
und fragte nach der Haltung, welche sie im Falle eines Marsches
auf S h a n g - h a e gegen die Fremden zu beobachten dächten. Zugleich
erklärte er, dass der Hermes zu den fremdgetakelten Schiffen im
Flusse, welche, ihm folgend, die Werke bei T s i n - k i a n angegriffen
hatten, in keiner Beziehung stehe, und dass die Verheissung der
Mandarinen von der Hülfe der Fremden grundlos sei. DenVerkauf
fremder Fahrzeuge an Chinesen könnten die Consularbehörden nicht
hindern; unter ihrer früheren National-Flagge dürften solche aber
nicht mehr fahren.
Der Nordkönig ging auf diese Auseinandersetzungen wenig
ein, sprach fast nur von seinem Glauben und forschte nach dem
der Engländer: als Kinder und Anbeter Gottes seien alle Menschen
Brüder; oh Meadows die »Himmlischen Gebote« kenne. Dieser
fragte oh deren nicht zehn seien und begann den Anfang herzusagen.
Da legte der Nordkönig ihm freudig die Hand auf die
Schulter und sagte wiederholt: »Dieselben wie unsere!« Auch der
Hülfskönig drückte seine Freude aus. Nicht nur Frieden, hiess
es jetzt, sondern innige Freundschaft könne zwischen ihnen sein;
die Engländer möchten landen und nach Gefallen in Nan- kin umherwandeln.
— Der Nordkönig fragte auch nach Roberts in K a n ton,
der ein sehr guter Mann sei, und kam im Laufe des Gespräches
immer wieder darauf zurück, wie er und seine Waffengefährten des
besonderen göttlichen Beistandes genössen, ohne den sie gegen so
überlegene Massen und Rüstungen nichts hätten ausrichten können:
»Es wäre unrecht, wenn ihr den Mandschu helfen wolltet, und
noch mehr, es wäre unnütz. Unser himmlischer Vater hilft uns;
gegen ihn kann niemand kämpfen.«
Man verabredete, dass folgenden Tages ein Tae- pin-B eamter
an Bord des Hermes kommen und Sir George Bonham zu der Zusammenkunft
ahholen solle. Meadows erhielt die Versicherung,
dass derselbe in einem Y a -m um der inneren Stadt Männer von angemessenem
Range treffen solle, erreichte aber keine nähere Bezeichnung
derselben. »Wie hoch der Rang des englischen Commissars
auch sein möge«, sagte der Nordkönig, »er kann nicht so hoch sein,
als der Rang Deqenigen, vor denen Ihr jetzt sitzet. Auf die Frage
über den TAE-piN-Kaiser erwiederte der Nord-König, er sei der
»wahre Herr« und als Beherrscher von China auch Herr der ganzen
Welt: »Er ist der zweite Sohn Gottes und alle Völker der Welt
müssen ihm gehorchen.« Und als Meadows nicht antwortete: »Der
wahre Herr ist nicht nur der Herr von China, nicht nur unser
Herr, sondern auch euer Herr!« Meadows sprach von anderen
Dingen und man schied in Freundschaft.
Der vom Nordkönig bezeichnete Beamte kam am folgenden
Morgen nicht; am Nachmittage überreichten zwei andere Officianten
an Bord des Hermes folgenden »Befehl« offen und unversiegelt:
»Durch gegenwärtigen Befehl sollen die Brüder aus der Ferne
von den Kegeln des Ceremoniels unterrichtet werden.
Da Gott der himmlische Vater unseren H e rrn auf die E rd e gesandt
hat als wahren Beherrscher aller Völker der W e lt, so müssen alle
Menschen der E rd e , welche an seinem Hofe erscheinen, den Regeln
des Ceremoniels Gehorsam leisten. Sie müssen Meldungen verfassen,
wer u n d was sie sind und von wo sie kommen. E rs t nach Ueber-
reichung derselben kann eine Audienz bewilligt werden. Gehorchet
diesem Befehl.
Am 24. Tage des 3. Monats des 3. Jahres des himmlischen
Reiches von T a e- piSt (28. April 1853).
Bemerkung: Es ist kein Siegel beigedruckt, weil, euer gestriges
Gesuch keines hatte.«
Meadows schickte dieses Schreiben mit der deutlichen Erklärung
an die Absender zurück, dass England nationale Gleichberechtigung
mit allen Staaten der Welt beanspruche. Um das
Verhältniss zur Mandschu-Regierung zu beleuchten, wurde dieser
Mittheilung ein Exemplar des englischen Vertrages beigefügt.
Am folgenden Nachmittage kam L a e , ein gleich nach den
Königen rangirender Würdenträger an Bord und suchte die Wirkung
jenes »Befehles« abzuschwächen, dessen Ton er mit Unkenntniss
der Stellung der »fremden Brüder« entschuldigte. Er zeigte Ver-
ständniss für die Belehrungen des Herrn Meadows und versprach
am folgenden Morgen mit einer angemessenen Zahl Sänften und
Pferden am Ufer zu erscheinen, um den englischen Bevollmächtigten
und sein Gefolge zu den Königen des Ostens und des Nordens zu
führen. — Das Wetter war am 30. April stürmisch. Sir George
Bonham entschuldigte sich wegen Unwohlsein und schickte Herrn
Meadows, welchen mehrere Officiere des Hermes begleiteten. Sie
erhielten am, Ufer Pferde und wurden nach einem Hause geführt,
wo vier Würdenträger sie empfingen. L a e hatte sich zum Ost-König
begeben und kam erst später. Er bat die Engländer dringend, über
Nacht hei ihm zu bleiben. Herr Meadows musste aber wegen der