
wirken und die Gesandten nach P e - k in führen müssten. Herr
Bruce werde deshalb ersucht zu verweilen, bis die Garnison von
P e - t a n - h o zurückgezogen wäre; dann würde der Statthalter auf
die Rhede hinauskommen und ihn nach dem dortigen Landungsplätze
führen, von wo er sich zu Lande nach P e - k in begeben
könne. — Dieses Schreiben war vom 23. Juni datirt, brauchte also
zwei Tage, um zehn Seemeilen zurückzulegen. Herr Bruce schickte
dasselbe zurück, weil der Name der Königin von England darin
eine Stufe tiefer stand als der des Kaisers von China. Wollte er
es berücksichtigen, so musste er die schon begonnene Action unterbrechen.
Die Gesandten betrachteten es zudem als ihr gutes Recht,
auf dem selbstgewählten Wege, der Hauptverkehrsstrasse, nach
P e - k in z u reisen, und sahen in der Insinuation der chinesischen
Regierung nur einen neuen Versuch, sie nach Art der tributbringenden
Gesandten zu empfangen und in den Augen der Bevölkerung
herabzusetzen.
Herr Ward beschloss nach dem missglückten Unternehmen
der Alliirten gegen die P e i - h o -Mündung, die Auswechselung der
Ratificationen nach den Bedingungen des americanischen Vertrages
zu bewirken, welcher dem Gesandten der Vereinigten Staaten
erlaubt, einmal jährlich mit einem Gefolge von zwanzig Köpfen
die chinesische Hauptstadt zu besuchen, unter der Bedingung, dass
er dem kaiserlichen Ceremonien-Amt vorher davon Meldung
mache und seine Geschäfte ohne Verzug beende. Er schickte
den kleinen Dampfer nach der P e - t a n -Mündung; als dessen Boot
der Küste nahte, floh die Bevölkerung des dort gelegenen Dorfes.
Mit Mühe trieb man zwei Männer auf, welche die Beförderung des
von Herrn Ward an den Statthalter von Tsi - l i gerichteten Schreibens
übernahmen, zugleich aber vor dem Angriff eines in der Nähe
stehenden Cavalleriepostens warnten. Gleich darauf sprengten
Tartaren heran; die Americaner entwischten mit Noth in ihr Fahrzeug.
Dann aber kam eine Dschunke mit Lebensmitteln hinaus und
brachte die Nachricht, dass das Schreiben befördert sei und in
kurzem beantwortet werden solle.
Einige Tage darauf schrieb der Statthalter H a n - f u dem Gesandten,
dass der Kaiser ihm erlaube, nach dem 19. Juli mit
zwanzig Personen über P e - t a n nach der Hauptstadt zu reisen, wo
nach Ankunft der Bevollmächtigten die Ratifications - Urkunden ausgewechselt
werden sollten. Herr Ward landete am 20. Juli und
wurde bedeutet, dass er die Reise bis zu einem zwei Meilen oberhalb
T i e n - t s in am P e i - h o gelegenen Dorfe in den landesüblichen
Karren machen müsse. — Chinesen von Stande reisen immer in
Sänften; in solchen wurden auch Lord Macartney, Lord Amherst
und ihr Gefolge befördert; nur ihre Dienerschaft reiste in Karren.
— Herr Ward bequemte sich dieser Demüthigung und hatte von
Staub, Hitze und den holprigen Wegen furchtbar zu leiden. Vom
Dorfe P e i - t s a n fuhr man den P e i - h o hinauf in Booten bisTuN-rsAu,
von da jedoch wieder in Maulthierkarren. Herr Ward konnte das
Rütteln auf den ausgefahrenen Granitplatten nicht ertragen und
ging in der glühendsten Sonne zu Fuss, bis ein mitleidiger Mandarin
ihm sein Pferd gab; vor P e - k in musste er aber wieder in
den Karren; sein Einzug war kläglich.
Man wies den Americanern ein geräumiges Haus an, dessen
Zugänge von Soldaten bewacht wurden; Herr Ward wurde zurückgewiesen,
als er auf die Strasse hinaustreten wollte, und nur auf
seine Drohung, jeden amtlichen Verkehr abzubrechen, gestattete
man seinen Begleitern auszugehen, gab ihnen aber weder Pferde
noch Wegweiser, so dass die Erlaubniss illusorisch wurde. Mitglieder
der seit mehreren Wochen in P e - k in weilenden russischen
Gesandtschaft wurden von den Wachen abgewiesen, als sie Herrn
Ward besuchen wollten, und ein Schreiben derselben gelangte erst
nach sechs Tagen in seine Hände. Man versprach den Americanern
etwas mehr Freiheit, sobald die Geschäfte erledigt wären.
Es galt, sie durch Einschüchterung zu vermögen, bei der feierlichen
Audienz, welche der Kaiser zu wünschen schien, das K o - t o
zu vollziehen. Dem fügte Herr Ward sich aber nicht, und nun
fragte ihn K w e i - e ia n in einem groben Brief, warum er eigentlich
nach P e - k in gekommen sei, wenn er so hartnäckig auf seinem Sinne
beharren wolle. In seiner Antwort berief Herr Ward sich auf die
kaiserliche Einladung zur Auswechselung der Ratificationen und
Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens. Die chinesische
Regierung benutzte darauf, ihrem Grundsätze getreu, alle Beziehungen
zu fremden Völkern als rein commercielle anzusehen, welche mit
dem dafür ernannten Commissar verhandelt werden müssen, die
Erwähnung jenes Schreibens, um dessen Ueberreichung zum einzigen
Zweck von Herrn Wards Sendung zu stempeln, weigerte sich
aber dasselbe anzunehmen, wenn der Gesandte nicht schriftlich
erkläre, dass das K o - t o nicht aus Mangel an Achtung vor dem
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