
portugiesischen Fahrzeuge wurden von Kriegsdschunken umringt
und scharf bewacht; ihr Befehlshaber erlangte aber durch Bestechung
und verständiges Betragen die Erlaubniss, mit zwei Schiffen
nach K a n - to n hinaufzugehen, während die übrigen bei der Insel
I I ia n - s a n zurückblieben. Andrade machte in K a n - to n gute Geschäfte
und betrug sich untadelhaft, erhielt aber plötzlich die Nachricht,
dass sein Geschwader vor der Flussmündung von Piraten bedrängt
sei und eilte zurück. — Der Ausgang des Unternehmens war günstig:
mehrere Schiffe führten reiche Frachten nach Malacca, andere
gingen mit Dschunken 'der Lin-kiü-Inseln nach der Küste von
Mittel - China, wo Niederlassungen in T s iu e n - t s i n , N i n - po und auf
f f su- S a n gegründet wurden. Die portugiesischen Ansiedler trieben
dort eine Reihe von Jahren einträglichen Handel nach den benachbarten
Küsten und nach Japan, bis die Provinzial-Regieruug sie
wegen schlechter Führung verbannte.
Bald nach der Reise des Perez de Andrade kam dessen Bruder
Simon mit einem Geschwader nach China und landete auf der Insel
H i a n - s a n . Er trat gewaltsam gegen die Landesbewohner auf und
suchte sich auf der Insel festzusetzen, wurde aber mit Gewalt
vertrieben. Die Portugiesen verlegten sich nun auf Seeraub
und brachten durch wilde Grausamkeit ihr Geschlecht in den übelsten
Ruf. Schlimme Folgen hatte die Ruchlosigkeit des Simon
Andrade zunächst für den ersten portugiesischen Gesandten, ffhomas
Pirez, welcher 1520 von K a n - to n nach P e -k in reiste, um vom Kaiser
die Erlaubniss zum Bau von Factoreien zu erwirken. Bei seiner
Ankunft war man dort schon von den Missethaten des Andrade
unterrichtet; I irez wurde nach vielen Demütliigungen unter strenger
Bewachung wieder nach K a n - t o n geschleppt, dort misshandelt, eingekerkert
und muthmaasslieh hingerichtet. — Die Provinzial-Regie-
rung scheint schon damals auf jeden directen Verkehr der Europäer
mit dem Kaiserhofe eifersüchtig gewesen zu sein.
Alfons de Mela, der bald nach Simon Andrade und ohne
von dessen Gewalttaten zu wissen, mit acht Schiffen nach dem
Perl-Flusse kam, wurde von vornherein feindselig behandelt und
verlor viele Leute. Nachher scheinen die Beziehungen sich friedlicher
gestaltet zu haben. Die neuen Ankömmlinge mussten durch
Unterwürfigkeit gut’ machen, was die wilde Rohheit ihrer Vorgänger
verdarb; sie würgten jede Demütigung hinunter, um die Vortheile
des Handels zu gemessen. Ueber die Umstände, unter welchen
die festere Gestaltung des Verkehrs sich v o llzo g , fehlen die
Nachrichten; von rühmlichen Tliaten mag sie kaum begleitet ge- ' O O Ö
wesen sein. Die Portugiesen erwirkten wohl alle Zugeständnisse
der Mandarinen durch Schmeichelei und Bestechung; denn einer
Machtentfaltung, welche ihren Forderungen hätte Nachdruck geben
können, waren sie nicht fähig. Die Chinesen mögen unterscheiden
gelernt haben zwischen friedfertigen Kaufleuten und gesetzlosen
Abenteurern, wenn auch der Schatten, welchen das Auftreten der
letzteren auf die ganze Nation und alle Europäer warf, sich so bald
nicht verwischte. Die grösste Wirkung muss auf die Landesbewohner
der reiche Vortheil geübt haben, welchen sie selbst aus
dem fremden Handel zogen. Ein beredtes Zeugniss bietet dafür
die an den Kaiser gerichtete Petition eines Kantonesen, welche, von
Davis ohne Datum abgedruckt, nach Inhalt und Zusammenhang in
die letzte Zeit der Min-Dynastie gehört. Der fremde Handel war,
wie nach ernsten Conflicten häufig geschah, verboten worden. Der
Bittsteller macht nun geltend, dass ein grösser Theil der öffentlichen
Ausgaben durch die von den ausländischen Kaufleuten erhobenen
Steuern aufgebracht werde; dass, wenn keine fremden
Schiffe kämen, sowohl öffentliche als Privat-Interessen darunter
litten. Er bittet deshalb, dass den Franken der Handel wieder
gestattet werde und zählt die daraus entspringenden Vortheile auf:
den regelmässigen Tribut der fremden Völker und die von den
Kaufleuten zu Bestreitung der localen Ausgaben erhobenen Zölle;
den zum Unterhalt der Garnison erforderlichen Zuschuss, der nur
durch Steuern auf den fremden Handel aufgebracht werden könne;
den Gewinn der einheimischen Kaufleute, dessen Wohlthaten die
ganze Bevölkerung fühle u. s. w. — Dieses Gesuch und einige
andere Documente — statistische Aufstellungen chinesischer Beamten
über den fremden Handel — beweisen deutlich, dass man die
dem Lande daraus entspringenden Vortheile wohl zu schätzen
wusste, wenn auch den Ausländern gegenüber stets vorgegeben
wurde, mau dulde sie nur aus Gnade und trotz dem aus ihrer Anwesenheit
dem Lande erwachsenden Schaden.
Vielfach mögen freilich die Nachtheile des Fremdenverkehrs
dessen Vortheile überwogen haben; das beweist u. a. die Vertreibung
der Portugiesen aus Nin- po im Jahre 1545. Dem friedfertigen
Tlieile der Ansiedler mussten die wilden Freibeuter, die in zahlreichen
Horden die Küsten beunruhigten und frech das Innere des