
trieb er durch dringende Vorstellungen das Friedenswerk, das am
kaiserlichen Hofe von den meisten Räthen tartarischer Abstammung
gefördert, von den chinesischen Mandarinen noch immer angefeindet
wurde. K i - y in ward zum Tartaren-General der Armee von H a n -
t s a u und kaiserlichen Special - Commissar ernannt. Der Statthalter
der Provinz, L u - Y u n - k o , ein eingefleischter Chinese von
der extremen Kriegsparthei, blieb in seinem Amte. Aber selbst
dieser erklärte jetzt dem Kaiser das ihm anvertraute Gebiet nicht
halten zu können, und bat in hergebrachter Weise um strenge
Bestrafung.
G n u - T a - p z e n , General-Gouverneur der »beiden K ia n «,
hatte Befehl erhalten, »die Mündung des Y a n - t s e z u verstopfen«;
seine Anstalten beschränkten sich aber auf den Bau einer langen
Schanze am Ausfluss des W u - s o n , hinter welcher Truppenmassen
in befestigten Lagern standen;64) doch sandte er zuversichtliche
Berichte nach P e - k i n , welche das Einlaufen der
feindlichen Flotte für unmöglich erklärten. — Am IB. Juni ging
das britische Geschwader, durch die Fregatte Dido und Transportschiffe
mit 2500 Mann Landtruppen verstärkt, eine halbe Meile
unterhalb jener Schanze im Y a n - t s e - k ia n z u Anker. Am 14. und
15. liefen flachgehende Dampfer unter den feindlichen Kanonen in
den W u - s o n - F I u s s . Kein Schuss wurde gefeuert, als ihre Boote
die Ankerplätze für die grossen Schilfe durch Bojen markir-
ten; am Ufer tanzten, jauchzten und lachten die Soldaten dazu.
G n u - T a - d z e n hielt seinen Truppen eine befeuernde Rede und
liess ein Flugblatt voll begeisterter Citate verbreiten: »Die Nation CT . O
stehe unter dem Schutz des Heeres, das sie unterhalte; der
Sold der Truppen sei das Mark des Landes. Der Kaiser, der
sein Volk wie seine Kinder liebe, gebe für die Armee viele Millionen
T a e i . aus, um dasselbe zu schützen. Sie möchten aus allen Kräften
streben, ihre hohe Bestimmung zu erfüllen u. s. w.«
Am 16. Juni früh bugsirten Dampfer die grösseren Schiffe
an ihre Ankerplätze im W u - s o n - F 1 u s s , den Schanzen gegenüber.
54) Nach Davis hatte ein .Chinese aus T s u - s a n nach dem Muster der englischen
Dampfer kleine Fahrzeuge mit Schaufelrädern gebaut. Als sie fertig waren,
soll er im Innern Feuer angezündet haben; aber die Räder wollten nicht laufen.
Nun wurden Einrichtungen nach Art einer Tretmühle gemacht, um sie zu bewegen.
G n u - T a - d z e n soll grosse Hoffnungen auf diese Schiffe gesetzt haben, die sämmtlieh
in die Hände der Engländer fielen.
Die Chinesen eröfifneten das Feuer und schossen besser als bei
allen früheren Treffen; fast alle englischen Schiffe erhielten Kugeln
in den Rumpf und das Takelwerk, sie hatten im Ganzen zweiTodte
und fünfundzwanzig Verwundete. Erst als sie fest geankert lagen,
antworteten die Briten und landeten nach zweistündiger Kanonade
einige hundert Seeleute, welche die Chinesen aus sämmtlichen
Werken trieben. Der Truppen-Commandeur fiel tapfer kämpfend;
G n u - T a - d z e n floh dagegen zu allererst; die Engländer erbeuteten
in seiner Wohnung viele wichtige Papiere. Sein erster Bericht an
den Kaiser war sehr kurz: »Die Rebellen haben den Weg nach
W u - s o n erzwungen; Admiral Tsrit ist todt, P a u - s a n 88) verloren.«
In der Folge muss er sich besonnen haben: »Der Truppen-Commandeur
hielt sieben Tage Stand, versenkte drei Schiffe, verwundete
und tödtete eine Menge Barbaren. Diese aber feuerten von
ihren Masten in die Schanzen und die Stellung wurde unhaltbar.«
Der nächste Bericht war noch toller. # - Die Engländer erbeuteten
253 Geschütze, darunter 43 von Bronze. An Mannschaft hatten die
Chinesen geringen Verlust; denn die Erdwerke waren, sehr dick,
und beim Angriff liefen die Soldaten davon.
Die Stadt W u - s o n ergab sich ohne Widerstand, ebenso
S h a n o - h a e , wohin eine englische Colonne am 19. Juni marschirte,
Während ein Theil des Geschwaders den Fluss lunauffuhr. In
den Ufer-Batterieen, die nur wenige Schüsse gaben, fanden sich
noch 111 Kanonen. Chinesische Feldarbeiter halfen den Landtruppen
freiwillig unter fröhlichem Gelächter die Geschütze über
schwierige Stellen des Weges ziehen. In S h a n o - h a e demolirte
das Volk den Y a - mum eines verhassten Mandarinen, der vor den
Engländern fortlief, und empfing diese mit dienstbereiter Freundlichkeit.
I - l i - p u stellte sich dort mit unmöglichen Vorschlägen
ein; er berief sich auf die Freigebung der Gefangenen60) und
suchte durch dringende Bitten den Feind von weiterem Vorrücken
abzuhalten. Unterdessen führ der Dampfer Nemesis jenseit
S h a n o - h a e noch eine Strecke flussaufwärts, ohne Truppen zu
finden. Sein Rauch war aber in der- endlosen Fläche auf viele
Meilen sichtbar. Da er nun in einiger Entfernung von der reichen
W) Die Stadt am Yan- tse- kian, bis zu welcher die Verschanzungen reichen.
5«) K l -TIN und I-L 1 -PU lieferten als erstes Zeichen ihrer friedlichen Gesinnung
sechszehn Gefangene aus, welche Y i-m ft’s Streifbanden während des Winters auf-
gehoben hatten.