
drohend in hochfahrendem T o n e , au f h undert Schliche bedacht.
Ih r T ru g hatte sich völlig blosgestellt, und da wir nicht in ihre
Schlinge gehen wollten, riss ihnen die Geduld zu warten. Daher nun
dieser neue Kunstgriff, diese Ueberreichung einer Eingabe an den
Staatssecretär, durch welche sie friedfertige Eröffnungen vermeiden.
Nebenbei: diese Barbaren haben seit zwanzig Ja hren ihren Dünkel gen
ä h rt, u n d man durfte gewiss nicht erw a rten , dass sie in einem Tage
die Köpfe hängen, die Ohren anlegen, mit den Schwänzen wedeln
u n d um Gnade flehen würden. Deshalb musste ihre Mittheilung in
frecher u n d rebellischer Sprache gehalten sein. Aber W u und seine
Collegen hätten ihnen sägen sollen, dass d e r General - Gouverneur der
beiden K ian ein Beamter vom höchsten Ansehn im chinesischen Reiche
und zugleich kaiserlicher Commissar zu Leitung der Barbaren-Angelegenheiten
is t; dass ihre Schreiben nicht nach der Hauptstadt gesandt
werden, sondern dem kaiserlichen Commissar zur Verfügung vorgelegt
werden würden; und d e r Commissar hätte ihnen zunächst einen Verweis
ertheilen sollen für den im vorigen Ja h re begangenen Fehler,
dass sie den geziemend an sie erlassenen Befehlen nicht gehorcht
h ä tten ; dann musste er ihre Versöhnung durch sanfte Ermahnungen
bewirken u n d ihnen versprechen, wenn sie aufrichtige Reue zeigten,
deine Majestät zu vermögen, ihnen aus Gnade die Zahlung einer
Kriegsentschädigung zu erlassen u n d ihnen die Fortsetzung des Handels
zu gestatten. Hätten sie dann noch auf ihrem Verlangen nach Rache
für die Züchtigung von T a -k u b eh a rrt, dann (hätte e r ihnen sagen
mögen) sollten sie n u r wieder nach T a -k u gehen und es ausfechten,
so könnten sie die W ü rd e ihres Volkes wahren und im Falle des Sieges
thun was ihnen beliebte; sollte es ihnen aber wieder nicht glücken,
dann wäre es zu spät zur Reue. — Hätte man ihnen solche Antwort
gegeben, so kam es zu keinem Zusammenstoss. Die Barbaren hätten
sich natürlich in heftiger Sprache gewehrt, nach und nach aber unserer
Botmässigkeit gefügt, und wenn sie noch au f Zugeständnissen für den
Handel zu bestehen dachten, so konnte man ihnen leicht einige machen,
welche die Schicklichkeit nicht verletzten und ihnen Vortheil brachten.
Indem sie dann einen gewissen Betrag ih re r Forderungen erlangten,
hätten sie keinen Schaden gelitten an ihrem Rufe; durch diesen e i n e n
Schritt hätte den Feindseligkeiten vorgebeugt und die Versöhnung der
Barbaren herbeigeführt werden können.
In diesem Ton geht es weiter. Die Lage ist jetzt sehr verwickelt;
H o - k w e i - t s i n hat Schwäche bewiesen; nun werden die
Barbaren uns Bedingungen stellen, auf die wir nicht vorbereitet sind.
Der Kaiser sollte Ho an weisen, sich durch die Umstände leiten zu
lassen; wäre die Sprache der Barbaren ehrfurchtsvoll und unter-
thänig, so müsse er ihre Gesuche gewiss vor den Thron bringen,
sonst aber ohne Umstände abweisen.ijfifti S h a n g - h a e würden die
Barbaren nicht angreifen, da sie dort Handel trieben. Die Befestigungen
von T a - k u und die Beschaffenheit des Uferlandes kennten
sie wohl und würden dort nicht leichtsinnig operiren. Ihre Schiffe
würden nur Anker werfen und sich an der Küste herumtreiben,
um ein Schreiben abzugeben und vielleicht einen Ueberfall zu versuchen;
aber kein Schreiben dürfe angenommen werden; man müsse
sie nach S h a n g - h a e zurückweisen, wo sie sich an den kaiserlichen
Commissar zu wenden hätten.
Nun folgen technische Einzelnheiten über die Festungswerke
und Erörterungen über die Besoldung des Heeres. »Deine Majestät
haben in himmlischer Freigebigkeit 200,000 T a e l aus dem Schatze
der Steuer-Verwaltung hergegeben, welche mit den in der Provinz
T s i - l i ausgeschriebenen Contributionen bis zu Ende des 4. Mondes
(17. Juni) ausreibhen. Nach Ablauf des 4. Mondes wird nichts da
sein, an das man sich halten könnte. Deine Knechte werden unverzüglich
Schritte thun zu Beschaffung von Mitteln und keine Mühe
sparen, freiwillige Beiträge zu fördern. Ob diese den ganzen Bedarf
decken oder nicht, werden sie deiner Majestät in einer anderen
Eingabe melden und deine Befehle darüber erflehen.«
Die Mischung von gesundem Menschenverstand mit kindischem
Dünkel und der äussersten Unkenntniss der Verhältnisse in diesem
Document gab einen starken Beweis für die Nothwendigkeit, sich
in directen Verkehr mit dem Hofe von P e -k in z u setzen, wenn
die Fremden in China eine würdige Stellung einnehmen wollten.
Gleich nach der Einnahme von T a n - k o sandte Gouverneur
H a n vom nördlichen Ufer ein Schreiben für Lord Eigin herüber,
der noch auf der Rhede von P e -ta n verweilte: er verstehe nicht,
was die Feindseligkeiten bedeuten sollten; er habe dem Botschafter
schon des Kaisers allumfassende Liebe für jedes lebende Wesen
gemeldet; nach einem eben eingegangenen Erlass habe der Kaiser
nun einen Commissar ernannt, der den britischen Gesandten in
der Hauptstadt empfangen und mit ihm conferiren solle. .MsfrAm
folgenden Tage, den 15. August sandte H a n - f u schon wieder eine
Note: der das Schreiben vom 14. bringende Officier habe im englischen
Lager eine weisse Friedensflagge bemerkt; dieses Zeichen
des Wunsches, die freundschaftlichen Beziehungen zu erhalten, sei