
reichen Stabe auserlesener Mandschu- und Mongolen - Officiere und
einer Leibwache von 200 Tartaren. lieber den Stand der Dinge
giebt ein Ende April geschriebener Privatbrief des Gouverneurs
von K u a n - s i an den Statthalter der Provinz H u - p i die beste Auskunft.”
) Nach ausführlichen Mittheilungen über seinen Feldzug
seit Anfang März, worin bitter geklagt wird über die Unfähigkeit
und Lässigkeit der Führer und die Feigheit der Truppen, fährt er
fort: » T a e - p in und N a n - s i n (zwei Kreise im Südwesten von
K u a n - s i ) melden eben, dass sie hart bedrängt werden; Y u - l in und
P o - P i (Bezirke im Süden) sind so gut wie verloren; in P in - l o und
Ho (Bezirke im Westen) ist der General gesehlagen und man
weiss nichts von seinem Schicksal. In anderen Gegenden ist das
Land von Rebellen überfluthet. Unsere Geldmittel sind fast
erschöpft und unsere Truppenzahl gering; unsere Officiere sind
uneinig und die Gewalt ist nicht concentrirt. Der Commandeur
der Truppen will eine Fuhre brennender Scheite mit einer Tasse
Wasser löschen. Er lässt auch den Truppen keine Ruhe und
sendet sie bald hier- bald dorthin, so dass sie von den Märschen
erschöpft sind Ich fürchte, dass wir ein ernstes Unglück
bekommen, dass die grosse Menge gegen uns aufsteht und
unsere eigenen Leute uns verlassen.« Dann kommen wieder Klagen
über die Eifersucht und Gewissenlosigkeit der Führer und einige
Nachrichten über die T a e - p i n : »Die Rebellen haben fünf Hauptführer:
H u n - s iu - t s u e n ist der erste, F u n - y u n - s a n der zweite,
Y a n - s in - t s in der dritte, H u - y i - s ie n und T s a n - s a n - su sind die
folgenden. — I I u n - siu - t s u e n ist nicht ein Mann vom Namen H u n ;
er ist eine Art Barbare. F j in - y u n - sa n ist ein Graduirter des ersten
Grades. Beide sind geschickt im Gebrauch der Truppen. H u n - s iu -
t s u e n ist ein Barbar, der die alte Kriegskunst übt. Erst verbirgt er
seine Stärke, dann zeigt er sie etwas, dann noch mehr, und zuletzt
kommt er mit grösser Macht heran. Er gewinnt immer zwei Siege
für eine Niederlage. . . . . . . Die Zahl der Rebellen wächst immer
mehr; je länger unsere Truppen gegen sie kämpfen, desto grösser
wird deren Furcht. Die Rebellen sind meistens kräftig und verwesen;
man kann sie auf keine Weise mit Ö ' einem unordentlichen
Haufen vergleichen, denn ihre Gesetze und Vorschriften sind streng
und deutlich. Unsere Truppen haben keine Spur von Disciplin;
77) Der Brief ist ausführlich mitgetheilt in Meadows The Chinese and their
rebellions, S. 154.
der Rückzug wird ihnen leicht, der Vormarsch schwer, und, noch
so sehr ermahnt, bleiben sie schwach und furchtsam wie zuvor.
Persönlich commandirend in jenen Schlachten fand ich die Truppen,
welche aus den verschiedensten Gegenden stammten, alle gleich
unbrauchbar u. s. w.«
Eine etwas später verfasste Denkschrift des Tartarengenerals
W u - l a n - t a e schreibt den Verfall des Heeres seinen Niederlagen
im Kriege mit den Barbaren zu. Die Truppen sehen Flucht am
Vorabend der Schlacht als »alte Gewohnheit«, das Aufgeben einer
Stellung als »gewöhnlichen Hergang« an.' Sie handeln ohne und
gegen den Befehl ihrer Officiere. Die grosse Zahl der Banditen und
Anhänger verbrecherischer Genossenschaften sind der Ohnmacht
des Heeres im Kriege mit den Barbaren inne geworden und fürchten
es nicht mehr.
Die amtliche Zeitung von P e - k i n brachte den Sommer 1851
hindurch viele Siegesnachrichten, daneben aber auch Denkschriften
wie die erwähnte, und kaiserliche Decrete voll scharfen Tadels
gegen die Truppenführer und Beamten in K u a n - s i , deren mehrere
degradirt wurden. Im Mai durchbrachen die T a e - p in die Stellung
der Kaiserlichen an ihrem stärksten Punkt und rückten in den bis
dahin unberührten S ia n - Bezirk. Ueber ihre nächsten Bewegungen
ist man im Unklaren. Am 27. August aber besetzten sie die Bezirksstadt
Y u n - n a n , wo sie den ganzen Winter blieben. Sie richteten
hier zuerst eine Hofhaltung ein und gaben ihrer politischen
Verfassung festere Gestalt. H u n - s iu - t s u e n hielt einen pomphaften
Umzug und liess sich als ersten Kaiser der neuen Dynastie ausrufen.
Ende November erliess er folgendes Manifest:
»Unser himmlischer Vater, der grosse Gott und höchste H e rr
is t ein einiger wahrer Geist. Neben unserem himmlischen Vater dem
grossen Gott und höchsten H e rrn giebt es keinen Gott. Der grosse
Gott unser himmlischer Vater und höchster H e rr ist. allwissend, - allmächtig
und allgegenwärtig, der Höchste über Alles. Es giebt kein
We sen , das nicht von ihm geschaffen und erhalten wird. E r ist S an
(der Höchste); er ist T i (der Herr). Ausser dem grossen Gott unserem
himmlischen Vater u n d höchsten He rrn giebt es Niemand der S an und
N iem an d 'd e r T i genannt werden kann.
Deshalb möget ihr Soldaten und Officiere uns von nun an als
eueren H e rrn bezeichnen; und das ist.Alles. Ih r dürft mich nicht den
höchsten nennen, sonst fehlt ih r gegen den Namen unseres himmlischen
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