
heissung des Kaisers, dass seine Halsstarrigkeit — oder Ehrlichkeit
— ihn zu schlechtem Ende führen werde.
Noch ehe die Vertreter von England und Frankreich die
Vertheidigung von S h a n g - h a e beschlossen, stellten reiche chinesische
Kaufleute, welche von der Invasion Alles zu fürchten hatten,
dem T a u - t a e ansehnliche Geldmittel für Organisirung eines Freicorps
zur Verfügung. Zwei Americaner von abenteuerlichem Lebenslauf,
Ward und Burgevine warben damals etwa hundert Europäer,
Americaner und Leute aus Manila an und rückten mit diesen
im Juli auf die kaum vier Meilen von S h a n g - h a e entfernte Stadt
S u n - KJA..N, für deren Einnahme der T a u - t a e eine namhafte Summe
bot. Beim ersten Anlauf abgewiesen, bemächtigte sich Ward in
der folgenden Nacht eines Stadtthores und hielt dasselbe bis zur
Ankunft kaiserlicher Truppen, welche die T a e - p i n -Besatzung vertrieben.
Das war die erste That der »Sieggewissen Schaar«, die
später unter dem Befehl englischer Linien - Officiere so wesentlich
zur Vernichtung der T a e - p i n -Herrschaft beitrug. -«■ Die Kaufleute
fuhren fort mit offener Hand zu steuern, und der hohe Sold von
100 Dollars monatlich lockte viele Abenteueren So konnte Ward
bald darauf mit 28Q Mann und zwei Sechspfündern, unterstützt von
10,000 Mann kaiserlicher Truppen und 200 chinesischen Kanonenbooten
, welche auf dem von Canälen durchfurchten Terrain sehr
nützlich waren, gegen die Stadt S in - p u rücken. Die Vertheidigung
leitete ein englischer Lootse Savage. Ward wurde beim ersten Angriff
geworfen und schmerzhaft verwundet, holte trotzdem Verstärkung
aus S h a n g - h a e , musste aber der Ueberinacht des T s u n -
w a n weichen, der von S u - t s a u anrückte. Dieser überflügelte ihn,
nahm seine Geschütze und viele Gewehre weg und drängte das
Freicorps auf S u n - k i a n , welches den Anlauf der Rebellen noch
glücklich bestand.
Unterdessen bereiteten die T a e - p i n sich zur Offensive.
Sicher hatten sie bei dem Unternehmen auf S u - tsatj ebensowohl
die Verbindung mit den Fremden in S h a n g - h a e , als die' Reich-
thümer jener Stadt im Auge. Der K a n - w a n , der so lange unter
den Engländern gelebt hatte, kannte die Macht der fremden Waffen
und die Sympathieen, die nicht bloss protestantische Missionare,
sondern auch viele unter den ansässigen Kaufleuten damals noch
für seine Parthei hegten. Die Engländer waren im Kriege gegen
die kaiserliche Regierung begriffen, und die Hoffnung der Insurgenten,
Verbündete an ihnen zu finden, wurde durch beschränkte
Missionare und gewissenlose Kaufleute genährt. Unter letzteren
gab es viele, die, der Verträge achtlos, durch Lieferung von
Kriegsbedarf an die Rebellen in Eile reich zu werden hofften.
Diese und die zahlreichen fremden Abenteurer in den chinesischen
Hafenplätzen mussten, abgesehen von jeder Gesinnung, im Fortleben
des Aufstandes ihren Vortheil finden. Konnten die T a e - p in
in S h a n g - h a e Dampfer kaufen, sich mit Schiesswafl'en versorgen
und eine Anzahl Fremde als Schiffsführer, Ingenieure und Instruc-
toren für ihren Dienst gewinnen, so war ihnen auch ohne den Beistand
der fremden Truppen innerhalb gewisser Grenzen der Sieg über
die Kaiserlichen gewiss; und darauf hofften sie sicher.
Der K a n - w a n traf bald nach der Besetzung von S u - t s a u
dort ein, um die Verhältnisse zu ordnen. Er liess die Schätze der
Stadt an Silber und Seide nebst vielen Vorräthen nach N a n - k in
schleppen und führte eine regelmässige Besteuerung der ländlichen
Bevölkerung ein. Gemeinschaftlich mit dem T s u n - w a n richtete
H u n - d z in an die Missionare Griffith John und Edkins in S h a n g - h a e
eine Einladung, nach S u - t s a u z u kommen, »zu Besprechung religiöser
Angelegenheiten«.
Am 30. Juli brachen diese Herren mit drei anderen Geistlichen
von S h a n g - h a e auf. Die Insurgenten, deren Vorposten kaum
zwei Meilen von da standen, waren dort sehr gemässigt verfahren;
das Landvolk arbeitete auf den Aeckern wie im Frieden; Maueranschläge
in den Dörfern forderten die Bevölkerung auf, ruhig zu
bleiben, ihren Beschäftigungen nachzugehen und als gehorsame
Unterthanen Beisteuern zu liefern. »Uns gilt es gleich,« sagten die
Bauern, »ob H i b n - f u n regiert oder der T i e n - w a n , wenn man uns
nur in Ruhe lässt.« Es währte nicht lange bis sie den Unterschied
merkten. — Weiterhin lagen die grösseren Märkte und Städte in
Trümmern; Weiber und Greise irrten jammernd auf den rauchenden
Brandstätten umher. Haufen von Leichen bedeckten die Ufer
der Canäle, auf welchen die Missionare reisten; diese legten
partheiisch die Verwüstungen vorwiegend den Kaiserlichen zur
Last. »Die Leute,« schreibt Griffith John an die Londoner
Missions-Gesellschaft, »reden im Allgemeinen Gutes von den älteren
Rebellen, sie seien menschlich in der Behandlung des Volkes;
aller Schaden werde von denen angerichtet, die sich ihnen erst
neuerlich anschlossen. Wir freuten uns sowohl in S u - t s a u als in