
amtlich aufgehoben. Die Festlichkeiten des chinesischen Neujahrs
verzögerten die Aufnahme des Verkehrs noch einige Wochen; aber
der Aufschwung desselben in den nächsten Monaten rechtfertigte
die Maassregel vollständig. Wahrscheinlich litten die Kantonesen
von der Unterbrechung noch mehr als die Fremden; denn diese
konnten sich nach den anderen geöffneten Häfen wenden, wo die
Feindseligkeiten im Süden die ganze Zeit nicht die geringste Verkehrsstockung
bewirkten. - ' ' . '
Kau - t o n blieb vom 59. englischen Infanterieregiment und
einigen Hundert französischen Matrosen besetzt. Das chinesische
Zollamt wurde nach W a m - p o a verlegt, wo auch die fremden Con-
suln sich niederliessen. Alle Zölle und Abgaben flössen, für Rechnung
der Regierung erhoben, in die kaiserlichen Kassen. Nach
K a n - t o n durften Fremde nur mit Pässen der Militärbehörden
kommen; der Belagerungszustand wurde dort bis auf Weiteres aufrecht
erhalten. Die Occupation dauerte mehrere Jahre und hatte
die besten Folgen; sie war vielleicht das einzige Mittel, den eingewurzelten
und künstlich genährten Hass der Kantonesen gegen
die Fremden zu tilgen; aber nur durch die Verantwortlichkeit der
einheimischen Obrigkeit konnte ein gutes Verhältniss erzielt
werden. Anfangs musste der chinesische Gouverneur mit grösser
Strenge verfahren; erst nach längerem Umgang entwickelten sich
freundschaftliche Beziehungen.
Im l'rühling 1858 trafen Verstärkungen ein, welche es möglich
machten, das 59. Regiment aus K a n - t o n zurückzuziehen und
mit anderen geeigneten Truppen zu den Operationen im Norden zu
verwenden. Die in H o n g - k o n g versammelten Commissare von
England, Frankreich, Russland und America hatten beschlossen,
gemeinschaftlich Noten an die Regierung in P e - k in zu richten und
auf Sendung eines bevollmächtigten Würdenträgers nach S h a n g - h a e
anzutragen, mit welchem sie ihre Beschwerden erörtern könnten.
Lord Eigins vom 4. Februar 1858 datirte Note war an den obersten
Staatssecretär Yu gerichtet. Unter Mittheilung der mit Yi gepflogenen
Correspondenz sprach sie sich über die durch dessen Haltung
herbeigeführten Ereignisse und die Lage u i K a n - t o n aus, verkündete
die Absicht der Alliirten, bis zu Erfüllung derjenigen den veränderten
Verhältnissen entsprechenden Forderungen, welche sie sich Vorbehalten
hätten, die Stadt besetzt zu halten, und zeichnete in allgemeinen
Umrissen die Natur dieser Forderungen, welche die Beziehungen
der Fremden zu China auf sicherer Basis begründen sollten.
Das Recht einer stehenden Gesandtschaft in P e - k in oder seiner
nächsten Umgebung und ein erweiterter Verkehr im Lande waren
die Hauptpuncte neben den Ansprüchen auf Entschädigung,
zu welchen England sich berechtigt glaubte. Lord Eigin s Note
schloss mit der Erklärung, dass, im Falle ein Bevollmächtigter
garnicht oder mit mangelhaften Vollmachten erscheine, oder auf
billige Vorschläge der Vergleichung nicht eingehe, der Botschafter
»sich das Recht Vorbehalte, ohne fernere Ankündigung oder Kriegserklärung
solche Maassregeln zur Wahrung der Ansprüche seines
Vaterlandes gegen China zu ergreifen, als nach seinem Urtheil förderlich
und rathsam wären«*«** Die Noten der anderen Gesandten
stimmten in den auf freieren Verkehr und die Stellung der Fremden
in China gehenden Hauptforderungen damit überein.
Lord Elgin’s Privatsecretär Mr. Oliphant und der Vicomte
de Contade schifften sich mit den Noten der Botschafter am
11. Februar nach S h a n g - h a e ein, fanden dort aber keinen Beamten
von angemessenem Rang, dem sie dieselben übergeben konnten.
Der T a u - t a e hatte sich zur Neujahrsgratufation zu dem in S u - t s a u
weilenden Statthalter verfügt. Die beiden Secretäre beschlossen
nun, letzteren selbst dort aufzusuchen und nahmen das russische
und das americanische Schreiben mit, welche inzwischen auf dem
Mississippi in S h a n g - h a e eingetroffen waren. Am 24. Februar brachen
sie von da mit zahlreicher Begleitung in siebzehn Canalbooten
auf, ignorirten die unterwegs empfangene Mittheilung, dass der
Statthalter T sa o u sie in K w a n - sa n erwarte, demselben Dorfe, wo
I - L ian 1854 den americanischen Gesandten abgefertigt hatte, —
und gelangten am 26. Februar wohlbehalten nach S u - t s a u . T sa o u
empfing sie zuvorkommend, nahm die Noten entgegen und bat nur,
dass die Boote der Fremden während der Nacht ausserhalb der
Stadt bleiben möchten; am nächsten Morgen folgte er sogar mit
dem T a u - t a e von S h a n g - h a e der Einladung der Secretäre zum
Frühstück. — Der Verkehr der Diplomaten mit den Mandarinen
blieb auch nachher in S h a n g - h a e so freundschaftlich, als ob niemals
Zerwürfnisse vorgekommen wären. Ende März traf Lord
Eigin auf dem Furious dort ein; bald darauf kam die Antwort auf
die nach P e - k in beförderten Noten.
Der Staatssecretär Yu liess sich nicht zu einer directen Erwiederung
herab, sondern wies die höchsten Behörden der K la n -