
auf K i- s e n , der doch Alles getlian hatte, was Chinesen zur
Abwehr des Feindes thun konnten. Zu seinen Gunsten erhoben
sich wenige Stimmen; diese wurden überschrieen in hundert
schmähenden Flugschriften, welche namentlich die conservative
Classe der Studirten gegen den unglücklichen Staatsmann
schleuderte.
Die dreizehn Artikel der gegen K i - s e n erhobenen Anklage
und seine Verantwortung gewähren einen Einblick in die chinesische
Auflassung von amtlicher Pflichterfüllung.
»1) Warum hast Du die Engländer nicht sofort angegriffen?
Ich wünschte sie e rst durch vernünftige Vorstellungen zu
leiten u n d argwöhnte nicht, dass sie mit brutaler Gewalt die
W e rk e von T s u e n - p i angreifen würden.
2) Warum beriethest Du Dich nicht mit dem zweiten Gouverneur
un d den Uebrigen, ehe die W e rk e genommen wurden?
Die Beziehungen zu den Barbaren waren d e r vertraulichsten
Art und gestatteten keine Behandlung vor d e r Oeffentlichkeit.
3) Warum entliessest Du die F luss-Miliz und sandtest eine so
geringe Anzahl Leute nach d e r Bocca, dass Admiral K w a n z u
Grunde gehen musste?
Ich entliess die Fluss-M iliz keineswegs; sie nahm sogar am
Kampfe Theil. Die Streitmacht in den Batterieen brachte ich auf
400 Geschütze u n d 8900 Mann.
4) Du hattest eine Unterredung mit dem Oberhaupt der Fremden
u n d h a st ihn bewirthet. N u r ein Comprador war als Dolmetscher
zugegen.
Ich unterhielt mich mit ihm über die Einrichtungen des
Handelsverkehrs, über Schleichhandel u n d die Bestimmungen
gegen die Opiumeinfuhr, und da e r nicht gegessen h a tte , so
gab ich ihm eine Mahlzeit.- Unsere Unterredung war keine
geheime; mehrere Civil- und Militär-Beamte wohnten ih r bei.
Die zweite Unterredung war eine zufällige; denn ich ging nach
den We rk en d e r Bocca, um mich mit dem Admiral über ihre
V e r te id ig u n g zu besprechen, nicht um das Oberhaupt der
Fremden zu treffen. Aber dieser kam und verlangte die amtliche
Bestätigung d e r Abtretung von H o n g - k o n g , stellte auch
andere v e r rä te ris c h e Anträge, denen ich meine Zustimmung
versagte. •
5) Du hast Dich zur Vermittelung eines gemeinen Compradors,
P a u - p e n , bedient, der schon früher der Verrätherei beschuldigt
wurde.
Ich fand ihn in S a n - t u n u nd brauchte ihn als Dolmetsch.
Ich untersuchte die gegen ihn gerichtete Anklage u n d fand
keine genügenden Beweise für seine Schuld.
6) Du gabst den Barbaren H o n g - k o n g als Wo h n o rt gegen unser
Gesetz von der U n te ilb a rk e it des Reiches.
Ich stellte mich s o , durch die Umstände gezwungen, um sie
eine Weile hinzuhalten, hegte aber niemals ernstlich den Gedanken
einer Abtretung.
7) Du hast zuerst dem Kaiser von diesem Zugeständniss ab-
gerathen und Dich nachher doch dazu bereit finden lassen.
Ich rieth a b , aus Besorgniss, die Engländer möchten dort
Festungen b au en , und gab dann zum Schein meine Zustimmung,
weil ich in die äusserste Noth g e r i e t .
8) Du erhieltest den Befehl, die Engländer zu vernichten, ha st es
aber aufgeschoben.
Die Barbaren waren zuerst d em ü tig und gehorsam; e rst
später wurden sie unverschämt. Und in meiner Beschränktheit
wollte ich diese M aassregel nicht w agen, ehe die grosse Armee
versaipmelt wäre.
9) Du hast trotzdem M itte ilu n g e n von den Barbaren entgegengenommen.
Das th a t ich, um sie hinzuhalten und ihren Angriff abzuwenden.
10) Du wagtest die Freigebung vonA-aioi, dem Schlüssel d e r P ro vinz
F u - k i a n , vorzuschlagen, wodurch K a n - t o n Schaden gelitten
hätte.
In meiner Beschränktheit glaubte ich, dass dieses Recht
den Engländern gewährt werden möchte, da andere Fremde
do rt zugelassen w e rd en ; nicht dass sie d o rt wohnen sollten,
sondern nur zu Handelszwecken.
11) Du erlaubtest dem Schiff, das den Befehl zur Auslieferung
nach T s u - s a n beförde rte, unterwegs Lebensmittel zu kaufen.
Das th a t ich, um jedem Verzüge in Erreichung dieses wichtigen
Zweckes vorzubeugen.
12) Warum stelltest Du die kriegerischen Antalten in K a n - t o n
als mangelhaft dar und entmuthigtest so die Soldaten?
Ich gab h u r eine wahrheitsgetreue Darstellung der W irk lichkeit,
nicht um F u rch t einzuflössen, sondern meine Pflicht
gegen den Kaiser zu erfüllen.
13) Warum hast Du nach der Einnahme der W e rk e von T s u e n - p i
nochmals unterhandelt?