
welchem sie ilm seiner Wohnung en trü ck ten .... Bald gelangten
sie an eine glänzende Stätte; auf beiden Seiten standen schöne
Männer und Weiber, die ihn freudig jubelnd begrüssten. Eine alte
Frau führte ihn vom Tragstuhl zn einem Fluss hinab und sprach:
Du schmutziger Mensch, warum hast du mit jenen Leuten Gemeinschaft
gehabt und dich erniedrigt? Ich muss dich jetzt rein waschen.
t-t, .Nach der Waschung trat H u n - siu - t s u e n mit einer Schaar
tugendhafter Greise, unter denen er viele der alten Weisen
erkannte, in ein grosses Gebäude, wo sie seinen Leib mit einem
Messer öffneten, das Herz und andere Eingeweide herausnahmen
und durch neue von rother Earbe ersetzten. Die Wunde wurde
dann verschlossen und er konnte keine Spur des Einschnittes wahrnehmen
Darauf traten sie in eine grössere Halle, deren Glanz
und Schönheit unbeschreiblich waren. Ein ehrwürdiger Greis mit
goldenem Bart und schwarzen Gewändern sass da auf dem höchsten
Platz in ausdrucksvoller Stellung. Beim Anblick des IIun - siu-
t s u e n vergoss er Thränen und sprach: Alle menschlichen Wesen
in der Welt werden von mir erschaffen und erhalten; sie essen
meine Nahrung und tragen meine Kleidung; aber nicht ein Einziger
hat ein Herz meiner zu gedenken, mich zu verehren. Doch noch
schlimmer: sie nehmen meine Gaben und verehren damit Dämonen;
sie erheben sich gegen mich und reizen meinen Zorn. Ahme du sie
nicht nach.— Darauf gab er H u n - s iu - t s u e n ein Schwert, damit er
die Dämonen ausrotten sollte, — aber seine Brüder und Schwestern
möchte er schonen, — ein Siegel, durch das er die bösen Geister
bezwingen würde, und eine gelbe Frucht von süssem Geschmack.
Gleich nach Empfang dieser Zeichen der königlichen Würde begann
H u n -s iu - t s u e n die in der Halle Versammelten zu ermahnen, dass
sie zu ihrer Pflicht gegen den Alten auf dem Thron zurückkehrten.
Einige antworteten: W ir haben wahrhaftig unsere Pflicht gegen den
Ehrwürdigen versäumt. -S Andere sagten: Warum sollen wir ihn
verehren? Lasset uns fröhlich sein und mit unseren Freunden zechen.
H u n vergoss Thränen über ihre Verstockung und liess nicht ab mit
Ermahnungen. . Der Alte aber sagte ihm: Fasse Muth und verrichte
dein Werk, ich will dir helfen in jeder Noth. -— Dann wandte er
sich an die Versammlung der Alten und Tugendhaften und sprach:
H u n - s iu - t s u e n ist seiner Sendung gewachsen. — Er führte ihn hinaus
und liess ihn von oben hinabblicken: Betrachte die Menschen auf
Erden! Hundertfältig ist die Verderbniss ihrer Herzen. H u n schaute
hinab und erblickte einen s o l c h e n Abgrund von Bosheit und Laster, dass
seine Augen den Anblick nicht ertragen, noch sein Mund ihre Thaten
aussprechen konnten u. s. w.« - »Im Verlaufe seiner Krankheit sah
H u n vielfach einen Mann in mittleren Jahren, den er seinen alteren
Bruder nannte. Dieser begleitete und belehrte ihn auf seinen Wegen
in die fernsten Weitenden zur Vertilgung der bösen Geister, und
half ihm dieselben überwinden.« . . . .
Diese Worte sind den Aufzeichnungen des H u n - d z in , eines
nahen Verwandten des H u n -siu - t s u e n , entnommen, welcher im
April 1852 nach I I o n g - k o h g flüchtete und dort dem Missionar Hamberg
vorgestellt wurde. Er hatte aus der Erinnerung niedergeschrieben,
was er während einiger Jahre mit H u n - siu - t s u e n
erlebte. Hamberg zeigte die Hefte-im October 1852 dem Missionar
Roberts, der in H u n - s iu - t s u e n einen 1847 von ihm unterrichteten
Chinesen erkannte. Im Februarheft des zu London erscheinenden
Chinese and Missionary Gleaner gab Roberts 1853 darüber eine
Notiz, welche sicher beweist, dass das später publicirte Buch mit
I I u n - d z in ’s Erzählung nicht, wie Manche glaubten, eine auf die im
Frühjahr 1853 zu N a n - k in gesammelten Nachrichten gegründete
Fälschung sei. Die vollkommene Uebereinstimmung mit Allem, was
man später durch persönlichen Verkehr mit den T a e - p in und durch
ihre Schriften erfuhr, gab aber jener Erzählung historischen Wert
Man darf kaum zweifeln, dass H u n - d z in in gutem Glauben bench-'
tete. Er blieb später als chinesischer Katechist und Prediger mehrere
Jahre im Dienste der Missionare zu H o n g - k o n g und erwarb
sich deren unbedingtes Vertrauen, erreichte dann nach mehrfachen
Versuchen N a n - k in und spielte in den letzten Jahren der
T a e - p i n -Herrschaft als erster Minister seines Verwandten eine
grosse Rolle. Die schlimme Wandlung, welche der Besitz der
Macht in seinem Charakter bewirkte, ist ebenso wenig ein Beweis
gegen seine frühere Ehrlichkeit, als die mit H u n - s iu - t s u e n vor-
gegangene Wandlung in einen blutdürstigen Despoten die frühere
Wahrhaftigkeit seiner religiösen Schwärmerei in Frage stellt.
Nach des H u n - d z in Bericht w a r H u n - s i u - t s u e n während seiner
ganzen Krankheit ohne klares Bewusstsein; seine Verwandten hielten
ihn für irrsinnig. Zuweilen gab er sich für den erwählten Kaiser
von China aus. Der schlechte Erfolg bei den Prüfungen kränkte
offenbar seinen Ehrgeiz; jene Fieberphantasieen erklären sich aber
aus Vorstellungen der buddistischen Anhänger des Confucius und