
Herr Bruce sagt in einer Depesche über das Schreiben des
T s u n - w a n : »Ich kann natürlich nicht auf mich nehmen zu sagen,
was für eine Sprache Individuen geführet haben, welche die Rebellen
aulsuchten, um ihnen Waffen, Opium u. s. w. für die Beuteschätze
von S u - t s a u einzutauschen. Wenn aber die Missionare,
welche zu ihnen kamen, sie auch durch unverständige Ausdrücke
der Sympathie und Deferenz irre führten, so sagten sie ihnen doch
klar und deutlich, dass sie beim Angriff auf S h a n G - h a e Widerstand
finden würden, diese Thatsache konnte ihnen nach unseren
Proclamationen wirklich nicht unbekannt sein, wenn man die genaue
Ivenntniss von Allem was in S h a n g - h a e vorging erwägt,
welche sie sich durch einheimische und fremde Agenten verschafften.
«
Der T s u n - w a n verwüstete auf seinem Rückzug die Umgebung
von S h a n g - h a e und gab das Landvolk dem bittersten Elend
preis. Er schnitt darauf eine starke Abtheilung Kaiserlicher ah,
welche grösstentheils zu den T a e - p in übertraten. Dann berief
ihn der T uen - w a n nach N a n - k in . Dem Y in - w a n war die
Entsetzung von G a n - k in missglückt; jetzt sollte der T s u n -
w a n den Kaiserlichen am Y a n - t s e die Spitze bieten. Er beschwor
den T i e n - w a n auf Proviantirung von N a n - k in z u denken und keine
Mittel zu sparen, so lange die Wege noch offen ständen; doch
dieser antwortete mitleidig: »Fürchtest Du den Tod? Ich, der
wahrhaft erwählte Herr, kann ohne Hülfe von Truppen gebieten,
dass der grosse Frieden seine Herrschaft über das ganze Land
verbreite.« »Was konnte ich dazu sagen«, fährt der T s u n - w a n in
seinem Lebensabriss fort, »ich konnte nur seufzen und mit einem
Heere aufbrechen um das belagerte G a n - k in z u entsetzen.« Dieser
Platz war der Schlüssel der Rebellen$tellung. im Y a n - t s e -
Thale.
DIE ABWEISUNG DER GESANDTEN BEI TA-KU 1859 UND
DER ENGLISCH-FRANZÖSISCHE FELDZUG GEGEN PE-KIN
1860.
A l s Herr Bruce und der kaiserlich französische Gesandte Herr
von Bourboulon Anfang Mai 1859 nach H o n g - k o n g kamen,
erhielten sie die befremdende Nachricht, dass K w e i - l ia n und W a -
sa n a noch in S u - t s a u weilten. Mit den umlaufenden Gerüchten
über die feindselige Haltung der chinesischen Regierung verglichen
liess diese Zögerung der Commissare vermuthen, dass sie angewiesen
seien, die Gesandten auf dem Wege nach P e - k in aufzuhalten.
Herr Bruce schrieb ihnen deshalb, dass er sich zu Ueberreichung
seiner Creditive und Auswechselung der ratifieirten Vertrags-Exemplare
zu Schiffe nach T i e n - t s in begeben wolle und erwarte, dass
dort seitens der chinesischen Regierung angemessene Vorbereitungen
zu seiner Beförderung nach P e - k in getroffen würden.
Bei seiner Ankunft in S h a n g - h a e — Anfang Juni — fand
Herr Bruce drei Schreiben der Commissare vom 27. und 28. Mai
vor: Lord Eigin habe sie aufgefordert, bis zu seiner Rückkehr in
S h a n g - h a e zu bleiben; sie hätten, auf sein Wort bauend, geduldig
gewartet; das verpflichte Herrn Bruce jetzt, alle schwebenden Fragen
dort mit ihnen zu erörtern, nämlich das Ö ' Gesandtschaftsrecht,
das Reisen im Innern des Landes, die Schiffahrt auf dem Y a n - t s e
und die Herausgabe von K a n - t o n ; die Vorbereitungen zum Empfange
in T i e n - t s in und P e - k in sowie die Erledigung der mit
Ratification der Verträge verknüpften Förmlichkeiten und Geschäfte
könne nur durch sie selbst, die damit beauftragten Commissare bewerkstelligt
werden; ihre Reise nach P e - k in erfordere mindestens
zwei Monate; zudem sei es dort sehr heiss; deshalb möge Herr
Bruce lieber in S h a n g - h a e bleiben und schleunig die Verhandlungen
mit ihnen beginnen, da der Termin der Ratification vor der Thür sei.