
der Communication mit den an die Factoreien grenzenden, vom
schlechtesten Gesindel bewohnten Gassen. K i - y in gebot nun dem
Consul nicht nur , »die fraglichen Einrichtungen in Rücksicht auf
die Volksstimmung sofort zu inhibiren«, sondern auch »sich jeder
ausserhalb des gewöhnlichen Geschäftslaufes liegenden Erörterung
zu enthalten«. Sir John Davis gab darauf die geziemende Antwort,
sollte aber bald zu thätigem Eingreifen gezwungen werden.
1847 . Anfang März 1847 wurden der Commandeur der in H o n g k
o n g garnisonirenden Artillerie und fünf andere Engländer auf einem
Ausfluge an den Ufern des Perl-Flusses ohne jede Veranlassung
beschimpft und angegriffen, und wären ohne den Schutz eines Mandarinen
sicher umgebracht worden. Gleich nach diesem Ereigniss
erhielt Davis aus der Heimath deutliche Instructionen, hervorgerufen
durch seinen Bericht über die Misshandlung der beiden
Seeleute: »Sie werden der chinesischen Obrigkeit in klarer und bestimmter
Sprache mittheilen, dass die britische Regierung die ungestrafte
Misshandlung ihrer Unterthanen durch chinesischen Pöbel,
welcher solche in seine Gewalt bekommt, nicht dulden wird, und
dass, wenn die chinesische Obrigkeit nicht durch Ausübung ihrer
Macht solche Unbilden verhindern und bestrafen will, die britische
Regierung gezwungen sein wird, selbst die Sache in die Hand zu
nehmen, und dass es nicht ihre Schuld ist, wenn in solchem Falle
Unschuldige unter Strafmaassregeln leiden müssen, welche auf die
Schuldigen gemünzt sind.«
Der englische Bevollmächtigte war nun zu peremtorischer
Sprache gezwungen, erhielt aber keine Antwort. Darauf ging er
mit einigen Kriegsschiffen den P e r l-llu s s hinauf. Alle Widerstand
leistenden Batterieen wurden genommen und die darin befindlichen
Geschütze unbrauchbar gemacht. Sechsunddreissig Stunden nach
der Abfahrt von H o n g - k o n g ankerten die Briten vor K a n - t o n .
K i - y in kam zur Conferenz in das englische Consulat und
gewährte nun ohne Anstand alle Forderungen, auch die vom
Consul früher gewünschten baulichen Einrichtungen m der weitesten
Ausdehnung. An der östlichen und der westlichen Seite
des Fremdenquartiers mündeten zwei chinesische Gassen, deren
kürzeste Verbindung mitten hindurch führte, ein bequemer ,Weg
für die dort hausenden Krämer. Schon nach dem Angriff
auf das americanische Consulat war eine Abstellung dieses
Uebelstandes in Aussicht genommen worden, denn die meisten
Händel veranlassten Vagabonden aus der Hefe des Volkes, die sich,
auf das Recht des Durchganges fussend, haufenweise im Fremdenquartier
herumtrieben. Aus Furcht vor dem Pöbel lehnte die Obrigkeit
bis dahin die Beseitigung dieses Rechtes immer ab Jetzt beschloss
man die auf der einen Seite mündende, von den Engländern
»Hoglane« getaufte Gasse abzusperren und in der Lücke eine protestantische
Capelle zu bauen. Die winkligen Gässclien um die Factoreien
waren immer ein Abgrund für d i e f r e m d e n Seeleute gewesen
welche dort zum Trinken verleitet, oft durch narkotische Mittel
betäubt, dann ausgeplündert oder misshandelt wurden. — is zur
Vollendung der Hoglane absperrenden Mauer blieben englische
Truppen in K a n - t o n , nachher bezogen auf den Wunsch der fremden
chinesische Wachtmannscliaften die bei den Factoreien geleS“ °
Kaufhalle. Die Vermauerung des Gässchens, aus welchem
die Brandstiftung erfolgte, erwies sich äusserst segensreich.
Nachdem alles Andere zur Genugthuung der Engländer erledigt,
auch für die Zulassung der Fremden in die Stadt K a n - t o n
ein °fester Termin bestimmt war, verlangte Davis, dass die versprochene
Bestrafung der an dem letzten Angriff auf seine Landsleute
betheiligten Chinesen vor seiner Abreise stattfande. k i-y in
weigerte sich. Darauf schrieb ihm Jener: »Ich benachrichtige Ew.
Eicellenz, dass ich morgen nach H o n g - k o n g zurückkehren wollte.
Da Sie aber, treulos ihren Verpflichtungen ausweichend, die Strate
an den Schuldigen in Gegenwart der dazu bestellten Beamten nicht
Vollziehen wollen, so lasse ich die Truppen in K a n - t o n bleiben
und werde morgen auf einem Dampfer nach F o - s a n (dem Schauplatz
des Angriffs) gehn, und, wenn ich insultirt werde, die Stadt
niederbrennen.« Um Mitternacht kam die Antwort. Um fünf am
folgenden Morgen brächten chinesische Schergen drei der S ch u -
dicr'en nach dem Wachthause vor dein Fremdenquartier und trac-
tirten sie mit dem Bambus; dann theilte ein Mandarin dem dichtgedrängten
Zuschauerhaufen den Grund der Bestrafung mit und
drohte mit gleicher Busse für ähnliche Vergehen. Ausser den englischen
Consular-Beamten wohnte ein Mandarin von hohem Range
mit ansehnlichem Gefolge der Procedur bei. — Am 8. April 184-7,
gerade eine Woche nach ihrer Ankunft, schiffte die englische Streitmacht
- eine Compagnie Infanterie - unter Zurücklassung eines
kleinen Detachements sich wieder ein.
Von da an zeigten K i - y in und seine Untergebenen den festen