
ankert lagen, war spurlos verschwunden. 10,000 Mann kaiserlicher
Truppen standen in den drei Städten; aber die Bevölkerung hatte
kein Vertrauen.
Herr Parkes ging mit zwei Begleitern am 22. März auf einem
Kanonenboot nach W a n - t s a u . In den Vorstädten plünderten Soldaten;
andere rissen die Häuser um die Stadtmauer nieder und
bauten ringsum einen dreifachen Wall. Eine am Thore angeheftete
Proclamation des Y i n - w a n versprach den Bürgern Schutz und
Sicherheit, wenn sie heimkehren, Handel und Gewerbe wieder aufnehmen
wollten. Ein zweiter Erlass verbot die Plünderung der
umliegenden Dörfer, und ein dritter, zwei abgeschlagenen Köpfen
angehängter drohte gleiche Strafe Allen, welche den Leuten die
Kleider auszögen. Der bunte Aufzug des Raubgesindels zeigte den
Werth solcher Drohungen. Alle Provinzen von Süd- und Mittel-
China waren in dieser Horde vertreten, und die Zahl der Knaben
auch hier sehr auffallend.
Der Y i n - w a n empfing Herrn Parkes mit theatralischem Gepränge:
Musik, bunte Fahnen, Kanonenschüsse grüssten seinen
Eintritt in den Y a - mum. Zwei Marschälle in gelben Gewändern
führten die Engländer durch grosse von Kriegern besetzte Höfe.
Die Flügelthore der Empfangshalle sprangen mit Effect vor ihnen auf:
aber Haufen zerlumpten Gesindels drängten sich, aller Kleiderordnung
achtlos, mit hinein. Der Y i n - w a n erzählte seinen Feldzug: er habe
in den letzten elf Tagen mit dem Heer etwa fünfzig Meilen gemacht
und drei Städte genommen; jetzt wolle er entweder das kaiserliche
Heer vor G a n - k in angreifen, oder H a n - k a u besetzen; Letzteres
scheine ihm bedenklich, da sich dort Engländer niedergelassen
hätten. Consul Parkes bestärkte ihn darin: die T a e - p in dürften
durch ihre Bewegungen den fremden Handel nicht stören. Das
begriff' der Y i n - w a n und wollte sich danach richten. Das kluge
bescheidene Wesen des zwanzigjährigen Feldherrn, der fast noch
jünger aussah, machte den angenehmsten Eindruck; bei den Truppen
schien er Ansehn zu geniessen; im Ganzen herrschte Ordnung.
Bei der Plünderung und Einquartierung ging es ganz einträchtig
zu; nirgend zankte man um die Beute, trank und spielte auch nicht.
Die Meisten batten ihre Waffen in die Magazine abgeliefert; nur
die einrückenden Truppen führten sie noch; diese kamen schwer
beladen mit Säcken voll Reis, Hühnern, Schweinefleisch und allem
Möglichen, ein kunterbunter Pöbelhaufen.
Wie der Y i n - w a n , so strebten auch die anderen T a e - p i n -
Führer, den Engländern gefällig zu sein; die Vertheidigung von
S h a n g - h a e hatte Respect emgeflösst. Der T i e n - w a n erliess im
März 1861 folgendes Decret:
»Ich befehle den Königen u. s. w., den P alasthütern, den
Schirmherren d e r S tad t, den Vorständen der sechs Ministerien, allen
Kaufleuten, einheimischen und fremden, und der einen grossen Familie
der W e lt, damit alle Beamten und Unterthanen es wissen.
Der Vater, der B ru d e r, ich und der junge H e rr beherrschen
das himmlische Reich. Seid muthig und vertilget die Kobolde.
Schon im fünften Gebot, das Tödten betreffend, befahl ich,
dass die Alten, Kranken, W e ib e r, Kinder und Alle, die keine W affen
fü h ren , nicht erschlagen werden sollen. Je tz t erlasse ich ein zweites
Gebot, dass Je d em , der den Kobolden nicht b e is te h t, in Gnaden verziehen
werden soll. Werden Diejenigen erschlagen, welche ihnen beistehen,
so da rf man sich nicht wundern.
Fremde Kaufleute, die kaufen und verkaufen, sind als Brüder
zu betrachten; wer sie umbringt, muss Todes sterben. — Alle Beamten
sollen das Gebot befolgen, und Keiner soll ausgenommen sein.
In meinem früheren Edict war geboten, dass alle fremden Misse-
thäter H e rrn Roberts übergeben werden sollten, der mit den Consuln
den Thatbestand gerichtlich untersuchen und nach Gerechtigkeit ur-
th e ilen , dann meine Entscheidung zu Schlichtung des Falles nachsuchen
sollte; damit Frieden und Eintracht Myriaden von Herbsten
walten.
Nun bestimme ich , dass ein Richter sein so ll, der mit He rrn
Roberts die Vergehen untersucht; und dass die Fremden sich vereinigen,
solchen Beamten zu empfehlen, und mich ersuchen, ein Edict
zu seiner Anstellung zu erlassen, so dass alle Parteilichkeikvermieden
werde.
Der Vater, der B ru d e r, ich und der junge H e rr sind der eine
grosse Herr. Liebe und Gnade sind durch die ganze W e lt verbreitet.
Der Vater stieg in einem Traum herab u n d machte meiner
Gattin eine Enthüllung; und gebot, dass ich mich von nun an nicht
um gewöhnliche Dinge kümmern solle; deshalb gehorchet meinem Gebot
in allen Stücken, und. schenket ihm einträchtigen Glauben.
Ich befehle je tz t in Betreff fremder L änder, dass der Staatssecretär
des Auswärtigen, H e rr Robe rts, alle fremden Handelsangelegenheiten
leiten und dass jed e Nation ihren Consul ernennen soll, d e r mit H e rrn
Roberts die auswärtigen Geschäfte besorge. Ausserdem sollen sie einen
gerechten und unparteiischen Mann zum Richter wählen. Dieser Beamte