
Gesindel der grossen Städte zu unterdrücken.« . . . . »So lange ein
solcher Handel im Schoosse unseres gesetzlichen Handelsverkehrs
besteht, hat die chinesische Obrigkeit guten Grund zu strengen
Maassregeln auch gegen diesen, da sie nicht in der Lage ist,
zwischen beiden zu unterscheiden.« — Capitän Elliot ersuchte deshalb.
immer dringender die heimathliche Regierung um »deutlich
begrenzte und ausreichende Amtsgewalt zu Zügelung einer Men-
schenclasse, deren freches und unbesonnenes Handeln nicht ohne
grosse Uebelstände dem chinesischen Gerichtsverfahren preisgegeben
werden könnte, deren Straflosigkeit aber den Ruf und das Wohlergehen
der englischen Unterthanen schädigten«.
In K a n - to n wurde die Stimmung immer trüber. Zwei H o n -
Kaufleute stellten dort wieder ihre Zahlungen ein, und die Fremden,
welchen sie drei Millionen Dollars schuldeten, hatten wenig Aussicht
auf Befriedigung; denn die solidarische Verpflichtung der
H o n - Kaufleute war seit 1828 aufgehoben, und die Ausschussbehörde,
welche früher die Steuerzahlung vermittelte und sich immer schadlos
halten konnte, bestand nicht mehr. Die Gläubiger mussten
auf harte Bedingungen eingehen, für deren Erfüllung doch Niemand
bürgte.
1838. Im Juli 1838 kam Admiral Sir Frederick Maitland mit zwei
Kriegsschiffen nach Macao. Capitän Elliot ging mit denselben nach
der Mündung des Perl-Flusses und erhielt dort einen an die H on-
Kaufleute gerichteten Erlass des Vice-Königs, den er uneröffnet mit der
Erklärung zurückwies, dass nach gemessenem Befehl seiner Vorgesetzten
keine Mittheilung in dieser Form angenommen werden dürfe. Elliot
fuhr darauf nach K a n - to n und liess am Stadtthor ein Schreiben
unversiegelt zur Beförderung an den Vice-König übergeben, damit
kein Chinese wähnen könne, er habe dasselbe als »Gesuch« bezeichnet.
Es wurde ohne Antwort zurüekgeschiekt. Nun machte Elliot
öffentlich bekannt, er habe nur die friedlichen Absichten des Admirals
constatiren wollen und werde K a n - t o n verlassen, wenn der
Vice-König seine Erklärungen unbeachtet lasse. — Unterdessen war an
der Bocca Tigris ein englisches Boot mit Kugeln begrüsst und angehalten
worden; ein Mandarin kam zur Untersuchung an Bord und erklärte,
dass weder der Admiral noch andere Flottenofficiere stromaufwärts
passiren dürften. Auf diese Nachricht fuhr Sir Frederick Maitland
nach der Bocca hinauf und verlangte von dem chinesischen Admiral
K w a n Genugtbnung für jenen Angriff, die nach einigem Pariamentiren
in angemessener F'orm geleistet wurde. Admiral Maitland
kehrte auf den früheren Ankerplatz zurück und segelte bald darauf
ab. Seine Anwesenheit hatte weder auf die Schuldregulirung noch
sonst auf die Verhältnisse- Einfluss; es fehlte an ausreichender
V ollmacht.
Zwei Monat später wurde in K a n - t o n eine Quantität Opium
fortgenommen, und der H o n - Kaufmann, der, unkundig der verbotenen
Fracht, für das englische Schiff gebürgt hatte, mit dem K a n - g o 'u )
bestraft, auch der Handel so lange gesperrt, bis der Schuldige
K a n - ‘t o n verlassen hatte. - 4*-. Üm die Fremden zu schrecken, wollte
die Obrigkeit ein Beispiel statuiren und liess auf dem Platz vor
den Factoreien Anstalten zu Strangulirung eines chinesischen
Schmugglers treffen. Die Fremden vertrieben jedoch die Schergen,
ohne von der müssigen Volksmenge gehindert zu werden. Als nun
der Haufen sich mehrte, schlugen unbesonnene'Kaufleute aus den
Factoreien ohne Provocation mit Stöcken dazwischen, wurden aber
mit • einem Steinhagel zurückgewiesen und in ihre Wohnungen
gedrängt, deren Thore sie schlossen. Die Wuth der Volksmenge,
welche die Factoreien stürmen wollte, hätte tragische Folgen
gehabt, wenn nicht chinesisches Militär eingeschritten wäre. »Und
solchen Gefahren,« schreibt Elliot in einer Depesche, »setzte man
sich wegen des unredlich zusammengescharrten und verhältniss-
mässig geringen Gewinnes ruchloser Menschen aus, welche sowohl
den englischen als den chinesischen Gesetzen trotzen zu dürfen
glaubten.«
Capitän Elliot sah. die wachsende Gefahr und berief eine
Versammlung der Engländer in K a n - to n , welcher auch viele andere
Fremde beiwohnten. Er stellte denselben vor, dass der Grund der
Uebelstände in dem mit schrankenloser Frechheit betriebenen
Opium-Handel im Perl-Flusse liege; Folgen davon seien die Schädigung
und Unterbrechung des erlaubten Handels, Verhaftung und
Bestrafung von Unschuldigen, übele Beleumdung aller Fremden
und die Gewissheit, dass dieser ungesetzliche und gewaltsame
Handel den wildesten Verbrechern und dem Auswurf aller Länder
anheim fallen - werde. — An die englischen Schmuggel - Schiffe
erging der Befehl, den Perl-Fluss binnen drei Tagen zu verlassen,
i4) Ein hölzernes Halsband oder vielmehr ein dickes Brett, in welches ein
Loch zum Durchstecken des Kopfes geschnitten ist.