
begab. Jene Truppen trugen wesentlich zu Unterdrückung des
Aufstandes bei; Lord Eigin durfte für den chinesischen Feldzug
nicht mehr auf sie rechnen und erhielt als Ersatz einstweilen nur
ein Infanterie-Regiment und fünfzehnhundert Marine-Soldaten. Der
Wunsch, mit dem französischen Commissar Baron Gros zu con-
feriren, veranlasste ihn Anfang September wieder nach H o n g - k o n g
zu gehen; die dort versammelte Streitmacht war aber zu schwach
und die Jahreszeit zu vorgerückt zum Eeldzug gegen den Norden
von China. Die Commissare beschlossen deshalb in H o n g - k o n g z u
bleiben, nach Ankunft der erforderlichen Truppen K a n - t o n zu
nehmen und erst im Frühjahr nach dem Golf vonPE-TSi-Li aufzubrechen
.B
aron Gros traf Mitte October in H o n g 1 k o n g ein; im November
kamen auch der americanische und der russische Gesandte,
Herr Reed und Graf Putiatine. Letzterer hatte., durch Sibirien
reisend, in K ia k t a umsonst versucht, Eintritt in das chinesische
Reich und die Erlaubniss zur Reise nach P e - k in z u erhalten. Er
ging nach dem A m u r und von da auf eigene Verantwortung nach der
P e i - h o -Mündung, wo die Mandarinen sich nach grossen Schwierigkeiten
zu Annahme eines nach P e - k in bestimmten Schreibens anfangs
nur unter der Bedingung verstehen wollten, dass der Gesandte
die Antwort in K ia k t a abwarte. Nach einigen Wochen erhielt er
sie an der PEi-HO-Mündung; sein Besuch in P e - k in sei unerwünscht;
das »Ko - T O « könne den Gesandten durchaus nicht erlassen werden.
— Die Bevollmächtigten mussten sich dadurch in ihrer Ansicht nur
bestärken, dass allein von imposanter Machtentfaltung gegen die
Hauptstadt eine angemessene Entwickelung des diplomatischen Verkehrs
mit der chinesischen Regierung zu erwarten sei.
Anfang December kam die letzte Abtheilung der erwarteten
Truppen nach H o n g - k o n g . Lord Eigin und Baron Gros richteten
nun Noten identischen Inhalts an den Vice-König Yi, welche die
ersten Dolmetscher Herr Wade und Herr Marques unter Parlamentär-
Flagge am 13. December in K a n - t o n überreichten. Die englische
Note lautete:
D e r Unterzeichnete beehrt sich , dem kaiserlichen Bevollmächtigten
Yi ü. s. w'. zu melden, dass e r der T räger von, Creditiven ist,
welche ihn als Ausserordentlichen Botschafter Ih re r Majestät der Königin
von Grossbritannien u n d Irlan d hei dem Kaiser von China beglaubigen;
und ferne r, dass .er von Ih re r Majestät der Königin von Grossbritannien
insbesondere zum Hohen Commissar und Bevollmächtigten
Ih re r Majestät in China- eingesetzt und abgesandt worden is t, mit Vollmachten
unte r Ih re r Majestät königlichen Handschrift und dem grossen
Siegel des Vereinigten Königreiches, um die Streitigkeiten beizulegen,
welche unglücklicherweise zwischen gewissen Behörden und Unter-
thanen Ih re r Majestät der Königin von Grossbritannien u n d gewissen
Behörden und Unterthanen des Kaisers von China entstanden sind,
auch mit dem Minister oder den Ministern, welche mit ähnlichen
Vollmachten und Befugnissen von Seiner kaiserlichen und königlichen
Majestät dem Kaiser von China ausgestattet sin d , solche V erträg e , Conventionen
u n d Abmachungen zu unterhandeln und abzuschliessen, welche
künftigen Missverständnissen Vorbeugen und die Handelsbeziehungen
zwischen den beiden Ländern fördern können.
Die Regierung Ih re r Majestät der Königin von Grossbritannien
ist bei Ahsendung dieser besonderen Mission von den aufrichtigsten
Gefühlen des Wohlwollens gegen das chinesische Volk und seine
Regierung beseelt. Sie h a t mit Befriedigung die glücklichen Resultate
bemerkt, welche aus den durch den Vertrag von 1842 gewährleisteten
erweiterten Begünstigungen des Handelsverkehrs zwischen Grossbritannien
und China entstanden sind. Die betriebsamen Unterthanen Seiner
Majestät des Kaisers von China haben daraus gesteigerte Einnahmen
für die Erzeugnisse ihrer Arbeiten bezogen. Die Zollabgaben brachten
dem kaiserlichen Sehatz willkommene Zuschüsse. Der freie Verkehr
erweckte Gefühle gegenseitiger Achtung zwischen den Eingeborenen
und den Fremden. Mit einem W o rt: in allen dem fremden Handel
geöffneten Häfen von China ausser einem einzigen war der Handel
von den gewohnten Folgen, .nationalem Reichthum und internationalem
Wohlwollen begleitet.
Diesem günstigen Bilde steht unglücklicherweise eine Ausnahme
gegenüber. Die Behörden d e r Provinz Kuan- tun haben in dem be-
zeiehneten Zeitraum durch häufig wiederholte Beschimpfung von Fremden
und durch die Weigerung, die Vertragsbestimmungen treu auszuführen,
die friedlichen Beziehungen China’s zu den Vertragsmächten
gefährdet. Grossbritannien, Frankreich u n d America wurden
nach einander gezwungen, durch Androhung oder Anwendung von Gewalt
Genugthuung für muthwillig zugefügte Unbilden zu suchen, bis
endlich eine Beschimpfung der britischen Flagge, gefolgt von d e r Weigerung
des ' kaiserlichen Commissars, angemessene Entschuldigungen zu
■machen, ja--selbst mit dem V e rtre te r Ih re r britannischen Majestät in
der Stadt zusammenzukommen, die mit Wahrnehmung d e r britischen
Interessen in dieser ■ Gegend betrauten Beamten genöthigt h a t, zu