
Vaters. Unser himmlischer Vater ist unse r heiliger Vater, u n d unser
himmlischer älterer Bruder ist unse r heiliger H e rr der Erlöser der
We lt. Unser himmlischer Vater u n d unser göttlicher älterer B ru d e r '
allein sind also heilig; u n d von je tz t an möget ih r Soldaten und
Officiere uns als eueren H e rrn bezeichnen; das is t Alles. Aber ih r
d ürft mich nicht heilig n ennen, sonst fehlt ih r gegen die Benennung
unseres himmlischen Vaters u n d unseres, göttlichen älteren Bruders.
Der grosse Gott unser himmlischer Vater ist unse r geistiger Vater und
unser geistliclier Vater. F rü h e r hatten wir euch befohlen, den ersten
und zweiten Staatsminister u n d die commandirenden Generale der V orh
u t u n d der Nachhut des Heeres mit dem Namen »königlicher Vater«
zu bezeichnen, was ein vorübergehendes Zugeständniss an die verderbten
Gebräuche der heutigen W e lt war. Es war aber nach d e r wahren
Lehre eine kleine Beeinträchtigung der Vorrechte unseres himmlischen
V a te rs; denn unser himmlischer Vater allein ist zu dem Vaternamen
berechtigt. W ir Haben nun angeordnet, dass unser erste r Staatsminister
und Obergeneral als König des Ostens bezeichnet werden
soll, welcher üb e r alle Staaten der östlichen Gegenden gesetzt ist.
W ir haben ferner angeordnet, dass unser zweiter Staatsminister und
Hülfs - O bergeneral als König des Westens bezeichnet werde, welcher
üb e r alle Staaten der westlichen Gegend gesetzt ist. W ir haben auch
angeordnet, dass der Commandirende der Vorhut als König des
Südens bezeichnet werde, der üb e r alle Staaten d e r südlichen Gegend
gesetzt sein soll. W ir haben ferner angeordnet, dass der Commandirende
d e r Nachhut als König des Nordens bezeichnet werde, welcher
über alle Staaten d e r nördlichen Gegend gesetzt sein soll. W ir haben
endlich unseren Bruder Si - t a -kae zum Hülfskönig e rn an n t, damit er
unseren himmlischen Hof stützen helfe. Alle oben genannten Könige
sollen unte r Leitung des Königs von Osten stehen. W ir haben
auch eine Kundgebung erlassen, durch welche unsere Gemalin als F rau
aller Frauen (Kaiserin) und unsere Nebenfrauen als königliche Frauen
bezeichnet werden. Beachtet Dieses.«78)
78) j n ¿em Buche von Lindesay Brine »The Taeping rebelliön in China« (London
1862) sind noch andere Manifeste aus Yun- nan mitgetheilt. In einein derselben
heisst es:. »Wir möchten euch bei diesem Anlass einprägen, dass diejenigen,
welche in der jetzigen Zeit nicht um ihr Leben besorgt sind und den Tod nicht
fürchten, später gen Bimmel fahren werden, wo sie ewiges Leben und Unsterblichkeit
gemessen sollen. Die aber um ihr Leben besorgt sind, werden das Leben nicht
erhalten, und die den Tod fürchten, werden den Tod finden. Ferner: Die in
jetziger Zeit nicht nach Bequemlichkeit streben und keine Beschwerden fürchten,
sollen danach in den Himmel kommen, wo sie ewige Ruhe und Erlösung von allem
Weh finden; die aber nach Bequemlichkeit streben, werden keine Bequemlichkeit
Der Fürst des Ostens war Y a n - s i n - t s i n , Fürst des Westens
S i a o - t s a o - w u i , Fürst des Südens F u n - y u n - s a n , Fürst des Nordens
W e i - t s in . Diesen zunächst scheinen neun hohe Staatsbeamte den
verschiedenen Zweigen der Verwaltung vorgestanden zu haben.
Nach dem Privatbriefe des Gouverneurs von K u a n - s i hätte das
T a e - p i n - Heer schon im Frühjahr 1 8 5 1 aus neun »Armeen« zu
1 3 , 2 7 0 Mann bestanden, was durchaus nicht zu anderen von
Meadows eingezogenen Nachrichten passt, nach denen um die Zeit
der Besetzung von Y u n - n a n die ganze Zahl nur 16 ,0 0 0 betragen
hätte. Jene Angabe ist sicher zu hoch; aus den in
dieser Zeit an das Heer gerichteten Manifesten spricht ein strenger
puritanischer Geist, der wohl auf eine kleine Schaar fanatischer
Streiter von ernster Ueberzeugung, nicht aber auf zusammengelaufene
Massen wirken konnte. Aeusserlich hatte das .Heer
eine feste Organisation. Die Tracht der Officiere bis zu den
Königen hinauf war genau vorgeschrieben und sehr bunt. Als
gemeinsames Zeichen der Auflehnung gegen die Mandschu schnitten
alle T a e - p in sich den Zopf ab und Hessen das Haar auf dem ganzen
Kopfe wachsen.
Während des Winters wurden die Rebellen in Y u n - n a n von
den Kaiserlichen immer enger eingeschlossen und verloren allmälich
alle Stellungen ausserhalb der Stadt. Das Pulver ging ihnen aus
und der Mundvorrath wurde immer knapper; sie mussten sich durchschlagen.
In der Nacht zum 7 . April 1 8 5 2 rückten sie in drei i852.
Colonnen aus, durchbrachen unter starkem Verlust die kaiserlichen
Linien und marschirten unangefochten weiter, da das feindliche Heer
in gänzliche Auflösung gerieth.79) Sie rückten vor die Provinzialgemessen
, und wer Beschwerden fürchtet, wird Beschwerden leiden. K m : gehorchet
den Geboten des Himmels und ihr werdet Glückseligkeit gemessen; seid
ungehorsam, und ihr werdet zur Hölle fahren.«1 -— In einem anderen Edict ist die
Aufstellung von Führungslisten für jeden Krieger des Heeres angeordnet.
79) Bei dieser Action wurde ein Tae-Pin-F ührer gefangen, der sich den Kaiserlichen
gegenüber Hun- ta- tsuen und einen Genossen des Hun- siu- tsüen
nannte. Nach seinen in der Zeitung von P e - kin publicirten Geständnissen scheint
er wirklich einer der leitenden Männer gewesen zu sein; er legte sich den Titel
Tien- ti bei und war vielleicht derjenige Rebellenführer, welcher vor Organisation
der Tae- piä unter diesem Namen in Kuan- si auftrat. Unter den fünf Königen
wird er nicht genannt, kann also kein so .hohes Amt bekleidet haben wie diese.
Nach seinen eigenen Geständnissen wäre er aber dem Tien- wan an Macht und
Ansehn fast gleich gewesen. Wie viel Antheil an diesen Geständnissen vielleicht
die Folter, vielleicht aiich die Eitelkeit gehabt hat, als grösser Herr zu ster