
auch andere Härten zur Sprache kamen, vor allem die übermässige
Höhe der Hafengebühren und die willkürlichen Erpressungen
der Zollbeamten. In seiner Antwort zeigte der Vice-König
sich nachgiebig im ersten Punkt, wies aber die anderen Beschwerden
zurück und blieb gegen alle Vorstellungen taub. Der Ausschuss
wandte sich nun an den General - Gouverneur von- Indien
mit der Bitte, ein Schreiben an den chinesischen Kaiser zu richten,
wurde aber abschläglich beschieden. Die Verlegenheit der-Engländer
steigerte sich; im Ausschuss war man nicht einig; der Verlust
aus der Verzögerung der Handelsgeschäfte stand zu den
angestrebten Zwecken ausser Verliältniss. Als daher am 2. Februar
der Vice-König erklärte, dass ein neuer H o n - Kaufmann ernannt
sei und weitere Ernennungen bevorständen, die übrigen Vorstellungen
aber zur Entscheidung nach P e - k in berichtet wären, gaben die
Engländer bereitwillig nach. Das Handelsgeschwader ging nach
W a m - f o a , die Geschäfte begannen, und bis zum 1. März wurden
dem H o n -Verbände drei neue Mitglieder hinzugefügt.
Die nächste Handels-Saison war wieder sehr unruhig.
Einige Parsees tödteten in einer nächtlichen Schlägerei einen Engländer,
wurden festgenommen und zur Aburtheilung nach Bombay
eingeschifft. Die chinesischen Behörden verlangten ihre Auslieferung
und bezogen sich dabei auf einen 1780 vorgekommenen Fall: ein
französischer Matrose, der damals einen Portugiesen erschlug, war
von den französischen Beamten der einheimischen Justiz ausgeliefert
worden, die denselben ohne Umstände stranguliren liess. — Der
englische Ausschuss wies nun aber jenes Ansinnen zurück. Darauf
befahl der Vice-König die schleunige Entfernung der Gemahlin des
Handelsvorstehers, welche gegen die alten Vorschriften nach
K a n - to n gekommen war; denn europäische Frauen durften nur
in Macao wohnen. Die Androhung von Gewalt, welche jenen Befehl
begleitete, veranlasste den Ausschuss, hundert bewaffnete Matrosen
und zwei Achtzehnpfünder von W a m - p o a kommen zu lassen;
die Chinesen erklärten nun aber, dass kein Zwang beabsichtigt
werde, und die Seeleute wurden nach vierzehntägigem Aufenthalt
in den Factoreien wieder fortgeschickt.
Di.e Zurückhaltung der Schiffe vor der Flussmündung im
Jahre 1829 war von "dem Directorium der Compagnie missbilligt
und der Ausschuss durch neue Beamte ersetzt worden, welche bald
nach den erzählten Vorfällen im November 1830 in K a n - to n eintrafen.
Die Erbitterung zwischen den Fremden und den Chinesen 1830.
hatte sich keineswegs gelegt, und die neuen Beamten wurden mit
Anträgen des Vice-Königs bestürmt, alle fremden Frauen aus
K a n - t o n z u entfernen. Er erlaubte schliesslich den anwesenden,
bis zum Schluss der Handels-Saison zu bleiben, und die Engländer
selbst verschmähten es nachher, ihre Frauen nach K a n - to n zu
bringen, wo man sie durch öffentliche Anschläge beschimpfte. Die
nationale Abneigung trat' in dieser Zeit immer stärker zu Tage, und
man kann, wenn damit das gute Einvernehmen in anderen Perioden
verglichen wird, die gegenseitige Erbitterung kaum anders als aus
persönlichen Leidenschaften erklären. — Beim Neubau der la c -
toreien nach dem grossen Brande 1822 war die Uferfront derselben
ziemlich weit in den Fluss hinausgerückt worden. Nur eine Ecke
vor dem Gebäude der ostindischen Compagnie blieb noch auszufüllen
zu Ergänzung eines kleinen Platzes, der mit Sträuchern
bepflanzt und zum Vorgarten eingerichtet werden sollte. Das
ärgerte die Chinesen. Der frühere Ausschuss war wiederholt von
den Behörden aufgefordert worden, von der Anlage des Gartens
abzustehen, hatte sich aber nicht daran gekehrt und den Platz
sogar durch englische Seeleute wieder herstellen lassen, als die
Chinesen ihn im Sommer demolirten. Der neue Ausschuss blieb
unbehelligt, so lange die Handels - Saison dauerte. Gleich nach
Abfahrt des letzten Schiffes erschien aber der F ü - y u e n in der
englischen Factorei, liess die HoN-Kaufleute und Dolmetscher rufen
und stellte sie zur Rede über die gegen Befehl des Vice-Königs
ausgeführten Arbeiten. Er gebot dem Vorsteher des Hort-Verbandes
und dem ersten Dolmetscher bei Todesstrafe, den Bau zerstören
zu lassen, liess im Empfangssaale der Factorei die Hülle
vom Bilde des Königs reissen, setzte sich mit dem Rücken gegen
dasselbe und betrug sich mit gesuchter Grobheit. — Bald darauf
wurde ein Erlass veröffentlicht, dessen Inhalt berechnet war, die
Fremden zu beschimpfen, ihre Lage unerträglich zu machen: den
Sommer über dürfte kein Fremder in K a n - to n bleiben; die ein-
gebornen Diener sollten strenger beaufsichtigt werden, die Fremden
sich unweigerlich allen Befehlen der H on - Kaufleute unterwerfen
und niemals die Factoreien verlassen, auch ohne besondere Erlaub-
niss den Fluss nicht befahren; das 1814 gewährte Recht des
schriftlichen Verkehrs mit den chinesischen Behörden sollte auf
das äusserste beschränkt werden. — Diesen Bestimmungen trat der