
Kaiser auf seiner oder des americanischen Präsidenten Seite verweigert
werde. Herr Ward trug kein Bedenken, sich in diesem
Sinne auszudrücken und durfte nun K w e i - l ia n das Schreiben überreichen.
Für den Austausch der Ratificationen, sagte man ihm,
müsse er eigentlich nach S h a n g - h a e zurück kehren; in Rücksicht
auf die weite Reise wolle man aber dem Vertrage in P e - k in das
Siegel beifügen und ihm später das ratificirte Exemplar durch den
Statthalter von T s i- li aushändigen lassen. Der Gesandte musste
dann auf demselben Wege nach P e - t a n zurückkehren, wo der
Statthalter ihm das besiegelte Vertragsexemplar übergab.
Folgender im October 1860 im Sommerpalast gefundene kaiserliche
Erlass in Zinoberschrift bezeichnet die Auffassung des
Kaisers:
»Wir haben h eu t die Antwort der americanischen Barbaren auf
die Mittheilungen des K w e i - l ia n u nd seines Amtsgenossen gelesen.
(Sie zeigt dass) in Betreff ihrer Vorstellung bei Hofe nichts mehr geschehen
kann, um sie zur Vernunft zu bringen. Ausserdem stellen
diese Barbaren durch die E rk lä ru n g , dass ih r Respect vor Seiner Maje
s tä t dem Kaiser derselbe ist, wie d e r, welchen sie vor ihrem F i-li-
s i - t ie n - t i (Präsidenten) h eg en , China eben den Barbaren des Südens
und Ostens (Mi- van und e i) gleich, eine Anmaassung von Grösse, die
gradezu lächerlich ist. Der Antrag von gestern, dass sie eine Zusammenkunft
mit den Prinz en haben sollten, braucht auch nicht weiter berücksichtigt
zu werden.«
Bald nach Herrn Wards Abreise veröffentlichte die amtliche
Zeitung von P e - k in folgendes Decret:
»Am 11. Tage des 7. Mondes des 9. Jah re s von H i e n - fu n
(9. August 1859) hatte der Innere Rath die Ehre folgendes Decret zu
erhalten.
Im vorigen Ja h re fuhren die Schiffe der Y a n - k i - l i (Engländer)
in den Hafen von T i e n - t s in und eröffneten das Feuer auf unsere T ru p pen.
W ir befahlen deshalb dem K or - t §en- F ü rsten S a n - k o - l in - s in ,
T a -k ü gut zu befestigen; und den Gesandten der verschiedenen
Völker, welche zu Auswechselung der Verträge heraufkamei\, wurde
durch K w e i - l ia n u nd W a - sana mitgetheilt, dass T a - ku so befestigt
sei, und dass sie den Umweg üb e r den Hafen P e - t a n machen müssten.
Trotzdem hielt der Engländer Bruce, als e r im 5. Mond nach der Küste
von T i e n - t s in kam, seine Verabredung mit K w e i - l ia n u nd W a -§ana
keineswegs, sondern erzwang sich sogar den Weg in den Hafen
von T a - k u , indem e r unsere Vertheidigungsanstalten zerstörte. Am
24. des 5. Mondes (24. Juni) kämpften unsere T ru p p en noch nicht,
obgleich seine Fahrzeuge bis K i - k u - t a n heraufkamen und die Ketten
mit Bomben sprengten. Am 25. rissen über zehn Dampfer mehr als
zehn der eisernen Pfähle aus, mit welchen d e r Fluss g esperrt war;
sie hissten sämmtlich rothe Flaggen als Zeichen ihrer Kampfbegier.
Der Statthalter von T § i - l i , H a n - f u , sandte einen Brief des Präfecten
von T ie n - t s in hinaus, aber die Engländer wollten ihn garnicht annehmen
und erkühnten sich zuletzt sogar, die Fo rts zu bombardiren.
Darauf erwiederten unsere T ru p p en das Feuer, versenkten mehrere
ih re r Schiffe und tödteten mehrere Hundert von ih re r Infanterie, als
sie landete.
So haben die englischen T ru p p en diese Niederlage wirklich
üb e r sich selbst gebracht; es war dabei durchaus keine A rt von T re u bruch
auf Seiten von China.
Unterdessen blieb der americanische Gesandte Jo h n W a rd seiner
Verabredung mit K w e i - l ia n und dessen Collegen tre u , fuhr nach
dem Hafen von P e - t a n und bat um Erlaubniss, nach P e - k in hinauf
zu gehen, um ein Schreiben seiner Regierung zu überreichen. W ir gestatteten
deshalb seine Zulassung in P e - k in zu Aushändigung desselben,
und, nachdem wir heute die vom americanischen Gesandten an
K w e i - l ia n und W a - üsana gerichteten uns vorgelegten Briefe gelesen
haben, finden w ir ihre Sprache so ehrerbie tig, und von so wahrem
Herzen eingegeben, dass wir den bezeiehneten Gesandten ermächtigten,
das Schreiben, mit dessen Ueberreichung e r beauftragt is t, an K w e i -
l ia n und W a -San a auszuliefern, welche w ir zum Empfange desselben
anwiesen.
Was die Auswechselung seines Vertrages betrifft, so sollte er
eigentlich nach S h a n g - h a e zurückkehren, um ihn do rt auszutauschen.
Aber in Rücksicht auf die weite Reise, die e r machte, geben w ir die
besondere Erlaubniss, dass dem Vertrage das Siegel angehängt und
dass derselbe H a n - fu überliefert w e rd e , um ihn gegen ein anderes
Exemplar dem bezeiehneten Gesandten auszuhändigen, damit vom Datum
der Auswechselung Frieden und Handel für immer sei. So zeigen
wir unse r inniges Verlangen, den Männern aus d e r F e rn e sorgliche
Zärtlichkeit und unsere Achtung vor Redlichkeit und gerechten
Grundsätzen zu beweisen.
K w e i - l ia n und W a - sana sollen dieses unse r Belieben dem
Gesandten Jo h n W a rd zu seiner Unterweisung melden. Beachtet dieses.«
Der folgende Erlass ist vom 5. Juli 1859 datirt:
»In einer heut von S a n - k o - l in - s in und T s a e - ha n überreichten
zweiten Eingabe stellen dieselben uns dringend v o r , d a s s, da die eng