
habe allerdings die englischen Officiere greifen, binden und einkerkern
lassen, er selbst aber ihre Wächter angewiesen, sie aus
der Haft zu entlassen, »ihnen bequeme Wohnungen zu geben, die
Wunden der Verletzten zu pflegen, und sie höflich zu behandeln.«
Eine beigefügte Karte des Consul Parkes mit der Bitte um H a n -
k i ’s Besuch möge beweisen, dass er sich wohl befinde, Die Abgeordneten
zu Feststellung der Präliminarien sollten erscheinen, so- O o
bald ein Tag für die Conferenz anberaumt wäre. — Minder höflieh
als dieses Schreiben an Lord Eigin war ein gleichzeitiges an Baron
Gros, welches mit Hinrichtung aller in P e - k in anwesenden
Franzosen drohte, wenn französische Truppen vorrücken sollten.
Die Alliirten brauchten zum Heranziehen ihrer Truppen und
Geschütze noch einige Tage, welche mit diplomatischer Correspon-
denz ausgefüllt werden mussten. Lord Eigin constatirt in einem
Schreiben vom 28. September, dass trotz allen Betheuerungen der
Redlichkeit die Gefangenen nicht ausgeliefert seien, und erinnert
den Prinzen an die erlittenen Niederlagen. In der Erwiederung
vom 29. September kommt der Prinz auf seine Argumentation über
die rechtmässige Festhaltung der Parlamentäre und die Betheuerungen
seiner Unschuld zurück. Dann folgt die wichtige Mittheilung,
dass der Kaiser zu den Jagden abgereist sei, zu deren Abhaltung
im Herbst ihn das Gesetz verbinde. Deshalb müsse der Prinz den
königlichen Brief in Empfang nehmen, auf den Altar legen u. s. w.
Die Nähe des Heeres versetze die Bevölkerung der Hauptstadt in
grosse Erregung; man könne für die Sicherheit der Gefangenen
nicht einsteben, wenn sie jetzt Hals über Kopf hinausgeschickt
würden. Sobald das Heer etwas zurückgewichen und der Frieden
unterzeichnet sei, werde der Prinz für ihre anständige' Auslieferung
Sorge tragen. Wenn die Verbündeten wieder bei T s a n - k i a - v a n
Stellung genommen hätten, dann könnten binnen drei Tagen Unterhändler
abgefertigt werden, welche die Unterzeichnung der Convention
verabredeten. Sollte die Armee gegen P e - k in • vorrücken,
so könne die Sicherheit der Gefangenen nicht verbürgt werden.
Am 30. September schreibt Lord Eigin kurz, er müsse seine
Forderungen als abgelehnt betrachten und werde das Ober-Com-
mando der Truppen .davon unterrichten. — Am 1. October erwie-
dert Prinz K un , es hiesse die Achtung gegen . die Gefangenen verletzen,
wenn man sie vor dem Friedensschluss hastig zurückschicken
wollte; er begreife nicht, wie der Botschafter von Ablehnungseiner
Anträge reden könne, da dem Vertrage von T i e n - t Sin und der
Convention in allen Stücken zugestimmt worden sei. Seine, des
Prinzen Schreiben müssten schlecht übersetzt oder unaufmerksam
gelesen worden sein. Zwangsmaassregeln könnten nur den Friedensschluss
und die Sicherheit der Gefangenen in P e - k in compro-
mittiren.. Der Prinz habe einen Beamten zu Parkes geschickt,
welcher mit ihm alle die Unterzeichnung des Vertrages berührenden
Puncte ins Reine bringen solle. — Darauf verweist Lord Eigin
den Prinzen am 2. October auf sein Schreiben vom 30. September
und meldet ihm, dass die Truppen den Vormarsch schon angetreten
haben.
Die Verbündeten lebten unterdessen im Lager von P a - l i - k a o
wie im Frieden; auf ihre Proclamationen kehrten die Landbewohner
zurück, öffneten ihre Märkte und lieferten für gutes Geld bereitwillig
Lebensmittel, Karren, Zugvieh und Alles, was man wünschte.
Die einzigen Ruhestörer waren die dem englischen Train zuge-
theilten Chinesen, deren' Gewaltsamkeit gegen das Landvolk mit
eiserner Hand gebändigt werden musste. i^PsDas schwere Geschütz
und die Munition kamen unter schwacher Bedeckung den P e i - h o
herauf; sie konnten leicht genommen oder in den Fluss versenkt
werden, wenn die chinesischen Feldherren nicht ganz den Kopf
verloren hätten. Bis zum 2. October waren auch allé disponibelen
Truppen aus T i e n - t s in eingetroffen. — Tägliche Recognoscirungen
gegen P e - k iñ hatten die Verbündeten mit dem Terrain für die
nächsten Operationen und den Stellungen des Feindes vertraut
gemacht.
Als die Truppen am 3.' October über den Canal rückten,
ging Lord Eigin nach T s a n - e i a . - v a n zurück und erhielt dort zwei
von demselben Tage datirte Nóten des Prinzen von K un.
1. Da beide Theile einig .seien über Annahme dés Vertrages
von 1858 und der Convention, so stehe dem Frieden garnichts im
Wege. Früher habe die Freundschaft nicht Bestand gehabt, weil
die Verträge unter dem Druck der Waffen abgeschlossen wurden
und weil man niemals genügende Aufklärung über die Bedeutung
der einzelnen Artikel erhielt. Jetzt solle der Vertrag mit Parkes,
der gut chinesisch könne, durchgegangen werden, sobald man damit
fertig sei, werde an Lord Eigin Meldung ergehen, »Es ist anzunehmen,
dass gegen dieses Verfahren keine Einwendung geschieht.
Da die Erörterung aber noch im Gange ist, so kann man unmög