
herrschten Gebietes umfasst die reichen Landstriche im Osten und
Süden. Der Nationalsehate bietet hinreichende Mittel, um unsere
Heere mit allen Bedürfnissen zu versehen. Später, weiin das ganze
Angesicht des Landes unter unse rer Herrschaft steh t, wird je d e r einzelne
Theil in unseren Listen aufgeführt w e rd en , und von dem kleinen
Gebiet Shang-bAe's wird unse r Erfolg nicht äbhäiigen. — Aber im
menschlichen Gemüth und in menschlichen Beziehungen haben alle
Handlungen ihre Folgen. Die Franzosen verletzten ih r W o rt und
brachen den Frieden zwischen uns. Wollen sie ferner in S h a n g -h a e
bleiben und ihre Geschäfte tre ib en , nachdem sie vorher so unverständig
handelten, so mögen sie das thun. Wenn sie aber wieder zu uns koiflmen,
um zu handeln, oder in unsere Grenzen gelangen, so möchte Wöhl ich, so
weit ich damit zu thun bekomme, in Grossmut.h davon absteheii, mit
ihnen über das Vergangene zu rechten; unsere T ru p p en und Officiere
ab e r, welche ihrer Täuschung verfallen sind, müssen voll Entrüstung
un d Rachedurst sein, und ist zu fürchten, dass sie nicht mehr nach
ih re r Bequemlichkeit in unse r Gebiet kommen dürfen. — Näch S u -ts a u
gelangend hatte ich den Oberbefehl über tausend Officiere und mehr-
mal zehntausend Soldaten, ein tapferes Heer, voll Kraft, jed en W id e rstand
zu erdrü ck en , Und von so gewaltiger Stärke wie die Berge.
Wollten wir wirklich S ü a n g -h a e angreifen, - welche Stadt, hatten sie
denn nicht bezwungen? Welchen Platz haben Sie. denn nicht e rstürmt,?
— Ich zog jedoch in Betracht., dass ih r und Wir gemeinschaftlich
Jestts anbeten, und dass schliesslich doch eine Verwandtschaft,
gemeinsamer Grundlage und gemeinsamer Lehre zwischen
uhs besteht. Ueberdies kam ich nach S h a n g -h a e , einen Vertrag
zu machen, um uns vereint zu sehen durch Handel und
V erkehr; nicht kam ich, mit euch zu kämpfen. Hätte ich begonnen
die Stadt anzugreifen und die Leute zu tö d ten , SO Wäre das
gewesen, als wenn die Mitglieder einer Familie mit einander kämpften
, und das hätte die Kobolde veranlasst, uns lächerlich zu machen.
- ^ F e rn e r : unter den Fremden in S h a n g -h a e müssen Verschiedenheiten
der Gemüthsart u n d Fähigkeiten sein; da müssen verständige Männer
sein, welche die Grundsätze des Rechten kennen und wohl begreifen,
was nützlich, was schädlich ist. Nicht alle können nach dem Gelde
d e r Kobolde geizen u n d die allgemeinen Handels - Interessen in diesem
Lande vergessen..»- Deshalb will ich die E ntrüstung dieses Tages J u r
je tz t unterdrücken und barmherzig einen Pfad öffnen, auf welchem
unse r jetziges Verhältniss zu einander geändert werden kann. Ich
fürchte se h r, dass, wenn meine Soldaten S h a n g - ha e nehmen, sie die
Güten und Bösen nicht werden unterscheiden k ö n n en , in welchem
Falle ich keinen Boden h ä tte , auf dem ich vor Jesus dem älteren
Bruder bestehen könnte. Ein Gefühl tiefer Besorgniss um euch
zwingt mich, euch fremden Nationen ernste Vorstellungen darüber zu
machen, was weise und was thöricht ist in diesen Angelegenheiten,
u n d über das Maass des Nutzens und Schadens d e r verschiedenen
euch offenstehenden Wege. Ich bitte euch, fremde Nationen, nochmals
reiflich zu erwägen, welcher W eg euch V ortheil, welcher Verlust
bringt. — Sollten Einige von eueren ehrenwerthen Nationen das Vorgefallene
bereuen und Freundschaftsbeziehungen zu unserem Staate für
die. zuträglichsten h a lten , so mögen sie ohne Besorgniss kommen, sich
mit mir zu besprechen. Ich behandele die Menschen nach Grundsätzen
d e r Gerechtigkeit und werde sie gewiss keiner Schmach aussetzen.
Fahren aber euere ehrenwerthen Nationen fo rt, sich von den Kobolden
täuschen zu lassen, ih re r Leitung in allen Dingen zu folgen, ohne
über den Unterschied zwischen euch nachzudenken, so müsst ih r mich
nicht tadeln, wenn ih r in Zukunft schwierig findet die Handelscanäle
zu p a s siren , und wenn die einheimischen Erzeugnisse nicht hinausgelassen
werden. • — Ich muss euere ehrenwerthen Nationen bitten,
die Umstände wieder und wieder zu erwägen, schreibe nun diese
besondere Mittheilung und baue darauf, dass ih r mir eine Antwort
gönnet. — Ich möchte mich nach euerem Befinden erkundigen.
T a e - p in T i e n - ka u. 10. Jah r. 7. Mond. 12. Tag.«
Dieses Schreiben blieb unbeantwortet. Auflallend und
unerklärt ist die darin enthaltene Beschuldigung der Franzosen
und die fehlende Adresse des französischen Consols in der Ueber-
schrift. Die katholischen Missionare waren die bittersten Feinde
der T a e - p in , und man verinuthet, dass französische Emissäre den
T s u n - w a n in Sicherheit wiegten, um ihn zu verderben. Dass derselbe
an Widerstand der Fremden nicht glaubte, beweist seine
ganz unzureichende Streitmacht und das wiederholte Vorgehen
schwacher Colonnen, die nicht zu ernstem Kampfe, wohl aber bestimmt
sein konnten einen Handstreich von Verräthern in der
Stadt zu unterstützen. Dort gab es eine unzufriedene Parthei, welche
den Rebellen die Thore zu öffnen dachte und nur durch die
Truppen der Alliirten niedergehalten wurde; auch unter den Fremden
waren, wie gesagt, viele Abenteurer und gewissenlose Specu-
lanten, die gern im Trüben fischten und den T a e - p in den Sieg wünschten.
Kein Wunder, wenn der T s u n - w a n sich täuschen liess; sicher hatten
ihm sowohl Chinesen als Fremde, das disciplinirte Häuflein Engländer
und Franzosen unterschätzend, gewisse Aussicht auf den Sieg gemacht.