
Hauptstadt K w e i - n s , das Hauptquartier des Vice-Königs, und belagerten
dieselbe einen Monat lang vergebens. Am 19. Mai brach
das T a e - p i n -Heer nach Norden auf, überschritt die grosse südliche
Wasserscheide und trat in die Provinz Hu- nan ein, wo zunächst
die Bezirksstadt Tao - tsau genommen wurde. Den Juli, August
und September marschiren sie langsam nordwärts, nehmen eine
Stadt nach der anderen und erheben überall Contributionen.
1 )en October und November hindurch belagern sie die Provinzial-
Hauptstadt T san- sa, um welche die Kaiserlichen allmälich überlegene
Streitkräfte zusammenziehen. Die Tae - o pin haben unterdessen
eine Flotte von Flussbarken gesammelt, auf der sie, die Belagerung
am 30. November auf hebend, den Fluss S ia n hinab nach dem T u n -
TiN-See fahren. Diesen durchkreuzen sie am 13. December und
gelangen bei Y o - t s a n in den Y a n - t s e - m a n , dann stromabwärts
nach der berühmten Dreistadt H a n - k a u , einem der reichsten Handelsplätze
von China. Hier mündet der H a n in den grossen Strom; zu
seinen beiden Seiten liegen die Städte H a n - k a u und H a n - y a n , und
auf dem gegenüberliegenden Ufer W u - t s a n ,- die Hauptstadt der
Provinz Hu-Pi, zusammen mit einer Bevölkerung von drei bis vier
Milhonen. Am 23. December besetzten die T a e - p in die beiden
1853. ersteren Städte; am 12. Januar 1853 erstürmten sie W u - t s a n . Hier
blieben sie einen Monat, mit Rüstungen und Einschiffung der unterwegs
gesammelten Schätze beschäftigt. Dann segelten sie weiter
stromabwärts, nahmen am 18. Februar K i u - iu a n , einen wichtigen
Platz am Eingang des Po-YAN-Sees, und am 24. Februar Gan-ein,
die Hauptstadt der Provinz G a n - w u i . In diesen und'den benachbarten
Städten bis zur Entfernung von zwei Tagereisen von'beiden
Flussufern sammelten sie Geld und Vorräthe, die bald ohne Weiteres
genommen, bald als Lösegeld eingezogen wurden.
Am 8. März erschien das T a e - pin-H eer vor Nan- kin;80) am
b e n , — denn d e r T o d w a r ihm gewiss, — mag dahin g este llt bleiben. Das au f dieser
Sache ruh en d e Dunkel w ird noch g emehrt durch d en Um stan d , dass die T a e - pin
se lb s t in d en e rs te n J ah ren ihre A e ra » I ie n - t i« n an n ten .' E r s t nach Einnahme von
N a n - kin scheint die se r Au sd ru ck g e ä n d e rt word en zu sein.
®>) Als H ie n - ptjn die Ankunft d e r T a e - pin v o r N a n - kin. e rfu h r, begab er sich
an d en A lta r seine r Ah n en u n d b ete te inb rü n stig um F ried e n . »In dein d a rau f bezüglichen
D e c re t, sag t die amtliche Ze itu n g , ta d e lt d e r Kaiser seine Minister wegen
falscher Maassreg eln , verurtheilt aber auch sich s e lb s t, weil e r nicht stren g e U n te rsuchung
d e r b estehenden Missbrauche ange stellt h ab e , welche den Au fstan d v e ran
lasst u n d E len d ü b e r das Vo lk gebracht hätten. D e r Gedanke daran rau b t ihm den
N a n - kin u n d T s in - kian genommen. 181
19. März sprengten sie ein Stück der nördlichen Stadtmauer und
stürmten die Bresche. Die chinesischen Truppen aus S a n -tu n und
K w e i - t s a u hielten nicht Stand. Die Tartaren-Garnison war nominell
fünftausend Mann stark; so viele wurden in den Listen geführt
und besoldet. Die Familien hatten sich aber während des zweihundertjährigen
Aufenthaltes stark vermehrt; nach Meadows wären
der wehrhaften Männer über siebentausend, und mit Greisen, Frauen
und Kindern über zwanzigtausend Tartaren in N a n - k in gewesen.
Sie wussten, dass sie von den T a e - p in keine Gnade erwarten durften;
sie standen zum Schutze des angestammten Herrscherhauses
da, dessen Brod ihre Familien seit Jahrhunderten assen; sie hatten
Weib und Kind, Haus und Hof, Freiheit und Leben zu verlieren
und rührten doch keine Ha-nd zum Kampfe. Sie fielen
um Gnade flehend vor den eindringenden Rebellen nieder und liessen
sich ohne Widerstand hinschlachten. »Wir erschlugen sie alle,«
erzählte bald darauf ein Rebellenführer Herrn Meadows, »bis auf
den Neugebornen im Arm der Mutter, und liessen nicht eine Wurzel
zum Aufspriessen. Ihre Leichen wurden in den Y a n - t s e geworfen.«
Am 1. April fuhr die Flotte der Insurgenten den Strom hinab
nach T s i n - k ia n -EU. Die kaiserlichen Dschunken ergriffen schmälich
die Flucht, und die Stadt fiel ohne Gegenwehr. Die Tartaren
waren davongegangen; einige Hundert wurden in den umliegenden
Ortschaften niedergemacht. Am 2. April besetzten die T a e - p in
K w a - t s a u auf dem Nordufer des Stromes und die anderthalb Meilen
davon am Kaiser-Canal gelegene reiche Stadt Y a n - t s a u . Eine
Strandbatterie von dreiviertel Meilen Länge fiel mit allen Geschützen
in ihre Hände, ohne dass ein Schuss gefeuert wurde. — So eroberten
sie in wenig Tagen die wichtigste strategische Position des chinesischen
Reiches und hätten den Norden aushungern können, wenn
sie, wie die Engländer zehn Jahre zuvor, auch Herren des Meeres
gewesen wären.
N a n - k in , T s i n - k ia n und die anderen wichtigen Punkte wurden
in kurzer Zeit stark genug befestigt und verproviantirt, um dem
Feinde sicher zu trotzen. Der kaiserliche General der Provinz nahm
mit seinen Truppen eine beobachtende Stellung südlich von N a n -
k in ein und liess sein Dschunkengeschwader mehrere Meilen oberhalb
der Stadt ankern, wagte aber nicht anzugreifen. — Die Zahl
Schlaf. A b e r sich n u r zu tad e ln is t ein le e re r Brauch. Deshalb b itte t e r d en Himmel
flehentlich u n d demüthig, seine F e h le r zu vergeben u n d sein armes Vo lk zu retten.«