
der früheren Niederlage verwischt. Man glaubte, dass es bei Abweisung
der Gesandten sein Bewenden haben werde. H o - k w e i -
t s i n , der Statthalter der beiden K ia n und kaiserliche Bevollmächtigte
für den fremden Handel richtete — offenbar auf Befehl
— bald nach Ankunft der beiden Gesandten in S h a n g - h a e ein.
Schreiben an Herrn von Bourboulon: er habe gehofft, die Gesandten
würden den Austausch der Verträge in P e - k in bewirken; der
americanische Vertreter sei durch den Statthalter von T s i - l i über
P e - t a n dahin geführt worden und lebe auf dem besten Fusse mit
den dortigen Würdenträgern; die Ratificationen würden ausgetauscht
werden, sobald K w e i - l ia n und W a - s a n a in der Hauptstadt einträfen.
Herr Bruce habe nicht gewusst, dass der Statthalter H a n -
e u ihn in P e - t a n erwarte, und sei ijfich T a - k u hineingegangen,
»was er nicht hätte thun sollen«; die Folge war, gewiss ohne Absicht
auf beiden Seiten, ein Unfall, der nicht hätte Vorkommen
müssen. K w e i - l ia n und sein College seien jetzt wohl in P e - k in
eingetroffen und Herr von Bourboulon werde Zeit sparen, wenn
er sich unverzüglich nach der Küste von T i e n - t s in begäbe und
seinen Vertrag zugleich mit Herrn Ward austauschte. Dem englischen
Gesandten könne er solche Mittheilung nicht machen, weil
derselbe ihn niemals als kaiserlichen Bevollmächtigten angegangen
habe. Er ersuche aber Herrn von Bourboulon, Herrn Bruce »mit
sanften Worten von weiteren Gewaltschritten abzurathen und ihn
zu versichern, dass, wenn es ihm möglich wäre, Herrn von Bourboulon
nach dem Norden zu begleiten, er allen Argwohn entfernen
möge; dass K w e i - l ia n und seine Amtsgenossen ihn in P e - t a n
gewiss in treuer Erfüllung früherer Verabredungen höflich behandeln
würden.«
Der französische Gesandte erwiederte, dass Herr Bruce und
er selbst über die Vorfälle am P e i - h o an ihre Regierungen berichtet
hätten und bis auf weitere Instructionen keine Schritte zur
Reise nach P e - k in thun würden. Darin sah Ho - k w e i - t s in
eine Friedensbotschaft. »Es wird nun keine Feindschaft mehr
geben«, schreibt er nun auch an Herrn Bruce, »die Waffen werden
abgelegt u. s. w.«; er bittet, einen Tag zu nennen, an welchem die
Gesandten nach dem Norden auf brechen wollten, damit er an den
Kaiser berichte, und die chinesischen Bevollmächtigten Anstalten
für ihren Einzug in P e - k in träfen. Herr Bruce lehnte in seiner
Antwort jede Erörterung des Gesandtschaftsrechtes mit Ho- k w e i -
t s in ab, da dieser nur für die Handelsangelegenheiten bevollmächtigt
sei.
Des Kaisers Wunsch, den Frieden zu erhalten, geht auch
aus dem Erlass vom 5. Juli hervor. In K a n - t o n betrugen sich die
Mandarinen auf Eingebung aus P e - k i n sehr zuvorkommend.
H i e n - f u n schickte jetzt sogar an die Stelle des fremdenfeindlichen
W a n einen neuen General-Gouverneur, welchem in zwei Edicten
eingeschärft wurde, »gelinde zu regieren, die Engländer und Franzosen
ruhig und ehrerbietig zu halten wie früher und ihnen keinen
Anlass zu Verdacht zu geben. . . . Wenn sie Reue zeigten, könnten
auch jetzt noch die freundschaftlichen Beziehungen hergestellt werden.
« »Die Engländer haben bei verschiedenen Anlässen Streit begonnen,
aber Ich, der Kaiser, muss nicht zu streng sein in meinem
Verkehr mit fremden Staaten. Wenn sie mit reuigem Herzen
K w e i - l i a n ’s Ankunft zum Austausch der Verträge abwarten wollen,
so kann über die Sache hinweggegangen, weiterer Waffengewalt
vorgebeugt und Einhalt gethan werden. . . . Die Kriegslust besagten
Volkes kann nicht als hinreichender Grund gelten zu Anordnung
von Maassregeln, welche den Handel der Kaufleute der verschiedenen
Völker beeinträchtigen und sie an Besitz und Kapital
schädigen würden. Diese Angelegenheit habe Ich, der Kaiser,
in meinem Geiste ernstlich erwogen.« — Beide Edicte beginnen mit
einem kurzen Berichte über den Kampf bei T a - k u : »Herr Bruce
sagte, er wolle die Vertheidigungsanstalten unseres Hafens beseitigen.
. . . Unter diesen Umständen blieb S a n - k o - l i n - s i n nichts
übrig, als den Feind zu treffen, und die Folge war, dass eine
grosse Zahl der Feinde getödtet und zwölf ihrer Schiffe zerstört
wurden.« S a n - k o - l i n - s i n commandirte also selbst in T a - k u .
Die Regierungen von England und Frankreich billigten in
allen Stücken die Haltung ihrer Vertreter und den Versuch, die
Einfahrt in den P e i - h o z u erzwingen, und erneuten das Bündniss
zu gemeinsamer Action gegen die chinesische Regierung. Herr
Bruce wurde angewiesen, auf formeller Entschuldigung wegen des
Angriffes auf die englischen Schiffe bei T a - k u z u bestehen, ehe er
auf weitere Anträge zu Ratification des Vertrages einginge. Er sollte
ferner auf der Forderung beharren, in einem englischen Schiffe nach