
fahr seiner Freunde unterrichtet, fiel er in Verzückung und be-
geistete die Brüder am Distelberge zu schnellem Handeln. Sie
rückten vor den Engpass, schlugen die Kaiserlichen und entführten
1850. ihre Freunde im Triumph. Das geschah im October 1850.
Nun waren die Würfel gefallen. H u n - siu - t s u e n sandte zu
den zerstreuten Gemeinden und entbot sie alle zu sich. In dichten
Sehaaren strömten die Gottesverehrer herbei; ein gewisser W e i t
s in , der spätere »Fürst des Nordens« kam allein mit Tausend
seines Stammes.
Die erste militärische Bewegung im November oder Decem-
ber 1850 galt der reichen Marktstadt beim Distelberge, wo zahlreiche
Verstärkungen zu den T a e - p in stiessen. Kaiserliche Truppen
bezogen ein Lager in respectvoller Entfernung und wagten nicht,
die befestigte Stadt anzugreifen. Nachdem die T a e - p in ihre Vor-
räthe aufgezehrt und die Kaiserlichen sich sow e it verstärkt hatten,
dass Einschliessung drohte, räumte H ü n - s iu - t s u e n den Platz bei
Nacht und zog sich in guter Ordnung zurück. Die nachgeschickten
Truppen litten starken Verlust und rächten sich durch
Plünderung der wehrlosen Stadt, welche die T a e - p in geschont
hatten. Diese boten den Kaiserlichen die Spitze in einer neuen
festen Stellung und verliessen sie erst wieder, als Mangel eintrat
und Umzingelung drohte. Aehnlich operirten sie in den nächsten
Monaten; sie schlugen alle Angriffe ab, wussten immer einen geordneten
Kückzug zu bewirken und verstärkten sich bei jedem Schritt.
Die amtliche Zeitung von P e - k in verkündete lauter Siege; die
T a e - p in gewannen aber mit jeder Bewegung eine wichtigere Position,
zuerst Landstädte, dann Bezirks-, dann Kreisstädte.
Vor der T a e - p in Concentrirung war die Regierung in
P e - k in den Aufständen inKuAN-si nur dadurch begegnet, dass sie
dem Vice-König S i u - k w a n - t s in die Dämpfung derselben befahl.
Jetzt sandte sie den hochbetagten L i n - t s e - t s iu als kaiserlichen
Bevollmächtigten, welcher auf der Reise starb. Darauf kamen zwei
andere Commissare, L i - s i n - t u e n und T s a n - t e n - k io , letzterer
zugleich als Statthalter von K u a n - s i . Diese Beiden und der Vice-
König S i u - k w a n - t s i n , der sich in der Provinzial-Hauptstadt
K w e i - l in festsetzte, waren die Commandeure, welche den T a e - p in
in den ersten'sechs Monaten mit unzureichender Streitmacht begegne-
ten. In diesem Zeitraum wussten aber die Häupter der Bewegung
ihre Schaaren so fest und sicher zu organisiren, wie die Grösse des
Unternehmens forderte. H u n - s i u - t s u e n nannte sich jetzt »Himmlischer
Fürst« und »Jüngerer Bruder Christi«. Folgendes Manifest
bezeichnet die von den T a e - p in bald nach ihrer Constituirung als
politische Parthei eingenommene Stellung, welche sie lange Zeit
ohne Rücksicht auf momentanen Vortheil festhielten:
»Unser himmlischer Fürst hat die göttliche Sendung erhalten,
die Mandschu auszurotten, — sie von Grund aus zu vertilgen,
Männer, Weiber, Kinder,,— alle Götzendiener auszurotten und das
Reich als sein rechtmässiger Herr in Besitz zu nehmen. Das
Reich und Alles was darin ist, gehört ihm; seine Berge und Flüsse,
seine weiten Ebenen und öffentlichen Schatzkammern; ihr und
Alles was ihr habt, euere Familie männlich und weiblich von euch
selbst bis zu euerem jüngsten Kinde und euer Eigentlium vom
ererbten Stammgut bis zum Armband des Neugebornen. Wir verfügen
über die Dienste Aller und wir nehmen Alles. Alle, die uns
widerstreben, sind Rebellen und teuflische Götzendiener; wir tödten
sie ohne Jemand zu schonen. Wer unseren himmlischen Fürsten
aber anerkennt und sich in unserem Dienste bemüht, soll vollen
Lohn erhalten, gebührende Ehre und Rang im Heer und am Hof
unseres liimmlisclien Hauses.«
Folgende aus den ersten Jahren der T a e . p i n -Bewegung
stammende Proclamationen, welche in dem 1852 zu N a n - k in gedruckten
»Buch der himmlischen Befehle und Bestimmungen des
kaiserlichen Willens« zu finden sind, geben einen Begriff von
der damaligen Gestalt ihres Aberglaubens und ihrer sittlichen
Haltung.’5)
75) Der Eingang lautet: »Im dritten Monat des Mo-sm-Jahres (1848) kam
unser himmlischer Vater, der grosse Gott und höchste Herr auf die Erde herab und
that unzählige Wunder und Thaten, begleitet von deutlichen Zeugnissen, welche
im Buch der Proclamationen beschrieben sind. Im neunten Monat (October) desselben
Jahres kam unser himmlischer älterer Bruder, der Heiland Jesus auf die Erde herab
und that unzählige Wunder und Thaten, begleitet von deutlichen Zeugnissen, welche
(u. s. w. wie oben). Damit es hun keinem Einzigen unserer ganzen Schaar, sei er
gross oder klein, Mann oder Weib, Soldat oder Officier, an vollkommener Kennt-
niss des heiligen Willens und der Befehle des himmlischen Vaters und an vollkommener
Kenntnis« des heiligen Willens und der Befehle unseres himmlischen
älteren Bruders gebreche, und damit Keiner aus Unwissenheit gegen die himml
i s c h e n Befehle und Bestimmungen verstosse, haben wir ausdrücklich die verschiedenen
Kundmachungen untersucht, welche die wichtigsten der heiligen Vorschriften
und Befehle unseres himmlischen Vaters und unseres himmlischen- älteren Binders
enthalten, haben dieselben geordnet und in Form eines Buches veröffentlicht, damit
unsere ganze Schaar dieselben fieissig lese und behalte, jeden Verstoss gegen die