
landen und traf am 12. in T i e n - t s in ein, w o ihr im Namen des
Kaisers ein glänzendes Fest gegeben, zugleich aber von den Mandarinen
zugemuthet wurde, das K o - io oder Kopfstossen vor einem
gelben Schirme einzuüben. Die Gesandten aller China tributpflichtigen
Reiche müssten diesen Gruss vor dem Kaiser verrichten,
also auch die Engländer. Lord Amherst weigerte sich und wies
darauf hin, dass K i e n - l o n sich von Lord Macartney nach der vor
dem eigenen Monarchen üblichen Sitte habe begrüssen lassen,
wurde aber von dem Augenblick an und auf der weiteren Reise
schlecht behandelt. In P e - k in angelangt, erhielt er von Kaiser
K i a - k in die Weisung, sofort vor ihm zu erscheinen. Staubig
und müde von der Reise, die in Karren auf holprigem Wege
zurückgelegt wurde, liess Lord Amherst sich mit Unwohlsein entschuldigen.
Der Kaiser sandte seinen Leibarzt, und gab auf dessen
Bescheid, dass nur Ermüdung Lord Amherst von der Befolgung
seines Willens abhalte, den Befehl zu schleuniger Abreise der Gesandtschaft.
Sie kehrte also nicht nur unverrichteter Sache, sondern
ohne überhaupt vorgelassen zu sein, auf dem Landwege nach
K a n - t o n zurück, wurde aber auf der Rückreise etwas besser
behandelt, als vor der Ankunft in P e - k in .
Die Ansicht, dass Lord Amherst’s Sendung an seinem vornehmen
Betragen gescheitert sei, ist sicher ungegründet. Die
holländischen Gesandten, welche sich jeder Demüthigung unterzogen,
wurden verspottet und beschimpft, während die Engländer
wenigstens anständige Behandlung erfuhren. Obgleich auch diese
formell nichts erreichten, folgte doch ihren beiden Gesandtschaften
factisch eine Periode des besseren Vernehmens mit den Behörden
in K a n - t o n . Durch Ausführung des K o - to hätten die Gesandten
die Lehnspflicht ihres Landesherrn und die Unterthänigkeit ihrer
Landsleute gegen die Krone China, welche diese beanspruchte,
öffentlich bekannt. Es ist Thatsache, dass Chinesen das K o - to
niemals vor einem fremden Monarchen vollzogen haben, dass
chinesische Gefangene sich weigerten, vor siegreiehen Königen zu
knieen, dass chinesische Gesandte lieber unverrichteter Sache, ohne
Mittheilung ihrer Aufträge aus Japan heimkehrten, als sich zu jener
Demüthigung verstanden. Die Frage hat politische Bedeutung; die
Wahrung nationaler Würde und Unabhängigkeit ist die erste Bedingung
des Erfolges im diplomatischen Verkehr mit China, und
selbst die Anwendung von Gewalt hat immer gute Früchte getragen,
wo es sich um den Ehrenpunkt handelte. - Die Sendung des Lord
Amherst scheiterte, weil sie die Herstellung directer Beziehungen
zum Kaiserhofe bezweckte, weil die Beamten in K a n - to n wohl
wussten, dass bittere Beschwerde über sie geführt werden solle.
Sie hatten in der Umgebung des Kaisers einflussreiche Freunde,
welche den übelen Empfang der Gesandtschaft vorbereitet und
dem Herrscher die schlechteste Meinung von den Fremden überhaupt
und besonders von Sir George Staunten beigebracht hatten.
Dieselben Beamten versuchten in K a n - t o n , während die Gesandtschaft
in P e - k in war, ihr Uebelwollen in der unverschämtesten
Weise an deren Schiffen auszulassen. Zunächst wurde dem General
Hewett die Ladung verweigert, »weil es ein Tributschiff sei«.
Dann verbot der Vice-König der Alceste und der Lyra, in den
Perl-Fluss einzulaufen. Die Fregatte, unter Capitän Maxwells
Befehl, segelte, aber ohne Aufenthalt langsam stromaufwärts, brachte
das Feuer der Kriegs-Dschunken mit einem wohlgezielten Schuss,
die Werke der Boeca mit einer Breitseite zum Schweigen und warf
bei W am - p o a Anker. Nun wurde dem General Hewett sofort
die Ladung geliefert, die Alceste auf das beste proviantirt. Der
Vice-König erklärte sogar durch öffentliche Bekanntmachung, die
Dschunken und Festungsw'erke hätten die Alceste nur salutirt.
Bald darauf kam Lord Amherst in K a n - to n an. Er hatte
das Schreiben des Regenten in P e - k in zurückgelassen. Dem Vice-
König von K u a n - tu n wurde nun von dort ein kaiserliches Antwortschreiben
zugestellt, zu dessen persönlicher Ueberreichung an
den englischen Gesandten er verbunden war. Dieser machte zur
Bedingung der Zusammenkunft, dass ihm und seinen Begleitern die
Ehrenplätze eingeräumt würden. Das war eine harte Zumuthung,
denn die höheren Mandarinen hatten bis dahin immer den Vortritt
vor allen Europäern beansprucht. Die Stellung der Engländer in
K a n - to n erforderte aber, dass öffentlich e in Beispiel statuirt werde,
und man durfte die Gelegenheit nicht versäumen. — In einem gelbseidenen
Zelte fand die Ueberreichung statt. Der Vice-König hob
das kaiserliche Schreiben ehrerbietig über sein Haupt und legte es-
dann in die . Hände des Gesandten. Man begab sich darauf zur
Collation in ein anderes Zelt; Lord Amherst und Sir George
Staunton sässen zur Innken, der Vice-König und der H o f - po zur
Rechten. Letzterer war die Triebfeder aller den Engländern vor
kurzem angetlianen Beschimpfungen. Sein Versuch, auch bei dieser