
Cornwallis. Am 24. enviederte dieser die Aufmerksamkeit und wurde
mit grossem Gefolge in einem Tenjpel ehrenvoll empfangen. Die
Unterzeichnung des Vertrages geschah aui 29- August 1842 an Bord
des Cornwallis. I - l i - p u litt schon damals an seiner Todeskrankheit;
er musste an Bord getragen werden. »Ich bin ein alter Mann,«
sprach er, »und stehe nun am Rande des Grabes, nachdem ich so
viele Jahre dem Lande diente. Unbekümmert um die Entrüstung,
die meine versöhnlichen Rathschläge hervorrufen mögen, oder die
Strafe, die mich vielleicht noch für meine Bemühungen um den
Vertrag ereilen wird, will ich mit dem letzten Athemzuge um Frieden
für mein Vaterland bitten und damit meine Laufbahn be-
schliessen. Der Tod wird mich von dem bösen Leumund befreien,
den dieser Schritt mir bereiten mag; mit der Zeit wird die heilsame
und notliwendige That selbst für mich reden.« — K i-tin war der
Frieden das unvermeidliche Ergebniss der waltenden Umstände.
Für ihn handelte es sich um Rettung der Dynastie; unüberwindlich
scheinende Schwierigkeiten schnitt er bei den Verhandlungen mit der
Betrachtung ab: wenn wir nicht Frieden machen, so ist Alles verloren.
»Ich war ein vertrauter Freund Ki-sen’s,« sagte er nach Unterzeichnung
des Vertrages zu Gützlaff: »wir hegten durchaus dieselben
Ansichten; ich ging weiter als er jemals gewagt oder gekonnt hätte;
aber die Lage forderte es und ich habe meine Pflicht gethan.«
G n u - T a - b z e n bequemte sich nur mit heftigem Widerstreben der
N oth; am meisten verdross ihn die im Vertrage stipulirte Gleichstellung
der Barbärenstaaten mit China. In mürrischem Schweigen
wohnte er den Verhandlungen bei, und redete nur, wenn er
musste. In keine rosige Zukunft mochte er blicken, denn als
einer der heftigsten Vertreter der Kriegsparthei hatte er durch seine
grossmäuligen Berichte viel dazu beigetragen, dass es zum Aeusser-
sten kam.
Sir Henry Pöttinger verkündete seinen Landsleuten den
wesentlichen Inhalt des Friedens Vertrages am Tage der Unterzeichnung:
»China hat im Laufe dieses und der drei folgenden Jahre
einundzwanzig Millionen Dollars an England zu zahlen. Die Häfen
K a n - t o n , A -m o i, F u - t s a u , N i n - p o und S h a n g - h a e sind dem Handel
aller Nationen geöffnet; dort werden Consuln zugelassen, welche
über die Einhaltung des später festzustellenden Tarifes der Ein-und
Ausfuhr- sowie der Binnen-Zölle zu wachen haben. Die Insel
H o n g - k o n g ist für ew'ige Zeiten der Krone England abgetreten.
Alle gefangenen britischen Unterthanen sollen ausgeliefert, und eine
vom Kaiser Unterzeichnete Bekanntmachung erlassen werden, worin
den Chinesen im Dienste der Engländer, und solchen die mit ihnen
in Verbindung gestanden oder unter ihrem Schutze gelebt haben,
volle Verzeihung gelobt und unverbrüchlich gehalten wird. Die
Verhandlungen zwischen Beamten der beiden Staaten, England und
China, müssen künftig auf dem iu s se vollkommener Gleichstellung
und-Ebenbürtigkeit gepflogen werden.«
Unmittelbar nach Unterzeichnung des Vertrages ward die
Flusssperre aufgehoben und der Handel eröflnet. Die Hotte blieb
aber noch im Y a n - t s e , bis am 15. September das ratificirte Friedens
Instrument aus P e - k in zurückkam und die ersten sechs Millionen
der Kriegsentschädigung gezahlt waren. Dann wurde auch
T s in - h a e herausgegeben. T s u - s a n und die vor A - m o i gelegene
Insel K u - l a n - s u sollten bis zur gänzlichen Tilgung der Kriegsschuld
von den Engländern besetzt bleiben. — In der amtlichen
Zeitung von P e - k in machte die kaiserliche Regierung- die wesentlichsten
Vertragsbestimmungen bekannt: »sie sind klar und deutlich
abgefasst,« heisst es am Schluss; »selbst die geringsten Einzeln-
heiten fanden Beachtung, so dass für die Zukunft keine Schwierigkeiten
mehr obwalten.«
Gegen Ende October verliess das ganze englische Geschwader
das Mündungsgebiet des Y a n - t s e und segelte nach H o n g - k o n g .