
sie wagen i’ Icl. verzweifelte nun am Erfolge der Mission und an je d e r
guten Wirkung der Bewegung, - sei es für die Religion, den Handel
o der staatliche Einrichtungen, und beschloss, sie zu verlassen, was ich
that am Montag, den 20. Jan u a r 1862.«
Das Schreiben zeichnet den Verfasser, der an dem Mordgesindel
nicht verzweifelt, bis es ihn selbst bedroht. Er vergass
dann anzuführen, dass sein Diener nach den Gesetzen der T a e - p in
das Leben verwirkt hatte und durch sein Einschreiten der Todesstrafe
entzogen wurde; das wusste man an Bord des vor N a n - k in
ankernden englischen Kriegsschiffes Renard, welches Herrn
Roberts aufnahm. — Den T a e - f in spricht sein Zeugniss dennoch
schlagend das Urtheil.
Es widersteht uns, zu glauben, dass eine Räuberbande von
Hunderttausenden, regiert von einem irrsinnigen Wütherich und
seinen Creaturen, Jahre lang als politische Macht bestehen konnte,
ohne in sich selbst zusammenzubrechen. Und doch war es so.
Selbst H u n - d z in , der milde freundliche Missionsprediger, wurde
zum Blutmenschen; Herrn Roberts rettete wohl nur seine christliche
Ergebung; sicher wünschte man, ihn los zu werden. Sonderbarer
Weise blieb er noch eine ganze Woche nach dem Morde in
N a n - k in : wahrscheinlich suchte er Recht beim T i e n - w a n , der ja
mit dem Leben seiner Untergebenen wenig Umstände machte, und
schied nur, weil er nicht bleiben konnte.
Bezeichnend ist die Thatsache, dass die gebildeten Stände
unter den T a e - f in fast gar nicht vertreten waren; H ü n - s iü - t s u e n
muss allen weit überlegen gewesen sein. Die Angabe des H u n -
d z in in seiner Erzählung vom früheren Leben des T i e n - w a n , dass
m K u a n - s i viele Graduirte der ersten und zweiten Prüfung sich
der Bewegung angeschlossen hätten, wurde nachmals stark bezweifelt,
da man gar keine Männer dieses Schlages unter ihnen
traf, da ihre Manifeste den geringsten Grad literarischer Bildung
verriethen. jy-' Consul Parkes äusserte gegen den Gesandten, dass
er unter den T a e - p i n - Führern in N a n - k in nicht einen ernsten bewussten
Mann gefunden habe, auf welchen Hoffnungen zu setzen
wären; sie schlemmten in Ueppigkeit, während die Stadt verödet
lag und das Gras auf den Strassen wuchs. Den Porcellanthurm,
N a h •• k in s berühmtesten Bau. hatten sie muthwillig zerstört.ls))
134) Wir sahen m S h a n g - h a e Stücke davon, welche aus feiner weisser Por-
cellamnasse bestanden.
Die Frauen und Kinder der ermordeten oder zu Soldaten gepressten
Bewohner mussten für den Unterhalt der wilden Horde arbeiten;
der Himmelsfürst weilte unsichtbar in den Tiefen seines Harems,
und gab nur durch wahnwitzige Manifeste oder blutige Grausamkeit
Zeichen seines Daseins.
Für S h a n g - h a e war die Schiffahrt auf dem Y a n - t s e besonders
damals wichtig, da die seine Ausfuhr producirenden Seiden-
districte von den Rebellen besetzt waren und wenig Aussicht für
die Zukunft boten. Man fand grade jetzt wieder besondere Regsamkeit
unter den T a e - f in und hatte wenig Vertrauen zu den
kaiserlichen Kuli-Heeren, welchen militärische Organisation und
Disciplin ebenso fehlten, wie den Insurgenten. Die Kassen waren
erschöpft. Im Norden drohten die »Salzdschunken-Rebellen«, —
die Mannschaft unzähliger dem Monopol-Handel mit Salz dienender
Staatsboote, zu deren Benutzung das Geld fehlte, — der Hauptstadt
die Zufuhr abzuschneiden und schlugen das Heer S a n - k o -
l i n - s in ’s . Diese Bewegung wurde mit den Operationen der T a e -
f in in Verbindung gebracht, und S h a n g - h a e , das bis dahin ganz
vom Seidenhandel lebte, sah trübe in die Zukunft, wenn sich kein
Ersatz bot. Nun standen, wie gesagt, die geöffneten Häfen am
oberen Y a n - t s e durch Wasserstrassen mit den Thee-Districten in
Verbindung; man hoffte die Hauptmasse dieses Artikels, welche bis
dahin durch unwegsame Gebirge nach K a n - t o n ging, weit billiger
über S h a n g - h a e exportiren zu können, wo sich eine Actiengesell-
schaft zum Bau flachgehender Dampfer bildete. Sehr deprimirend
wirkte hier die durch den Auszug der Bewohner von H a n - k a u
veranlasste Nachricht, dass der Y i n - w a n die Dreistadt besetzt
habe; wenig Stunden nach ihrem Eintreffen erschienen an allen
Strassenecken grosse chinesische Maueranschläge auf rothem Papier,
welche die fr em d e n C o n su ln aufforderten, endlich Ernst zu
zeigen und die Rebellen zu vernichten.
General de Montauban wünschte schon im Frühjahr 1860
Truppen gegen die T a e - p in zu senden, wenigstens S u - t s a u und
die Seidenbezirke vor ihnen zu schützen. Eine auf ihre Vertreibung
zielende Petition reichten später französische Kaufleute an den
Consul in 'S h a n g - h a e ein, welcher dem Gesandten in P e - k in darüber
berichtete. Er betont, dass eine Betheiligung an der Y a n - t s e -
Expedition weder den Ruhm noch den Vortheil Frankreichs hätte
fördern können, dass die Anerkennung der Rebellen als krieg-
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