
mittelbar nach dem Erlöser folgt, lässt sich hier vermuthen. Ihm
mag auch die Veröffentlichung jener aufDemüthigung des T i e n - w a n
berechneten Erzählung zuzuschreiben sein; sonderbar ist nur,
dass letzterer sie gestattete. Yan mochte hoffen, in seinen Eigenschaften
als Organ des »himmlischen Vaters«, »heiliger Geist« und
wirklicher Lenker des T a e - p i n -Staates den T i e n - w a n allmälich
verdunkeln und im passenden Augenblick beseitigen zu können.
Alle Gesetze und Verordnungen wurden fortan nur von ihm unterzeichnet,
und I I u n - s i u - t s u e n verschwand so sehr vom Schauplatz,
dass Viele ihn gestorben wähnten. Im Laufe des Jahres 1856 scheinen
die Pläne des Ost-Königs zur Keife gelangt, aber verrathen worden
zu sein. Man weiss nichts Zuverlässiges über den Hergang; nur
so viel steht fest, dass Y a n mit seinem ganzen Anhang im August
genannten Jahres auf Befehl des T i e n - w a n ermordet wurde.88)
Trotz oder vielleicht wegen seiner Abschliessung beherrschte dieser
unbedingt die Massen. — Auch der Nord-König wurde damals
beseitigt. Ernste Unruhen sollen diesen Ereignissen in N a n - k in
gefolgt sein.
Nun waren die T a e - p i n ihrer besten Führer beraubt. Daraus
erklärt sich ihre ünthätigkeit in den nächsten Jahren, welche um
so mehr auffällt, als locale Insurrectionen und der englische Krieg
ihnen Vorschub leisteten. F u n - v u n - s a n , der Süd-König und
S i a o - t s a o - w u i , der West-König fielen; aus der ursprünglichen
Zahl blieb nur des T i e n - w a n älterer Brücker, der Hülfs-König
S i - t a - k a e , übrig, der, allem Anschein nach durch Argwohn
vertrieben, in der Provinz S e - t s u e n an der Spitze eines starken
Heerhaufens lange Zeit auf eigene Hand operirte.
Schon Anfang 1856 hatten kaiserliche Truppen die Dreistadt
H a n - k a u wiedergenommen und N a n - k i n ^ hart bedrängt. In
K i a n - s i , H u - n a n und H u - p i gewannen die Kaiserlichen einige
grosse Städte; die amtliche Zeitung von P e - k in berichtete eine
Reihe von Siegen. Aber locale Aufstände brachen in mehreren
Provinzen aus. In den beiden K lan vernichteten Heuschreckenschwärme
die Aernten. In Y ü n - n a n erhob sich 1857 die mohame-
88) Neumaim berichtet in seiner ostasiatischen Geschichte Näheres über die
Ereignisse, ohne seine Quelle zu nennen. Gerüchte cursirten viele; aber die
zuverlässigsten Schriftsteller, welche sich damals in China selbst mit der Geschichte
der T a e - p in beschäftigten und gültige Kritik üben konnten, scheinen keinen Werth
auf die umlaufenden Erzählungen gelegt zu haben, und äussern sich sehr vorsichtig.
dänische Bevölkerung und nahm mehrere Städte. Rebellionen,
Hungersnoth und Ueberschwemmungen brachten tiefes Elend über
das Reich. Die amtliche Zeitung klagt im Ausdruck wilden
Schmerzes über diese Heimsuchungen und ermahnt die Reichen
dringend zu Unterstützung ihrer „bedürftigen Mitbürger.
1857 besassen die T a e - p in nur wenige Städte auf dem Südufer
des Y a n - t s e von T s i n - k ia n aufwärts bis G a n - k i n . Im folgenden
Jahre räumten sie sogar T s i n - k ia n aus Mangel an Vor-
räthen und litten in N a n - k in grosse Noth. Sie sandten starke
Heerhaufen nach K i a n - s i , um sich Lebensmittel zu schaffen, während
N a n - k in von den Kaiserlichen belagert blieb. Das war ihr
einziger Feldzug 1858. Erst in den folgenden Jahren gewannen sie
wieder tüchtige Führer, welche, zu aggressiver Thätigkeit übergehend,
der Herrschaft des T i e n - w a n noch ein kurzes Dasein
fristeten.L
ocale Aufstände erschütterten die ganze Zeit hindurch auch
die südlichen Provinzen. So bemächtigte sich schon 1854 eine
starke Schaar von Dreifaltigkeitsbündlem in K u a n - t u n der reichen
Handelsstadt Fu - sa n , nur drei Meilen von K a n - t o n , und schloss
von da aus letztere Stadt immer enger ein. Das ganze llussnetz
des T s u - k ia n war in ihrer Gewalt; sie konnten K a n - t o n aushungern,
wenn nicht die Fremden, welche sie nicht anzutasten
wagten, Lebensmittel für die Bevölkerung herbeigeschafft hätten.
Die Zahl dieser RebeEen soll über 30,000 betragen haben; die
Garnison von K a n - t ö n konnte nichts gegen sie ausrichten. Endlich
ermannte sich die Bevölkerung und vertrieb, zu den Waffen
greifend, im Februar 1855 den Feind aus der nächsten Umgebung.
Die Rebellen verbreiteten sich nun über den Osten von K u a n - t u n
und über K u a n - s i , w o in den nächsten Jahren beständig gekämpft
wurde; nur die Hauptstadt K w e i - l in soll allen Belagerungen
widerstanden haben. Von K u a n - s i aus überschwemmten sie die
Provinz H u - n a n und drangen bis zum T u N - T i N - S e e v o r .^ S ln
Hu-Pi trotzten zahlreiche Insurgentenschaaren den Kaiserlichen.
Die Aufstände in den nördlichen Provinzen H o - n a n und S a n - t u n
beunruhigten sehr ernstlich die Behörden von P e - k i n ; am Gelben
Fluss wurden mehrere Städte zerstört und zeitweise jede Verbindung
mit dem Süden abgeschnitten. Diese Rebellen standen
nach der amtlichen Zeitung von P e - k in zu den T a e - p i n in naher
Beziehung.