
gegen, ih re Gefangenen freizugeben-, so is t es doch die Höhe des Unverstandes,
die Nichtswürdigen zu begnadigen, welche ihnen vorwärts
geholfen haben, — abscheuliche Schurken, deren Fleisch das Volk v e rschlingen,
au f deren Fell es schlafen möchte, deren Verbrechen laut
nach Rache schreien! W ird das Volk nicht den Gehorsam gegen das
Gesetz verlernen? — wird es nicht d e r Obrigkeit widerstreben? —
wird dieses Beispiel nicht die Quelle künftigen Aufruhrs werden?
4. Die Commissare bemerken, dass w ir durch kriegerische
Maassregeln niemals etwas ausrichten können, deshalb den Umständen
weichen und dem Krieg auf immer ein Ziel setzen müssen. Aber
bezweckt diese Sprache nicht uns zu hintergehen? Erhielten nicht die
Barbaren in K a n - to n sechs Millionen für ih r Opium und überfielen
sie nicht tro tz dem Versprechen, ihre T ru p p en zurückzuziehen, noch
ehe die Dinte jen e r Convention trocknete, unse r L an d , und schlossen
N a n - k in ein? Und würden sie je tz t nicht noch andere Forderungen
ste llen, sobald die stipulirten Summen bezahlt wären? Schifften sie
nicht mitten u n te r den Friedens-Verhandlungen T ru p p en aus? Welche
Bürgschaft haben also die Commissare, dass nicht weitere Erörterungen
folgen?
Der Ausspruch der Commissare, dass die Freigebung der
fünf Häfen uns die G unst, den guten Willen und das Vertrau en der
Engländer erwerben w ird , dass sie jen e Häfen schützen und uns dadurch
grosse Dienste leisten werden, ist pitel Geschwätz von T räu mern.
Ein Kin d sieht ein, dass sie nach W illk ü r herrschen und uns
ihren Willen dictiren werden, wenn wir ihnen die wichtigsten P unkte
einräumen und sie zu T h o r Wächtern des Reiches machen.
Die Bevollmächtigten wollen ohne Rücksicht auf die Zukunft nur
für den Augenblick Ruhe schaffen. Aber auch das werden sie nicht
erre ichen; denn wo soll es enden, wenn ihre je tz t gestellten maasslosen
Forde rungen als Beispiel für die Zukunft dastehen? Immer mehr wird
d e r Feind erdre isten, mit d e r tiefsten Verachtung wird er das Reich
d e r Mitte ansehen, u n d seine unersättliche Gier wird keine Grenzen
kennen.
Dein Diener e rk lä rt dir nun aufs eindringlichste, dass, obgleich
die Stadt N a n - k in Alles b irg t, was ihm theuer is t, er lieber eine E n tscheidungsschlacht
an dieser Stelle geschlagen und das Leben seiner
Familie gefährdet sehen möchte, als dass solche Vorschläge angenommen
würden. I s t auch die südliche Einfahrt des Kaiser - Canals in der
Gewalt des F eindes, so halten wir doch noch die nördliche bei Y a n -
t s a u - f u besetzt. W ir können ein grosses Heer u n te r Befehl eines
hohen Staatsbeamten senden, die Contingente aus K ia n - su und G a n -
WOI an uns ziehen, N a n - k i* entsetzen und den Fein d von allen Seiten
umzingeln. Der Herbst naht h e ran , das Wasser muss bald fallen;
dann stranden ih re schweren Schiffe, dann werden die Schwachen
sta rk sein. Vergessen wir nicht,* dass die T a n - u nd die S u n -Dynastie
durch Vergleiche Unheil über sich brachten. Der grosse Kaiser wird
in seiner Einsicht , Weisheit u n d Entschlossenheit den Irrth um emsehen
und diese Gelegenheit ergreifen, sein Land aus Gefahr zu retten.«
Aber die Noth war zwingend, es gab keinen Ausweg. Der
Frieden musste geschlossen und gehalten werden; denn durch
die aus den Provinzen einlaufenden Berichte wurden allmalich die
ungeheueren Ausgaben des Krieges bekannt. Wanderte auch der
grösste Theil in die Taschen der Mandarinen, für den Staat war
das Geld verloren. Der sparsame T a u - k w a n befahl in maasslosem
Zorn den verantwortlichen Beamten, Alles zu ersetzen, und ordnete
Untersuchungen an; viele der Schuldigen entleibten sich, einige
wanderten in die Verbannung, andere harrten im Kerker des
Richterspruches; aber nicht der zwanzigste Theil des Geraubten
kam wieder ein. Von K a n - t o n bis P e - k in waren im ganzen Reiche
die Kassen leer, und das lauteste Kriegsgeschrei musste verstummen
vor dem Bewusstsein der finanziellen Erschöpfung.
In K a n - t o n hatte die Erbitterung sich keineswegs gelegt.
Nachdem 1841 das britische Geschwader aus dem Elusse zurückgezogen
und die Festungen an der Mündung ausgeliefert waren,
sandten die Volksführer einen ruhmredigen Bericht nach P e - k in ,
wurden vom Kaiser gelobt und zu Befehdung der Bai-baren
angespornt.. Bombastische Maueranschläge erschienen zu Hunderten.
Das Volk bildete Vereine, in deren Versammlungen politische
Reden gehalten und Maassregeln gegen die Fremden erörtert
wurden Diese Clubs emancipirten sich von der Obrigkeit und
erwuchsen zu einer Gewalt, welche den Mandarinen offen trotzte;
vermochten sie doch den verhassten Präfecten Yu aus dem Amte
zu treiben! Die Behörden mussten sich um die Gunst der Volksführer
bewerben und fürchteten deren Macht; sie benutzten die
Bewegung für ihre Zwecke, mussten aber ruhig Zusehen, wo sie
ihnen entgegentrat, und waren unfähig, der Gewaltsamkeit des
grossen Haufens zu steuern, die Frevler zu strafen.
Als zu K a n - to n die Nachricht vom Friedensschluss eintraf,
gerieth das Volk in wilde Erregung. In allen Strassen erschienen
Placate voll Schmähungen gegen den Vertrag, voll Geschrei über