
Provinzen an, den Bevollmächtigten seinen Willen mitzutheilen.
Lord Eigin wurde benachrichtigt, dass Yi in Folge der Vorfälle
zu K a n - t o n degradirt und W a n z u seiuem Nachfolger ernannt sei;
dieser allein sei zu Regelung der Barbaren-Sachen ermächtigt, und
zwar in K a n - t o n , wohin Lord Eigin zurückkehren müsse, und an
keinem anderen Orte. »Da jedem Beamten,« schreibt Yu an die
Oberbehörden der beiden K i a n , »bei der Regierung des himmlischen
Reiches sein besonderer Wirkungskreis angewiesen ist und
der Grundsatz, dass zwischen ihnen und den Fremden kein Verkehr
stattfindet, von den Dienern der kaiserlicheifRegierung immer
heilig gehalten worden ist, so würde es sich für mich nicht
schicken, das Schreiben des englischen Botschafters persönlich zu
beantworten. Mögen Ew. Excellenzen ihm also alles oben von mir
Gesagte mittheilen, dann wird sein Brief nicht unbeantwortet
sein.« Aehnlich lauteten die Mittheilungen an die änderen Gesandten;
nur wurde Graf Putiatine angewiesen, nach dem A - m u r statt nach
K a n - t o n zu gehen.
Lord Eigin liess die ihm zugegangene Note dem Statthalter
T s a o u zurückstellen, da nach dem Vertrage von N a n - k in der Vertreter
der Königin von England ein Recht hätte auf directe Mittheilungen
der obersten Behörden in P e - k i n , und meldete ihm zugleich
seinen Entschluss, sofort nach dem Norden aufzubrechen,
um mit den Würdenträgern des Kaiserhofes in nähere Beziehungen
zu treten. Die Vertreter der anderen Mächte hegten dieselbe Ansicht,
dass nur von energischem Auftreten an der P e i - h o -Mündung
Erfolg zu erwarten sei.
In Voraussicht dieser Entwickelung hatte Lord Eigin Admiral
Seymour schon Anfang März ersucht, zu Ende desselben Monats
in S h a n g - h a e ein starkes Geschwader, besonders Kanonenboote,
zu versammeln. Anfang April waren aber erst wenige Schiffe dort
angekommen, und da der Admiral seine eigene Abreise von
H o n g - k o n g verschob, so ersuchte Lord Eigin, auf schnelles Handeln
bedacht, den in S h a n g - h a e commandirenden Flottenofficier
auf eigene Verantwortung um so viele Schiffe als entbehrlich seien.
Am 10. April verliess er S h a n g - h a e auf dem Furious in Begleitung
der Corvette Pique und der Kanonenboote Cormorant und Slaney.
Den Tag vorher war Graf Putiatine auf dem kleinen Dampfer
America vorausgegangen, und mit den Behörden an der P e i - h o -
Mündung schon in Verbindung getreten, als die englischen Schiffe
am 14. April vor der Barre erschienen. — Am 16. April lief das
Kanonenboot Slaney zu Recognoscirung der Werke nach der Iluss-
mündung und nahm eine Anzahl Dschunken fort, die zum Transport
von Truppen und Munition (1 ieiu'ii sollten. In den nächsten
Tagen trafen der americanische Kriegsdampfer Mississippi mit Herrn
Reed an Bord und das englische Kanonenboot Nimrod auf der
Rhede ein. Baron Gros kam auf dem Primauguet erst am
21. April.
Von den vor dem P e i - h o versammelten Schiffen konnte
nur das Kanonenboot Slaney die Barre bei gewöhnlichem Wasserstande
passiren, für Cormorant und Nimrod war das nur bei höchster
Springfluth möglich und dann noch bedenklich. In sicherer
Erwartung, dass in den nächsten Tagen mehrere innerhalb der
Barre verwendbare Fahrzeuge eintreffen würden, richteten nun die
vier Bevollmächtigten gleich nach Ankunft des Baron Gros Noten
an den Minister Yu. Lord Eigin meldet ihm unter Beziehung auf
sein Schreiben vom 1. April aus S h a n g - h a e , dass er nach der
P e i - h o -Mündung gekommen sei, um in näheren Verkehr mit den
Würdenträgern der kaiserlichen Regierung in P e - k in z u treten,
dass er bereit sei, in T a - k u oder an Bord seines Schiffes einen
gehörig bevollmächtigten Vertreter des Kaisers von China zu
treffen, mit welchem die in seinem Schreiben vom 11. Februar berührten
Differenzen im Wege der Verhandlung ausgeglichen werden
könnten. Sei nach Verlauf vdn sechs Tagen kein in passender Form
beglaubigter Staatsbeamter in T a - k u erschienen, so werde Lord Eigin
seine friedfertigen Eröffnungen als zurükgewiesen erachten und sich
befugt glauben, solche ferneren Maassregeln zu Erzwingung
der gerechten Forderungen seiner Regierung gegen China zu treffen,
als er angemessen finde.
Am 24. April ruderten die Boote der vier Mächte nach der
P e i - h o -Mündung. Lord Eigins dolmetschender Secretär Mr. Wade
übergab dessen Note einem Mandarinen mit durchsichtig blauem
Knopfe, welcher viele Entschuldigungen machte, dass die Engländer
und Franzosen nicht landen dürften, während der russische und
der americanische Officier in einem Zelt am Ufer empfangen wurden.
In den folgenden Tagen kamen das englische Flaggschiff
Calcutta und das französische Geschwader unter Admiral Rigault
de Genouilly an. Mit der nächsten Springfluth am 28. und 29. April
eelane es drei französische Kanonenboote, ferner O p den Nimrod, Cor