZARA  
 diesen  Vogel  im  4ten  Bande  seiner  Reise  pag.  6  beschrieb,  wo  er  ihn  Charpentier  a  huppe  et  
 cou  rouges  nannte.  
 R e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  Espirito-Santo  1 79  
 andere  Vögel  belebten.  Unsere  Jäger  schössen  bald  in  allen  Richtungen  
 des  Weges  und  füllten  ihre  Taschen  mit  Beute.  Jenseit  des  Waldes  
 erreichten  wir  die  Povoagäo  de  Obd,  einige,  2  Legoas  von  f-illa  Nova  
 entfernte  Fischerhütten  ;  solche  von  Wald  oder  dichten  Gebüschen  umgebene  
 Wohnungen  sind  oft  noch  mahlerischer  als  andere  in  offenen  
 Gegenden  ,  deren  ich  eine  auf  der  Vignette  dieses  Abschnittes  habe  
 abbilden  lassen.  Eine  Povoagäo  (Dorf  ohne  Kirche)  Nahmens  Miäipe,  
 von  60  bis  80  Fischerfamilien  bewohnt,  beherbergte  unsere  Tropa  am  
 Abende.  Wir  hatten  unsere  Wohnung  in  einem  hochgelegenen  Hause  
 aufgeschlagen,  wo  sich  sogleich  mehrere  Menschen  einfanden,  die  
 besonders  unsern  wilden  Pari  bewunderten  und  alle  seine  Bewegungen  
 beobachteten.  Uebrigens  wurden  wir  in  diesem  etwas  geräumigen  Hause  
 gut  aufgenommen  und  hatten  ein  grofses  Zimmer,  auf  dessen  Boden  bald  
 ein  helles  Feuer  unsere  vom  Regen  durchnäfsten  Kleidungsstücke  trocknete. 
   Nicht  weit  von  Miäipe  liegt  die  f^illa  de  Goaraparim,  wohin  ein  
 über  einige  in  die  See  vortretende  Felsenkuppen  gehender  Weg  führt.  
 Unweit  der  f-Rla  tritt  ein  schmaler  Arm  des  Meers  mit  salzigem  Wasser  
 in  das  Land  hinein,  der  den  Nahmen  des  Goaraparim  trägt  und  
 mehrentheils  für  einen  Flufs  ausgegeben  wird.  
 Die  J^üla  hat  etwa  1600  Einwohner,  der  ganze  Distrikt  aber  3ooo  
 Seelen  ;  jene  ist  also  etwas  gröfser  als  P-illa  Nova  de  Benevente.  Die  
 Strafsen  sind  nicht  gepflastert;  nur  an  den  Häusern  hat  man  Steinwege  
 und  diese  sind  schlecht;  die  kleinen  Gebäude  haben  meistens  nur  ein  
 Stockwerk  Der  Ort  ist  im  allgemeinen  arm,  doch  befinden  sich  in  der  
 Nähe  einige  beträchtliche  Fazendds.  Eine  derselben  mit  400  Negersclaven  
 wird  Fazenda  de  Campos  genannt,  eine  zweyte  mit  200  Neg'lrn  
 heifst  Engenho  velho.  Als  der  letzte  Besitzer  der  erstem  starb,  trat  
 eine  allgemeine  Unordnung  ein;  die  Sclaven  revoltirten  und  arbeiteten  
 mcht  mehr.  Ein  Geistlicher  benachrichtigte  die  Erben  des  Gutes  in