
betheuerte, seine hochwichtigen Aufträge nur mit einem vom Kaiser
ausdrücklich dazu bevollmächtigten Beamten vom höchsten Range
besprechen zu können. I-lian antwortete sarkastisch und wies
Bowxing an Yi als kaiserlichen Specialcommissar für alle den
Fremdenverkehr betreffenden Angelegenheiten zurück. — Herrn
Maclane beschloss der Yice-König zu empfangen, aber nicht in
seiner Residenz, sondern in einem Dorf auf dem Wege nach
Sd-tsau. Er stellte ihm dort das Ungehörige seiner Absicht, nach
Pe -ein z u gehen, eindringlich vor und glaubte , wie aus seinem
später in Kan-ton erbeuteten Schreiben an Ah hervorgeht, den Ameri-
caner beredet zu haben. Etwas später schrieb er mit Anspielung
auf Bowring’s Beschwerden an den Kaiser: »Was auch diese
Häuptlinge gegen Yi -Min-T sin sagen mögen, — das ist klar,
dass Yi der Mann ist, den sie zu fürchten gewohnt sind. Sie behaupten,
dass sie nach Tien- tsin gehen. Das mögen sie aber nur
vorgeben, um ihren Forderungen Gewährung zu verschaffen. Dein
Knecht hat ihnen mit hebevollem Ernst befohlen, zu bleiben, und
die Schiffe des Oberhauptes sind noch nicht abgefahren. Aber
sicher ist es nicht, — so unbeständig und launenhaft ist der Barbaren
Charakter, — dass sie nicht doch am Ende nach dem Nor-
gen segeln und so versuchen, dem kaiserlichen Ansehen und den
hohen Behörden der Küstenbezirke Zwang anzuthun.« Der Kaiser
antwortete: »Es ist der Barbaren Natur, listig und boshaft zu sein.«
I-lian soll sie bedeuten, »dass in Tieh- tsin eine Streitmacht versammelt
ist, an Zahl gleich den Wolken«.
Bowring und Maclane erschienen vor der P e i - h o -Mündung
mit einem englischen und drei americanischen Schiffen, von denen
nur eines über die Barre ging. Ihre Dolmetscher Parker und Med-
hurst mussten mit zwei untergeordneten Mandarinen, W a n - K i e n
und S w a n - Z i n , in Verhandlung treten, deren Bericht unter den Papieren
in Y i’s Palast gefunden wurde. Sie beklagen sich bitter
über die Unlenksamkeit der Barbaren und die Schwierigkeit, »deren
Eitelkeit und Anmaassung zu brechen, ihre boshafte Sophistik zu
schlagen«. . . . . »Es ist auch gar nicht gewiss, dass sie nicht
schlimme Anschläge verbergen; denn eigentlich bezwecken sie , einen
Vorwand zu Zerwürfnissen zu finden Deine Knechte hielten
ihnen eine Rede über die Forderungen der Pflicht. Medhurst und
Parker hingen die Köpfe, da sie nichts zu erwiedern wussten, und
entschuldigten sich wegen ihrer Verirrung. Sie sagten ferner, da
nun ein hoher Würdenträger zu Erörterung der Fragen nach
T i e n - t s in kommen solle, so würde Frieden zwischen uns sein;
und, — so sehr freute sie das, — wenn sie auch sterben müssten,
so schmerze es sie nicht. Sie schienen sehr beschämt und führten
die ehrerbietigste Sprache.«
Bald darauf erschienen T a u , General-Gouverneur von T s i - l i ,
und T s u n - l u e n , Director der kaiserlichen Getreidespeicher, an der
P e i - h o -Mündung und empfingen Bowring und Maclane auf deren
Ersuchen in einem am Ufer aufgeschlagenen Zelt. — Sie berichten
an den Kaiser, dass sie sich peremtörisch weigerten auf die Forderungen
der Barbaren zu hören, und bezeichnen die Mittel, durch
welche dieselben zum Rückzug zu bewegen wären: »Würden deine
Knechte, nachdem sie angewiesen waren die Angelegenheiten der
Barbaren zu ordnen — wenn sie dieselben durch Vorstellungen vom
Richtigen so hätten überzeugen können, dass sie verhindert würden,
von ihren Verpflichtungen zurückzutreten — , würden sie dann gewagt
haben, deine geheiligte Majestät mit Gegenständen zum Nachdenken
zu behelligen, indem sie ehrfurchtsvoll um die himmlische
Entscheidung bitten? — Die englischen Barbaren sind voll hinterlistiger
Anschläge, unbezähmbar wild und gebieterisch; die Ameri-
caner folgen nur ihrer Leitung. Der Anblick des eingereichten Verzeichnisses
ihrer Forderungen beweist, dass sie nur ihr eigenes Ich
im Auge haben; weder mit dem Rechtsgefühl noch mit billigen
Grundsätzen sind dieselben vereinbar. Wir haben milde dagegen
remonstrirt; aber so verschlagen und schlüpfrig ist ihr Gemüth,
dass es schwer ist, ihnen das Rechte klar zu machen.-i^öNach
reiflicher Berathung beschlossen deine Knechte, Ihnen diejenigen
Artikel in ihrer Eingabe zu bezeichnen, welche eine Erörterung zu-
liessen, und sie zur Verhandlung über dieselben — gleichviel ob
sie wichtig wären oder nicht — nach einem der fünf geöffneten
Häfen zu weisen. Deine Knechte würden dann denjenigen Platz,
nach welchem sie sich am liebsten begeben möchten, dem Throne
bezeichnen; die hohen Behörden der Provinz, in welchem derselbe
läge, würden von deiner Majestät den Befehl erhalten, mit einander
Rath zu pflegen, ihre Entscheidung nach den Eigenthümlichkeiten
des Falles-zu treffen, über welche sie sich durch Untersuchung
belehrt hätten, und die Barbaren zur Rückkehr zu vermögen. (Sie
beschlossen) den Ausgang abzuwarten, die übrigen Vorschläge
sämmtlich zu verwerfen, und, sobald deine Majestät dieses Ver