
unter der Bedingung aufzubieten, dass die Untersuchung in der
Factorei geführt werde. Solche Zusage wurde anfangs gegeben,
dann aber zurückgezogen: in der Stadt sollte das Verhör
vor dem F u - y u e n stattfinden. Als dem nicht sofort entsprochen
wurde, lockten die Chinesen, nachdem sie den Argwohn der Eng-'
länder durch geheuchelte Nachgiebigkeit beschwichtigt hatten,
den Supercargo Smith aus der l ’actorei auf die Strasse und
schleppten ihn in die Stadt. Zugleich wurden die Zugänge zu
den l'aetoreien von aussen gesperrt und jede Verbindung mit
W a m - p o a abgeschnitten; alle chinesischen Diener und Dolmetscher
flohen. Den Handelsvorstehern gelang es, einen Befehl nach
W a m - po a zu senden, dass alle Boote der Schiffe armirt und nach
K a n - to n geschickt werden sollten; die meisten erreichten auch trotz
dem Feuer der Dschunken und Strandbatterieen die Stadt; man
stand sich drohend gegenüber. Nun suchten die Chinesen zu
beschwichtigen: der F u - y u e n wolle Herrn Smitli nur Einiges
fragen und dann befreien. Als darauf die Fremden nicht wichen,
erliess der F u - y u e n ein Vernichtung drohendes Decret und liess
Boote mit Soldaten vor den F'actoreien auffaliren. Dort Unterzeichneten
am 28. November alle Ausländer ein Gesuch um Freigebung
des Smith, und an demselben Abend empfing der F 'u - Y u e n eine
Deputation derselben; er war sehr aufgeregt und wünschte sich
offenbar aus dem Handel zu ziehen, machte aber noch keine Zusagen.
Etwas Festigkeit von Seiten der Fremden hätte sicher zu
gutem Ende geführt. Nun gelangte aber ein Schreiben des
Supercargo Smith nach den Faotoreien: man möge doch den Feuerwerker
oder sonst Jemand zum Verhör in die Stadt senden; der
Vorsteher der englischen Factorei schickte nach W a m - p o a . und der
unglückliche Feuerwerker, ein ältlicher Mann, wurde gegen die
Versicherung vornehmer Mandarinen, dass für sein Leben nicht zu
fürchten sei . und nur die kaiserliche Entscheidung abgewartet
werden müsse, der chinesischen Justiz am 30. November ausgeliefert.
Eine Stunde darauf kam Smith nach der Factorei zurück;
er war höflich behandelt worden. Der Feuerwerker wurde am
8. Januar 1785 zu K a n - to n strangulirt.
Die Engländer sahen sich durch diesen und ähnliche frühere
Vorfälle gewarnt und lieferten nachher niemals wieder einen Landsmann
aus. Gegen andere Völker aber, die unsicher auftraten, sind
Fälle brutalen Justizmordes auch später verübt wordcu. Amerieauer
lieferten noch 1821 einen unschuldigen Italiener auf die
Schlachtbank.
Der Handel der Engländer hatte im Laufe des 18. Jahrhunderts
trotz allen Bedrückungen erhebliche Ausdehnung gewonnen,
und die Regierung musste ernstlich darauf bedacht sein, ihre zahlreichen
Unterthanen in China nach dem Maasse ihrer Kraft zu
schützen, ihnen die geachtete Stellung zu vindiciren, welche dem
nationalen Bewusstsein eines mächtigen Volkes entspricht. Die Hinrichtung
jenes unglücklichen Feuerwerkers wurde in England in
den weitesten Kreisen erörtert, erweckte lebhafte Entrüstung und
stellte die Rechtlosigkeit der Fremden in China in grelles Licht.
Wie sehr dieses Ereigniss dazu beitrug, die Lage ihrer Unterthanen
zum Bewusstsein der englischen Regierung zu bringen, beweist die
ausdrückliche Erwähnung desselben in der allen Mitgliedern von
Lord Macartney’s Gefolge mitgetheilten Instruction. Wie richtig
die Regierung auch ihre eigenen Unterthanen in China schätzte,
zeigt ein Passus dieser Instruction, in welchem allen Betheiligten
anständiges Benehmen eingeschärft wird, damit die Chinesen eine
bessere Meinung von den Engländern erhielten; »denn der Eindruck,
den sie jetzt in Folge der von ihren Landsleuten begangenen Unregelmässigkeiten
hätten, sei so ungünstig, dass man sie sogar für
die schlechtesten aller Europäer halte.«
Schon 1788 wurde von England eine Gesandtschaft nach nse.
China abgeschickt. Der Träger derselben, Colonel Catheart, starb
aber auf der Reise, und da der Fall nicht vorgesehen war, so
kehrte die Fregatte Vestalin mit dem Gefolge von der Sunda-
Strasse nach der Heimat zurück. Vier Jahre darauf wurde, nach- l e dern
man sich vorher der Geneigtheit des Kaisers K i e n - l o n , einen
Botschafter Seiner Grossbritannisclien Majestät zu empfangen, gehörig
versichert hatte, abermals eine Gesandtschaft unter Earl Macartney
ausgerüstet. Das Gefolge war sehr glänzend. Ausser dem Secretär
Sir George Staunton und zahlreichen Attache’s begleiteten den Botschafter
mehrere Aerzte, Mechaniker, Maler und Zeichner. Die
Ehrenwache bildete ein aus Infanterie, Cavallerie und Artillerie
combinirtes Detachement von 50 Mann, commandirt von einem
Oberst - Lieutenant und zwei . Subaltern - Officieren. Unter der
20 Köpfe starken persönlichen Bedienung des Botschafters waren
Bäcker, Tischler, Gärtner, Ulmnacher, Schneider und Musikanten.
Mit diesem Gefolge schiffte Lord Macartney sich Ende September