
Rebellen, unter welchen man einige Fremde sah, sich ausser
Schussweite zurück. Am folgenden Morgen erneute der T s u n -w a n
den Angriff. Im Dunkel der Nacht hatte sich eine T a e - k n - Schaar
in die zwischen der Stadt und der fremden Ansiedlung gelegene
Vorstadt geschlichen; mit ihr stürzte sich der Pöbel raubend und
mordend auf dieses reiche Viertel. Die Franzosen, an deren Colonie
dasselbe grenzte, glaubten es zur eigenen Sicherheit anzünden zu
müssen. Der Tag verging damit, die Rebellen durch Geschützfeuer
aus den brennenden-Strassen auf das Feld zu treiben, wo sie auf
den schmalen zwischen bewässerten Aeckern laufenden Pfaden
meist von Büchsenkugeln ereilt wurden. Auf diesen Pfaden rückten
die T a e - f i n am 20. August abermals im Gänsemarsch Fahnen
schwenkend gegen die Stadt vor, prallten aber vor dem mörderischen
Haubitzfeuer der Wälle zurück und schlugen die Richtung
gegen die englische Niederlassung ein, wo eine Raketensalve ihnen
den Rest gab. In der Nacht ging das Kanonenboot Pioneer den
Fluss hinauf nnd warf Granaten in das Lager der Insurgenten,
worauf sie dasselbe abbrachen und fortmarschirten. — Die Schwächlichkeit
des Angriffs und die geringe Truppenzahl der T a e - p in
lässt sich nur aus der Voraussetzung erklären, dass sie auf eine
Erhebung in der Stadt rechneten und an Betheiligung der Fremden
nicht glaubten. Ihr militärisches Auftreten machte den kläglichsten
Eindruck.
Am 21. August sandte der T s u n - w a n folgendes Schreiben an
die fremden Consuln:
• L i, der T reu e König des himmlischen Reiehes u! s. w.
richtet folgende Mittheilung an euch, die ehrenwerthen Consuln von
Grossbritannien, America, Portugal und anderen Staaten.
Dass W o rt gehalten werde, ist der Grundsatz, welcher unse r
Reich in seinen freundschaftlichen Beziehungen zu anderen Staaten
leitet; aber betrügerische Vergessenheit früherer Verabredungen ist die
wahre Ursache, dass die fremden Nationen ein Unrecht begingen. Als
meine Armee nach S u -t§ a ü gelangte, kamen Franzosen begleitet von.
Männern anderer Nationen dahin, um Handel zu treiben. Sie warteten
mir persönlich auf und luden mich ein, nach S h a n s - h a e zu kommen,
um üb e r künftige Freundschaftsbeziehungen zwischen uns Rath zu
pflegen. W issen d , dass euere Nationen gleich uns Gott den himmlischen
Vater und Je sus den himmlischen älteren Bruder anbeten, dass
sie gleiche Religion und gleichen U rsprung mit uns haben, setzte ich
mein ganzes volles Vertrauen auf ihre W o rte und kam deshalb nach
S hang - h a e , um mit euch zusammenzutreffen. — Niemals kam mir in
den Sinn,« dass die Franzosen, getäuscht durch die Kobolde, ih r W o rt
brechen und den getroffenen Abreden den Rücken kehren würden.
Aber nicht n u r erschienen sie nicht bei meiner Ankunft, um mit mir
Rath zu pflegen, sondern sie Hessen sich in V erträge mit den Kobolden
ein, die Stadt S h a n g - h a e gegen uns zu schützen, wodurch sie ihre
ursprüngliche Zusage brachen. Solche Handlungen sind gegen die
Grundsätze der Gerechtigkeit. — Gesetzt n u n , die Franzosen nähmen
die Stadt S h a n g - ha e und einige Li im Umkreis unte r ihren Schutz,
wie werden sie innerhalb dieses engen Raumes ih reW a a re n verkaufen
u n d mit Vortheil ihre Handelsgeschäfte treiben können? — Ich erfuhr
auch, dass die Franzosen von den Kobolden des H ie n - fu n keine geringe
Geldsumme erhielten, welche sie ohne Zw,eifel mit anderen
Nationen theilten. Habet ih r anderen Nationen kein Geld von den
Kobolden empfangen, — warum erschienen einige von eueren Leuten
mit den Franzosen, als diese nach S u - t §au kamen und mich zu Besprechungen
nach S h a n g - ha e einluden? Es ist so k la r wie d e r Tag,
dass euere Leute auch in S u - t §au erschienen u n d mich dringend
ersuchten nach S h a n g - h a e zu kommen. Noch klingen mir ih re W o rte
in den Ohren; unmöglich kann die Sache vergessen sein. — W en n die
Franzosen allein ihre Zusagen gebrochen u n d , nach dem Gelde der
Kobolde lü s te rn , deren Stad t beschützt h ä tten ,;— wie kommt es, dass
nicht ein Mann von eueren Nationen Heraüskam, sich mit mir zu be-
rathen, als mein Heer an dieser Stelle anlangte? Auch ih r müsst Geld
von H ie n - fü n ’s Kobolden genommen u n d es unte r euch getheilt haben.
WissentHch also thatet ih r Unrecht, ohne zu erwägen, dass ih r nach
anderen Orten als S h a n g - h a e werdet gehen müssen, um Handelsgeschäfte
zu machen. Offenbar erkennet ih r nicht, dass die Kobolde
des H ie n - fu n auf die Wahrnehmung, dass euere Nationen dieselbe
Religion haben wie das himmlische Reich, Geld gaben, um mit euch
in Verbindung zu treten. Das heisst, Andere zum T ödten ansteUen
u n d Listen brauchen, um Trennungen zu bewirken, r-4D ie Franzosen
wurden durch die Schlauheit der Kobolde bestrickt, weil sie n u r in
S h a n g - ha e nach Gewinn trachten u n d den Handel anderer Plätze
nicht berücksichtigen. Sie haben nicht n u r keine Entschuldigung gegen
mich, sondern auch keinen Boden, auf welchem fussend sie vor Gott
dem himmlischen Vater oder Je sus dem himmlischen älteren Bruder
oder selbst vor unseren Heeren u n d den anderen Nationen d e r E rd e
bestehen könnten. — Unser souveräner H e rr wurde vom Himmel eingesetzt
und regiert je tz t zehn Jahre. Eine Hälfte des von ihm be