
einrichteten.112) Am 3. August wurde eine Recognoscirung auf dem
nach der P e i - h o -Mündung führenden Dammweg unternommen;
tartarische Reiterei gab Feuer auf die Truppen, warf sich aber
schnell in ein verschanztes Lager, als Geschütze gegen sie aufgefahren
wurden. In den folgenden Tagen wurde die Ausschiffung
vollendet.
Am 5. August empfing Lord Eigin an Bord des Schiffes
Granada den americanischen Gesandten Herrn Ward, welcher kurz
vor den Alliirten auf der Rhede angelangt und mit dem General-
Gouverneur H a n in Correspondenz getreten war. Letzterer betheuerte,
dass die Ratificirung des englischen und des französischen
Vertrages noch immer vollzogen werden könne, wenn die Gesandten
über P e - t a n nach P e - k in reisen wollten; der Kaiser denke nicht
daran, die 1858 von ihm erzwungenen Vertragsbestimmungen zu
halten, wünsche aber keinen Krieg; Herr Ward möge die Botschafter
von Seiner Majestät gnädiger Gesinnung unterrichten.
In P e - t a n fehlte es an gutem Wasser; Admiral Hope schickte
deshalb ein Kanonenboot den Fluss hinauf, wo sich eine Meile
oberhalb der Mündung besseres fand. In der Nähe stand auf dem
linken Ufer ein Tartaren-Posten. Unnützes Blutvergiessen zu vermeiden,
sandten die Engländer einen Dolmetscher unter Parlamentärflagge
an denselben und meldeten, dass hier kein Angriff stattfinden
werde. Das nahm General-Gouverneur H a n zum Vorwand eines
Schreibens an Lord Eigin: Er habe erfahren, dass die Botschafter
zu Auswechselung der Ratificationen über P e - t a n nach der Hauptstadt
reisen wollten, und deshalb heim Erscheinen der Schiffe die
Besatzung von da entfernt. Einige Tausend Soldaten seien gelandet
und hätten einen Vorstoss gemacht, sich aber nach dem Flecken
zurückziehen müssen. Das Erscheinen des Dolmetschers mit der
die Worte »kein Kampf« tragenden Flagge beweise nun deutlich,
dass jener Vorstoss leichtsinnig von den Truppen und Freiwilligen
unternommen wurde, dass der Gesandte nichts davon wisse. Erfreut
über Lord Eigins Rechtsgefühl und Friedensliebe, werde er
112) Nach dem amtlichen französischen Bericht wäre der Flecken verlassen ge-
wesen.’ Dem widersprechen die ausführlichen Erzählungen englischer Officiere, welche
nicht erfunden sein können. Sie melden, dass die Bewohner rein ausgepliindert
wurden, wobei die indischen Reiter und französische Soldaten das Beste gethan
hätten. Beim A bm a r s c h der Truppen, berichten die Engländer, sei P e - t a n fast
von allen Bewohnern verlassen gewesen.
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die chinesischen Commandeure anweisen, sich gleichfalls der Feindseligkeiten
zu enthalten. Ein Beamter solle dem Botschafter aulwarten,
damit derselbe ihm gemeinschaftlich mit dem Vertreter
von Frankreich den Tag einer Zusammenkunft anberaume. Er,
H a n , sei vom Kaiser mit Erledigung aller schwebenden Fragen beauftragt.
— Lord Eigin säumte nicht, das vorgebliche Missverständ-
niss aufzuklären und zu melden, dass die ieindseligkeiten bis zu
unbedingter Erfüllung der gestellten Forderungen fortgesetzt werden
müssten.
Die P e i - h o -Mündung war 1860 noch stärker befestigt als
das Jahr zuvor; den Fluss sperrte eine vierfache Verzäunung.
Auf dem rechten, südlichen Ufer lagen drei Forts, durch Dammwege
verbunden, welche ihre Batterieen bestrichen; ebenso zwei Forts auf
dem Nord-Ufer; sämmtlich Redouten mit Cavalieren, aus Lehm um
stark gezimmerte Balkengerüste aufgeführt. 1858 und 1859 waren
die Werke noch auf der dem Wasser abgewendeten Seite offen,
1860 aber ringsum geschlossen und mit Gräben umzogen, deren
Ränder spitzige Bambuspfähle schützten. Ringsum dehnt sich die
sumpfige Ebene aus, durchschnitten von Canälen und Dämmen,
welche die zerstreut liegenden Dörfer verbinden. In der Richtung
auf P e - t a n waren letztere an den zugänglichen Stellen der Ebene
durch Wälle verbunden, die mit den ¡verschanzten Dörfern seihst
eine Vertheidiguügslinie um die nördlichen Forts herum bis an den
P e i - h o bildeten. Zwischen dieser Umwallung und P e - t a n schützte
bei dem Dorfe S i n - h o noch ein verschanztes Lager den Zugang.
— Oberhalb des inneren Nord-Forts vermittelte eine Schiffbrücke
den Verkehr mit dem Südufer.
Nach einigen Recognoscirungen an den vorhergehenden Tagen
rückten die Truppen der Alliirten am 12. August auf S i n - h o
vor. Das Terrain machte Schwierigkeiten; selbst auf den Dämmen
war der Boden von starken Regengüssen so aufgeweicht, dass Geschütze
und Munitionswagen stecken blieben. Die Verschanzungen
bei S i n - h o hielten, nur mit Wallbüchsen und einer Kanone armirt,
etwa eine halbe Stunde das Feuer der Alliirten aus und wurden
dann preisgegeben. Den folgenden Tag schlug man Brücken über
die Canäle und besserte die Wege aus. Am 14. August schob sich
der von englischen Truppen gebildete rechte Flügel bis an den
P e i - h o vor, wo die Schanzenlinie beim Dorfe T a n - k o auf dessen
Ufer stösst. Hier erhielten die Engländer Feuer von einigen