
»Am vierzehnten Tage des dritten Mondes des S in - k a e - Jahres
redete der himmlische Vater im Dorfe T u n - h ia n die Menge also an:
O meine Kinder! Kennet ihr euren himmlischen Vater und euren
himmlischen älteren Bruder? Worauf Alle antworteten: Wir kennen
unseren himmlischen Vater und unseren himmlischen älteren Bruder.
Der himmlische Vater sprach: Kennet ihr auch eueren Herrn, gewiss
und wahrhaftig? Worauf sie alle antworteten: Wir kennen unseren
Herrn sehr gut. Der himmlische Vater sagte: Ich habe eueren Herrn
auf die Erde hinabgesandt, damit er der himmlische König werde.
Jedes Wort, das er redet, ist ein himmlischer Befehl. Ihr müsst gehorsam
sein; ihr müsst in Wahrhaftigkeit euerem Herrn dienen und
eueren König achten. Ihr dürfet nicht wagen, zügellos zu handeln
oder euch unehrerbietig zu gebahren. Wer von euch seinen Herrn und
König nicht scheuet, wird in Bedrängniss gerathen.«
»Am achtzehnten Tage des dritten Mondes des S in - k a e -Jahres
redete der himmlische ältere Bruder, der Heiland Jesus, im Dorfe
T u n - h ia n zu der Menge und sagte: O meine jüngeren Brüder! Ihr
müsset die himmlischen Gebote halten und den euch ertheilten Befehlen
gehorchen und in Frieden mit einander leben. Ist ein Höherer im
Unrecht und ein Niederer einigermaassen im Recht., oder ist ein Niederer
im Unrecht und ein Höherer einigermaassen im Recht, so schreibet
nicht wegen des einzelnen Ausdrucks die Sache in ein Buch, noch
knüpfet Fehde und Feindschaft an. Ihr sollet pflegen was gut ist und
eueren Wandel reinigen; ihr sollet nicht in die Dörfer gehen und das
Geld und Gut der Leute plündern. Wenn ihr in Reihen zum Kampfe
gehet, so sollet ihr nicht weichen. Wenn ihr Geld habet, so müsst
ihr das sagen und nicht glauben, dass es dem Einen oder dem Anderen
gehört. Ihr müsset mit einigem Herzen und einiger Stärke die Berge
und Flüsse erobern. Ihr sollet den Weg zum Himmel finden und
darauf wandeln. Ist auch jetzt die Arbeit mühselig und qualvoll, so
werdet ihr doch ailmälich in hohe-Aemter gelangen. Wenn, nachdem
ihr unterwiesen seid, noch Jemand die Gebote des Himmels bricht
und die euch gegebenen Befehle missachtet, wenn ihr eueren Officieren
nicht gehorchet oder, in die Schlacht geführt, zurückweichet, so
wundert euch nicht, wenn ich, euer erhabener älterer Bruder, euch zu
tödten befehle.«
Ueber die Einzelnbeiten des Winterfeldzuges fehlt es an
himmlischen V o rsch riften vermeide u n d so h an d e le , wie es u nserem himmlischen
V a te r u n d u nserem himmlischen ä lteren B ru d e r wohlgefällig ist. A u ch einige
u n s e re r königlichen P ro clamatio n en sin d hinzugefügt, um eu ch m it d en Gesetzen
b ek an n t zu machen, damit ih r in d e r F u rc h t d erselben leb et. A ch te t darauf!«
Nachrichten, aher das ist sicher, dass die T a e - p i n , obwohl in
der Defensive bleibend, immer wichtigere Plätze gewannen und sich
beständig verstärkten. So stiessen zwei weibliche Rebellenfuhrer,
jede mit zweitausend Mann, zu H ü n - s iu - t s u e n , unterwarfen sich
seinem Befehl und nahmen seine Lehre an. Bald darauf Hessen
ihm acht Bandenführer des Dreifaltigkeitsbundes ihre Bereitschaft
zum Beitritt melden. H u n - s iü - x s u e n stellte die Bedingung, dass
sie den wahren Gott verehrten und schickte acht Brüder zu ihrer
Unterweisung, welche jeder mit einem Geldgeschenk zuruckkehrten.
Die Dreifaltigkeitsbündler marscliirten darauf zum T a e - p i n -Heere
und lagerten sich in der Nähe. Nun hatte einer der zu ihrer Unterweisung
gesandten Brüder das Geld nicht an die allgemeine Kasse
abgeliefert; H®» beschloss dessen Bestrafung nach der vollen
Strenge des Gesetzes und liess ihn enthaupten. Das schreckte
sieben von den Bandenführern dermaassen, dass sie mit ihren
Schaaren wieder abzogen.76)
H u n - siu - t s u e n äusserte sieb damals über den Dreifältig-
keitsbund sehr deutlich: er verabscheue dessen abergläubische Gebräuche;
auch sei wohl die Ausrottung der T s i n - , nicht aber die
Aufrichtung einer neuen M i n -Dynastie zu erzielen. Auf die Zahl
der Anhänger komme es nicht an: »Wenn wir die wahre
Lehre predigen und auf Gottes mächtige Hülfe bauen, so werden
Unserer wenige eine grosse Zahl der Anderen aufwiegen.. Er
befahl auf das strengste, keinen Dreifaltigkeitsbündler aufzunehmen,
der nicht den abergläubischen Gebräuchen entsage und
sich zur wahren Lehre bekenne. — Diese puritanische Strenge
und die Gütergemeinschaft scheinen mehrere Jahre lang dem
T a e - p i n -Heere die Kraft verliehen zu haben, welche zu unbedingtem
Erfolge führt. Mit dem Aufhören derselben begann der Verfall
ihrer Herrschaft.
Im Erühjahr 1851 sandte die kaiserliche Regierung den
Mandschu-General W u - l a n - t a e und bald darauf einen anderen
Mandschu vom höchsten Range, den ersten Minister S a e - h a n - a ,
nach K u a n - s i . Letzterer kam als Generalissimus mit einem zahl-
1851.
76) N u r Einer,- welchem d ie S tren g e d e r S atzu n g en g efiel, blieb bei d en T a e - pin
u n d w u rd e einer ih re r b e s te n F ü h re r. E s w a r L o - t a - k a n , d e r sp ä te re Conunan-
d an t von T s in - k ia n - p o , mit welchem M eadows mehrfach v erk eh rte. — D ie an d e ren
Blindenführer tra te n zu d en Kaiserlichen ü b e r ; sie so llen im L au fe d e s K rieg es
sämmtlich von d en Rebe llen g efangen w o rd en sein.