
und Lay zu den Bevollmächtigten, wo K i - y in grade anwesend
war. Die Secretäre erklärten, dass eine eben an den Botschafter
ergangene Mittheilung in Geist und Haltung ganz anders, als nach
den früheren Zusagen erwartet werden durfte, und durchaus nicht
geeignet sei als Grundlage zu den Verhandlungen zu dienen.
K w e i - l ia n und W a - sa n a antworteten, so deutlich in Gegenwart
des K i - y in nur geschehen konnte, dass dieser den Inhalt der Note
verantworten müsse. Herr Wade erwiederte, Lord Eigin könne
zwar dem Kaiser keine Vorschriften machen für die Wahl seiner
Bevollmächtigten; Glaubwürdigkeit und ehrenhafte Gesinnung seien
aber nothwendige Erfordernisse zu Erledigung der schwebenden
Fragen, und es könne keiner Parthei Vortheil bringen, wenn eine
in dieser Rücksicht verdächtige Person auf die Verhandlungen
Einfluss übe. Er übergab darauf den Bevollmächtigten eine Abschrift
der in Y i’s Archiven gefundenen Eingabe K i - y in ’s ah den
Kaiser, welche W a - s a n a mit gedämpfter Stimme vorlas. Dieses
Document spiegelt zu treu die Auffassung der Chinesen, um nicht
hier im vollen Wortlaut wiedergegeben zu werden.
Der Knecht K i - yin überreicht dem T hrone knieend eine e rgänzende
Denkschrift. Die Details d e r Verwaltung in den Angelegenheiten
der Barbaren - Staaten und die den Umständen angemessene
Behandlung von Barbaren-Gesandten bei ihrem Empfange seinerseits
bildeten den Gegenstand verschiedener Eingaben deines Sclaven.
Nachdem die ergänzenden Handelsbestimmungen auch von ihm
unterhandelt w u rd en , hatte e r die E h re , die darin enthaltenen Artikel
dem geheiligten Blick deiner Majestät zu un te rb re iten , welche d a s .
Finanzministerium beauftragte, dieselben zu prüfen und darüber zu
berichten. Das Alles ist bekannt. Es erinnert aber daran, dass im
17. Mond des 22. Ja hres (August 1842) die englischen Barbaren durch
Friedensverträge gebunden wurden. Die Americaner und Franzosen
folgten nach einander im Sommer und Herbst dieses Jahres (1845).
In diesem Zeitraum von drei Ja hren gingen die Barbaren - Angelegenheiten
durch verschiedene P h a se n , und im Verhältniss der neuen Gestaltung
wurde es nothwendig, den Standpunkt zu wechseln und Aen-
derungen zu treffen in den Mitteln, durch welche sie gezügelt und im
Zaum gehalten werden möchten. Man muss sie natürlich gerecht behandeln
und zu ihrem Gewissen red en ; um sie aber in der Hand zu
behalten, ist Schlauheit erforderlich.
In manchen Fällen muss man ihnen Vorschriften machen, aber
ohne Angabe der Gründe; in anderen ist ihre Unruhe n u r durch
Kundgebungen zu besehwichtigen, welche ihren Verdacht mederschla-
gen, und in einigen muss man sie zufriedenstellen u n d -z u Dank verpflichten
durch Gewährung des Verkehrs auf dem Fusse der Gleichstellung;
manchmal muss m an , um Zwecke zu erreichen, ein Auge
zudrücken zu ih re r Falschheit, und die Schätzung (ihrer Handlungen)
nicht zu weit treiben.
Geboren und erzogen in den fremden Gegenden aüsserlialb
können die Barbaren Vieles in der Verwaltung der himmlischen H e rrschaft
nicht begreifen, u n d sie geben Dingen, deren wirkliche Bedeutung
ihnen unverständlich is t, beständig eine gezwungene Auslegung.
So steht die Veröffentlichung der kaiserlichen Befehle (wörtlich: d e r
seidenen Klänge) den Mitgliedern des grossen Staatsraths zu ; aber
die Barbaren achten sie für die eigenhändige Antwort deiner Majestät;
und Wenn män ihnen deutlich sagte, dass sie nicht Vpn d e r Han d schrift
deiner Majestät sin d , so würden sie kein festes Vertrauen
darauf setzen. Die Malzeit, welche die Barbaren Zusammen essen,
nennen sie Mittagsmal (TA-tsAü). Sie lieben die Gewohnheit, eine
Anzahl Menschen zu einem grossen Fe ste zu versammeln, bei welchem
sie zusammen schmausen und zechen. Wen n dein Sclave den Barbaren
an derBocßä oder in Macao eine Ehre erwies, sind ihre Obersten und
F ü h re r zusammengekommen zu zehn bis zwanzig Und drejssig an
Zahl, u n d wenn im Laufe der Zeit dein Sclave Anlass h a tte , sich in
die Barbarenwohnungen oder auf die Barbarenschiffe zu begeben,
setzten sie sich um ihn herum zu seiner. Aufwartung u n d wetteiferten
im Anbieten von Speisen und Getränken. Um ih r Wohlwollen zu gewinnen,
musste er ihren Löffel u n d Becher theilen.
E in anderer PunCt. Es ist eine Eigenschaft der Barbären, viel
aus ihren F rauen zu machen. Besucht sie ein Mann von Rang, so
kommt sicher die F ra u h e rau s, ihn zü empfangen. So haben z. B.
der americanische Barbar P a rk e r und der französische Barbar Lagrene
ihre fremden F rauen mitgebracht, u n d wenn dein K necht in Geschaffen
nach den Barbarenwohnungen kam, erschienen plötzlich die Frauen
und grüssten ihn. Dein Knecht war verlegen und unbehaglich; sie
aber freuten sich im Gegentheil über die ihnen angethane Ehre. Das
beweist die W ah rh e it, dass die Bräuche der westlichen Staaten nicht
nach dem chinesischen Ceremöniel zu gestalten sind, u n d wollte man sie
schelten, so diente das nicht zu ih re r Belehrung (wörtlich: spaltete
nicht" ihre Stumpfheit), sondern erzeugte nur Verdacht und Uebel-
wollen. _ . ,
F e rn e r: S e i t A n k n ü p fu n g freundschaftlicher Beziehungen wurden
die verschiedenen Barbaren auf dem Fusse einer A rt von Gleichstellung