
dem wird dieser rebellische Häuptling, müssig schnappend, wüthig
bellend, gewiss andere beschränkende Forderungen stellen; und ist er
einmal d a , so geht e r nicht wieder. Es wäre also eben so schlimm,
als wenn T ru p p en zu Austausch d e r Verträge mitkämen. Auf keine
Weise kann es bewilligt werden, gewiss nicht.
Was nun die Weigerung (der Barbaren) anlangt, ihre Truppen
sofort aus d e r Stadt T i e n - t s i n und von T a - ku zurückzuziehen, so
sollten nach ih re r Versöhnung die Feindseligkeiten sofort aufhören.
I s t es v erständig, Ersatz zu verlangen, indem man (Einem) das Messer
an die Kehle setzt? Ausserdem' knüpft diese Bestimmung an diejenige
wegen d e r Schadloshaltung a n , um eine Grundlage für künftige E n tschädigungs
Forderungen zu haben. Sie zu cassiren, wird man am
besten th u n , beim Zusammenbrechen d e r Verhandlungen eine Entschädigung
von den Barbaren zu fordern.
Was den Krieg aufs Messer betrifft, so ist wesentlich, dass
derselbe bald beginne u n d nicht verschoben werde. W ir müssen den
Herbst und W in te r benutzen, indem wir darin unseren Vortheil
brauchen und sie an ih re r schwachen Stelle drücken. W a rten wir bis
Frühling und Sommer nächsten J a h re s , so werden die Barbaren gewiss
grosse Massen schwarzer Barbaren ausheben und die Streitmacht
der ganzen W e lt (wörtlich d e r vier Völker) heranführen, mit uns anzubinden;
und sie werden sich mit den langhaarigen Rebellen verbünden
; und dann hätten w ir , zwischen dem Kriege mit denen in
der Nähe und denen aus der F e rn e , Noth genug, unser Reich zu
behaupten.
Die obigen Bemerkungen, welche unsere Ansichten erschöpfen,
schrieben w ir mit eigener Hand nieder, um dem Prinzen von Wui,
T s a e - y u e n , T w a n - h a , S u - t §u e n un d anderen Mitgliedern des grossen
Staatsraths auszudrücken, dass alle Abkommen, die sie treffen mögen,
damit in Einklang stehen müssen. Haben sie irgend ausführbare Pläne,
die von diesen ab weichen, so sollen sie uns dieselben persönlich auseinandersetzen.
Es d a rf durchaus nichts zurückgehalten werden.
Ein Special -Decret.
7. Mond. 22. Tag (7. September) um die H a i -Z e it
( 9 —10 Uhr Vormittags).«
Am 9. September setzte sich die erste englische Colonne
unter Befehl des General Sir Hope Grant von T i e n - t s in aus in
Marsch; am 10. brach General Montauban mit den französischen
Truppen auf. Lord Eigin folgte dem Hauptquartier des englischen
Ober-Generals; da aber in der ersten Nacht sämmtliche chinesische
Karrenführer mit ihren Thieren durchgingen, so verzögerte sich
die Bewegung des Botschafts - Personals um einen Tag. Schon im
Lager von Y a n - t s u n , wenige Stunden von T i e n - t s i n , erhielt Lord
Eigin ein Schreiben von zwei der höchsten Würdenträger des
Reiches, T s a e - y u e n , Prinzen von Ei, und M u - y in , Präsidenten des
Kriegsministeriums. Sie kündigten sich als kaiserliche Commissare
an, tadelten K w e i - l ia n in wegwerfender Sprache, und ersuchten
den Botschafter mit seinen Truppen nach T i e n - t s in zurückzukehren,
wo sie alsbald zu Verhandlungen eintreffen würden. Der Vormarsch
könne zu Verwickelungen führen, die Reise nach T u n - t s a u sei nur
Zeitverlust u. s. w. Da schon alle Anträge der englischen Regierung
angenommen seien, so würde sich gewiss in einer Conferenz
Alles schlichten lassen. — Lord Eigin antwortete natürlich ablehnend
und bezog sich auf seine an kaiserlichen Bevollmächtigten
wiederholt gemachten Erfahrungen.
Als der Botschafter am 12. September in aller Frühe aufbrach,
kamen zwei staubbedeckte Mandarinen des weissen Knopfes
angeritten und übergaben ein neues Schreiben: T s a e - y u e n und
M u - y i n 'sind erstaunt über Lord Elgin’s Vorrücken; ob diese Bewegung
wohl zum Wunsche seiner Regierung stimme, freundschaftliche
Beziehungen anzuknüpfen; ihnen schiene sie unpassend
und unüberlegt; Lord Eigin möge alle seine Truppen in die Quartiere
nach T i e n - t s in schicken. Handele es sich nur um Ausführung
des Vertrages ohne ausserordentliche Zusätze, so müssten
sie erklären, dass sie nicht seien, wie der Minister K w e i - l i a n :
»dass sie ihr Wort nicht essen würden« u. s. w. Die chinesischen
Truppen ständen bei H o -s i-w u ; erfolgte ein Zusammenstoss, so
würden die Verhandlungen gefährdet; sie dürften sich in die militärischen
Anordnungen nicht mischen und hofften, der Botschafter
werde ihren Rath beherzigen.
Von diesem fast drohenden Schreiben nahm Lord Eigin
keine Notiz, sondern setzte mit den Truppen den Vormarsch fort,
erhielt aber gegen 7 Uhr am Abend desselben Tages von den neuen
Commissaren noch eine lange Depesche in milderem Ton. Sie melden
den Empfang von Lord Eigins Antwort auf ihre erste Mittheilung,
bitten denselben, seine Truppen bei Y a n - t s u n Halt machen zu
lassen, und einen Platz zwischen diesem Orte und M a - t a u , — wo sie
selbst sich aufhielten, — nach seiner Wahl zur Zusammenkunft zu bestimmen.
Dort könne der »Vertrag« mit den ursprünglich festgesetzten
Bestimmungen unterzeichnet werden: »so entsteht gewiss