
die T a e - p i n -Bewegung im Innern des Reiches bewirkte Auflösung
sich auch auf die Küstenprovinzen ausdehnen möchte, wenn dort
Erwerblosigkeit einträte, — dass die bürgerliche Ordnung gefährdet
und die regierende Mandschu- Dynastie ernstlich bedroht werden
möchte, eine Eventualität, welcher die englische Regierung dringend
vorzubeugen wünschte. Erhielt man sich das Vertrauen der
Bevölkerung in Mittel-China, so musste sich der gute Ruf der Verbündeten,
welche nur die kaiserliche Regierung bekriegten, das Volk
dagegen auf jede Weise schonten und alle Bedürfnisse bezahlten, auch
nach den nördlichen Provinzen verbreiten und den militärischen
Operationen grossen Vorschub leisten. Herr Bruce beschloss deshalb
auf eigene Verantwortung, die Blockade nicht zu verhängen.
Zu Befestigung des Vertrauens liessen die Gesandten Proclama-
tionen im Lande verbreiten, welche der Bevölkerung volle Sicherheit
des Eigenthumes und der Familie versprachen, die Fortsetzung
des Handelsverkehrs und den Beschluss meldeten, "nur gegen die
bewaffnete Macht und die Rathgeber des Kaisers zu kämpfen,
welche ihn zum Kriege drängten. Die Mandarinen unterstützten die
Verbreitung dieser Proclamationen und hinderten keinen Chinesen
den Verbündeten zu dienen. Dazu mag sie vor Allem die Angst
vor den T au - p in getrieben haben. Man lebte in S h a n g - h a e , w o
sich im April und Mai 1860 die Streitmacht der Alliirten versammelte,
und in den anderen Häfen wie in Freundesland. Die Chinesen
stellten Pferde in Menge und meldeten sich haufenweise zu
contractlieher Lieferung von Lebensmitteln. Als die Absicht der
Alliirten bekannt wurde, T s u - s a n zu besetzen, stiegen dort plötzlich
die Miethspreise der Kaufläden; viele chinesische Speculanten
siedelten vom Festlande dahin über.
Die Besetzung der T s u - sAn -Inseln wurde am 14. April von
den in S h a n g - h a e versammelten Gesandten und Commahdeuren
beschlossen; am 21. April erschienen die dazu bestimmten Schiffe
vor T i n - h a e . Die chinesischen Behörden fügten sich* ohne Umstände
der Sommation des englischen Oberfeldherrn, General Sir
Hope Grant, lieferten alle Waffen aus und übergaben den Alliirten
die militärischen Posten. Die chinesischen Truppen erhielten freien
Abzug. Zwei englische und zwei französische Commissare bildeten
die oberste Regierungsbehörde. Die Mandarinen vom Civil-Dienst
mussten ihre Functionen als richterliche, Administrativ-, Municipal-
und Steuerbeamten unter Aufsicht der Commissare fortsetzen. Aus
den Reihen der Occupationstruppen wurde ein Polizei - Corps zu
Aufrechthaltung der Ordnung und Sicherheit organisirt.
Die Anträge des T a u - t a e von S h a n g - h a e auf militärischen
Beistand der Alliirten gegen die S u - t s a u bedrohenden Rebellen im
Mai 1860 und die darauf folgenden Ereignisse übten keinen Einfluss
auf den Gang des Krieges. Anfang Juni kam der General-Gouverneur
H o - k w e i - t s in , aus seiner Residenz vertrieben, nach S h a n g -
h a e , und ersuchte die Gesandten von England und Frankreich um
eine Zusammenkunft, welche am 9. Juni bei Herrn Bruce stattfand.
Sein Mitbevollmächtigter für den fremden Handel, Schatzmeister
und Provincial-Gouverneur S ie und der T a u - t a e von S h a n g - h a e W u
waren dabei gegenwärtig. Ho dankte den Gesandten zunächst
für die Maassregeln zum Schutze der Stadt und bezeichnete als
Veranlassung seines Besuches zunächst den ausdrücklichen Auftrag,
die zwischen den Verbündeten und der kaiserlichen Regierung
schwebenden Differenzen auszugleichen; dann das Gesuch, dass die
Alliirten ihre Streitkräfte zu Pacificirung der Provinz brauchen
möchten, in welcher sie so erhebliche commercielle Interessen
hätten. Ohne nähere Erörterung des ersten Punctes ging er sofort
mit Eifer auf den zweiten über und machte die eindringlichsten
Vorstellungen. Herr Bruce antwortete im Laufe des Gespräche^,
dass die zweite und alle Fragen von localer Bedeutung sich um die
erste drehten; das von Ho angerufene gute Einvernehmen der Verbündeten
mit der chinesischen Regierung bestehe nicht und könne
nur durch Erfüllung ihrer Forderungen hergestellt werden. Ho erklärte
die TA-Ku-Affaire für ein Missverständniss, an welchem die
Verbündeten mitschuldig seien: sie hätten zur Ratification der Verträge
Kriegsschiffe mitgebracht und K w e i - l ia n ’s Ankunft nicht
abwarten wollen. Die Antwort des Staatsrathes auf das Ultimatum
habe wenig zu bedeuten, sei vielleicht nicht einmal vom Kaiser
sanctionirt. Wolle Herr Bruce die Unterhandlungen ihm und seinem
Collegen S ie anvertrauen, so könne Alles ausgeglichen werden; sie
seien jetzt ebenso dazu ermächtigt, wie früher K w e i - l ia n und
W a - s a n a ; Abschrift des betreffenden Decretes solle eingesandt
werden. Herr Bruce widerlegte Ho’s Darstellung der TA-Ku-
Affaire und erklärte, auf weitere Unterhandlungen nicht eingehen
zu können, da er angewiesen sei, auf unbedingter Erfüllung der Forderungen
zu bestehen. Ho kam nochmals auf den eigentlichen
Zweck seines Besuches, Unterstützung gegen die Rebellen zurück,
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